Verlorene Träume (Windham-Reihe, Band 3) (German Edition)
geschenkt hatte. Aber wenn er dachte, dies würde sich wiederholen, dann hatte er sich getäuscht.
Ein Rütteln an der Tür ließ Rose zusammenzucken, und sie schluckte die kurz aufflackernde Enttäuschung hinunter, als sie sah, dass es nur Lorna war, die eintrat.
Lorna reichte ihr ein Gewand, welches genauso hart und kratzig war wie ihr altes, und Rose schnaubte unzufrieden, als sie es sich über den Kopf zog. Die Neugier der Magd war nicht zu übersehen, aber sie fragte nicht. Ein Blick auf das blutige Laken bestätigte ihre Vermutung, und Rose sah keine Veranlassung, sich zu erklären. Was hätte sie auch sagen sollen? Dass sie die Nähe von Alexander Hatfield gesucht hatte? Sich in ihrer Schwäche nach seiner Berührung gesehnt hatte?
Nichts davon ging Lorna etwas an, und so band Rose schweigend ihr Haar zusammen und schlüpfte in die etwas zu engen Schuhe, die Lorna ihr mitgebracht hatte.
„Weißt du, wo er ist?“, fragte Rose, um Gleichgültigkeit bemüht, auch wenn sie nicht recht wusste, was sie mehr fürchtete: seine Rückkehr oder die Tatsache, dass er nach seinen Erkundungen nicht zu ihr zurückgekommen war.
„Nein, aber es wird Zeit, hier für Ordnung zu sorgen und mit der Arbeit zu beginnen. Und mit etwas Glück laufen wir ihm dabei nicht über den Weg.“
Sogleich machte Lorna sich daran, das Bett abzuziehen, und bedeutete Rose, das schmutzige Wasser aus der Wanne zu schöpfen.
Obwohl Rose selbst nicht gerade gut auf Alex zu sprechen war, mochte sie nicht, wie selbstverständlich Lorna in ihm nur das Schlechte sah.
„Er ist nicht so übel, wie du denkst“, sah sie sich deshalb gezwungen, ihn zu verteidigen, aber Lorna hob ungläubig die Augenbraue.
„Ach nein? Vielleicht bist aber auch du keinen Deut besser als er, und daher fällt dir das nicht auf. Bilde dir nur nicht ein, etwas Besonderes zu sein, nur weil er dich in sein Bett geholt hat. Alle Welt weiß, dass er eine Geliebte in London hat, die nicht nur wunderschön, sondern auch noch reich ist. Er hat dich benutzt, mehr nicht.“
Die Magd verschwand unter einem Berg von Kissen, die sie aufschüttelte, und Rose versuchte, den Schmerz, den Lornas Worte verursachten, niederzuringen.
„Er hat mich getröstet!“, widersprach sie trotzig.
„Nenn’ es, wie du willst, aber er ist nicht der erste Herr, der seine Position ausnutzt, um seine Gelüste zu befriedigen. Und du bist nicht die Erste, die ihre Schenkel spreizt, um es sich bequemer zu machen“, sagte Lorna unversöhnlich, ehe sie mit einem Berg an Laken aus dem Raum eilte und Rose mit dem Badezuber voll schmutzigem Wasser zurückließ.
Den ganzen Tag hatte Alex damit zugebracht, die Arbeiten am Castle in die Wege zu leiten. Den Verwalter hatte er zu seinem Ärger noch immer nicht zu Gesicht bekommen, und auch dessen Schwester Anna hatte ihre Gemächer heute noch nicht verlassen, das wusste er von der afrikanischen Dienerin. Nun wurde an allen Ecken und Enden gebaut, und Alex fand endlich Zeit, den Geheimgang den Griffin ihm gezeigt hatte zu untersuchen, der sich hinter einem zur Seite klappenden Bücherregal im Arbeitszimmer befand. Fasziniert folgte er dem finsteren Gang abwärts. Feuchte, muffige Luft schlug ihm entgegen und ließ seine Laterne flackern. Die Steine unter seinen Füßen waren glitschig, und jeder Schritt hallte laut von der gewölbten Decke wider.
Griffin beeilte sich, zu ihm aufzuschließen, nachdem sich das Bücherregal mit einem dumpfen Geräusch wieder an seinen Platz geschoben hatte.
„Mylord, hätten wir nicht den Mechanismus suchen sollen, der die Tür von hier aus öffnet?“, fragte er unsicher.
„Du hast gesagt, der Gang führe hinunter bis zum Wasser. Wenn dem so ist, dann können wir ebenso gut diesen Ausgang benutzen.“
Alex war beeindruckt von diesen unterirdisch angelegten Gängen. Es musste unheimlich aufwendig gewesen sein, diese Stollen in den Fels zu treiben. Vor ihnen teilte sich der Weg, aber der rechte Gang wurde schon nach wenigen Metern von einem rostigen Gitter versperrt. Mehrere Nischen und Gewölbe waren dahinter zu sehen. Alex rüttelte an den Stäben, aber sie rührten sich nicht.
„Hier muss Donovan seine Waren versteckt haben“, murmelte er. „Aber dieses Gitter lässt sich nicht öffnen.“
Er hob seine Laterne, aber der schwache Lichtschein reichte nicht aus, die hintere Wand des Gewölbes zu beleuchten. „Es muss einen anderen Eingang geben – einen weiteren Gang.“
Ein dunkler Schatten huschte über den
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