Verlorene Träume (Windham-Reihe, Band 3) (German Edition)
Stiefelabdrücke auszumachen. Er ging auf die Knie und runzelte dabei die Stirn.
„Das würde zumindest erklären, wie jemand unbemerkt hier hereinkommen konnte.“
Griffin schüttelte entschieden den Kopf.
„So einfach ist das nicht, Mylord. Der einzige, uns bekannte Zugang vom Wasser aus, führt in das Arbeitszimmer. Diese Geheimtür habe ich seit Wochen bewacht. Niemand hätte unbemerkt hereinkommen können.“
Alex erhob sich und klopfte sich den Staub von der Hose. Sein Blick wanderte über die geschlossenen Türen, die von diesem Flur abzweigten. Er befand sich hier in einem Flügel des Hauses, in dem früher Gäste untergebracht wurden. Die Treppe war eine Dienstbotentreppe zur Küche, über die Speisen direkt in die Gemächer gebracht werden konnten. Er schritt die Türen ab. Die Spur der Stiefelabdrücke verlor sich hier, aber etwas anderes hatte seine Aufmerksamkeit erregt. Er bückte sich.
„Irgendjemand ist hier hereingekommen, Griffin!“, berichtigte er den Diener und hielt ihm seine Fingerspitze unter die Nase. Blut klebte an Alex Fingern. „Die Hühner haben sich nicht selbst die Köpfe abgeschlagen.“
Griffin wurde blass, aber Alex schien zufrieden.
„Zeige mir den Geheimgang. Vielleicht finde ich dort einen Hinweis.“
Ein zaghaftes Klopfen an der Tür ließ Rose verschlafen die Augen öffnen. Die Sonne schien durch die burgunderfarbenen Vorhänge und färbte damit den Raum in einem satten Rot.
Himmel!, war sie tatsächlich im Bett des Bluthundes eingenickt? Sie hatte doch nur ganz kurz die Augen geschlossen, um zu überlegen, wie es nun weitergehen sollte. Anscheinend hatten die Erlebnisse ihren Tribut gefordert und sie war eingeschlafen. Dass sie matt vor Lust kaum mehr in der Lage gewesen war, die Augen offen zu halten, wollte Rose sich lieber nicht eingestehen. Schnell raffte sie sich die Decke an die Brust, stellte aber erleichtert fest, dass sie allein war. Denn was hätte sie zu Alex sagen sollen, nach all dem, was sie miteinander erlebt hatten. Was würde er nun von ihr erwarten? Zum Glück war er nicht hier, denn sie musste dringend Ordnung in ihre Gedanken und Gefühle bringen. Sie musste hier raus, ehe er zurückkam.
Wieder klopfte es.
„Ja, bitte?“, fragte Rose und wartete gespannt auf Antwort. Zögerlich öffnete sich die Tür, und Lorna steckte ihren Kopf herein.
„Rose? Himmel, was tust du hier?“, rief die Magd und eilte in den Raum.
„Ich halte ein kleines Schläfchen – was denkst du denn?“, fuhr Rose Lorna gereizt an. „Schnell, bring mir ein Kleid, ehe Lord Hatfield zurückkommt!“
„Zurückkommt? Was soll das heißen? … Warst du etwa die ganze Nacht hier? Bei ihm?“
Rose hatte genug von Lornas Begriffsstutzigkeit. Sie wickelte sich in die Decke und kletterte aus dem Bett.
„Natürlich! Denkst du, ich habe mich hier hereingeschlichen, weil sein Bett so viel gemütlicher ist als meines? Hast du denn nicht mitbekommen, was gestern geschehen ist?“
Rose hob mit spitzen Fingern ihr Gewand vom Boden auf. Angeekelt verzog sie den Mund, als sie sah, wie beschmutzt es war. Das war keine Alternative.
„Nun lauf schon und bring mir ein Kleid, Lorna!“ Sie schob die Magd zur Tür hinaus und lehnte sich mit dem Rücken dagegen.
Ein fremdartiger Fluch kam ihr über die Lippen, und Rose erstarrte. Was? Hatte sie eben wirklich italienisch gesprochen? Aus welchem Winkel ihres Gehirns war das gekommen? Sie versuchte, den Fluch zu wiederholen, aber es gelang ihr nicht. Frustriert stapfte sie mit dem Fuß auf. Ihr Leben war wirklich furchtbar kompliziert. Und die letzte Nacht hatte das alles nicht leichter gemacht. Wenn sie zusammenfasste, was sie bisher über sich herausgefunden hatte, dann ergab kaum noch etwas einen Sinn.
Ihr Name war Rose, sie hatte einen Vater, aber ganz offensichtlich keinen Ehemann, da sie bis vor wenigen Stunden noch Jungfrau gewesen war. So viel also zu ihrer Befürchtung, ein lockeres Mädchen zu sein. Sie fluchte auf Italienisch, wusste aber nicht, wie sie dazu kam. Und in all diesem Durcheinander ging ihr eine Sache nicht mehr aus dem Kopf: dieser vermaledeite Bluthund . Dabei war es für ihn sicher nichts Besonderes, eine Magd in sein Bett zu holen – war er ja sogar so weit gegangen, dies von ihr für ihre Rettung zu verlangen. Trotz der herrlichen Erinnerung an die letzte Nacht ärgerte sich Rose darüber, dass Alex schließlich als Sieger aus dieser Angelegenheit hervorgegangen war, ja, sie ihm diesen Sieg sogar
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