Verlorene Träume (Windham-Reihe, Band 3) (German Edition)
Boden.
„Was war das?“, rief Griffin und machte einen Satz zurück.
Kopfschüttelnd ging Alex den Hauptweg weiter.
„Eine Ratte, Griffin, nur eine Ratte – und nun komm!“
Hinter der nächsten Biegung zweigten weitere Wege ab, die aber von herabgestürzten Steinen verschüttet waren. Alex räumte einige der großen Brocken beiseite, aber es stürzten sogleich neue Felsen nach.
„Die Wände sind feucht. Es scheint, als dringe das Wasser bei Flut bis in diesen Bereich vor. Das muss die Gänge hier zum Einsturz gebracht haben.“ Er ging weiter, und tatsächlich kam hinter der nächsten Windung schon das Wasser in Sicht. Tageslicht brach sich in den heranspülenden Wellen und schillerte auf den grünlichen Algen.
„Und nun, Mylord?“
„Nun suchen wir den Mechanismus, der uns ins Arbeitszimmer zurückbringt. Dieser Geheimgang ist zwar sehr interessant, aber leider nicht so ergiebig, wie ich gehofft hatte. Hier unten gibt es nichts, was unsere Geister erklären würde.“
Es war bereits Abend, als die beiden Männer schließlich wieder durch die verborgene Öffnung ins Arbeitszimmer traten.
Mit einem Blick auf den verängstigt wirkenden Griffin goss Alex zwei Gläser Rum ein und reichte eines an den Diener weiter.
„Ich werde weiterhin einen Wachmann vor dieser Tür postieren, aber, wenn ich bedenke, wie schwer wir uns getan haben, den Hebel zu finden, der das Regal zur Seite bewegt, glaube ich nicht, dass jemand auf diesem Weg in die Burg gekommen ist.“
Dem konnte Griffin nur zustimmen.
„Vielleicht stellen wir die falschen Fragen“, überlegte Alex laut. „Nicht wie jemand hereinkam, ist die Frage, sondern warum !“ Er runzelte die Stirn und ließ seinen Blick über die Buchrücken im Arbeitszimmer wandern.
Da es ihm im Moment nicht möglich war, mehr über die Katakomben herauszufinden, würde er die Antwort darauf in Donovans Papieren suchen.
Griffin, der sein Glas inzwischen geleert hatte und sich wieder besser zu fühlen schien, seit er zurück in seinem sicheren Refugium war, wollte gerade aufstehen, um an seine Arbeit zurückzukehren, als Alex eine Frage einfiel.
„Wann haben diese Zwischenfälle denn begonnen?“
Griffin überlegte.
„In der ersten Zeit nach Lord Donovans spurlosem Verschwinden herrschte zwar große Aufregung im ganzen Haushalt, aber, da der König Mister Parker zum Verwalter ernannte und dieser ja schon einige Monate hier verbracht hatte, fanden alle recht schnell wieder zu ihrer Routine zurück. Wir waren es gewöhnt, dass Lord Donovan mehr Zeit auf See denn hier verbrachte“, erklärte Griffin. „Aber als der König vor einigen Monaten herkam, um nach dem Rechten zu sehen, fand er Gefallen an dem Castle. Er erklärte Enrico Donovan für tot und konfiszierte das Anwesen. Miss Parker hat tagelang geweint und sich in ihrem Gemach eingeschlossen. Etwa zu dieser Zeit fing der ganze Spuk an.“
„Danke, Griffin. Eine letzte Sache noch: Lass bitte in meinem Gemach einen Tisch für zwei decken. Ich erwarte Damenbesuch.“
Rose saß neben Lorna und Akilah in der Halle und schlief beinahe über ihrem Eintopf ein. Sie war vollkommen erschöpft und spürte jeden Knochen im Körper. Ihre Prellungen taten bei jeder Bewegung weh, und die anstrengende Arbeit in der Küche hatte ihre letzten Kräfte geraubt. Dieser stickige Raum, die schweren Töpfe und Säcke mit Lebensmitteln und die Hektik machten anscheinend den anderen Frauen nichts aus. Sie lachten beim Zwiebelschneiden, während Rose kurzzeitig sogar in den Kräutergarten floh, um dem scharfen Aroma zu entkommen. Dort jedoch stellte sie fest, dass sie ohne Akilahs Hilfe kaum eine Gewürzpflanze von der anderen unterscheiden konnte. Schließlich hatte Lorna ihr sogar vorgeworfen, sich absichtlich vor der Arbeit zu drücken, was die ohnehin schon angeschlagene Stimmung zwischen ihnen noch weiter getrübt hatte. Anscheinend hatte Lorna auch nichts Besseres zu tun gehabt, als ihre Liebelei mit dem Bluthund zum Gesprächsthema Nummer eins zu machen. Etliche der Mägde mieden sie nun und tuschelten hinter vorgehaltener Hand. Und die Männer warfen ihr ziemlich unangenehme Blicke zu.
Rose wischte mit dem Brot den letzten Rest Eintopf aus ihrer Schale und schleppte sich in die Küche.
„Warte, ich komme mit dir“, wisperte Akilah und folgte ihr.
Berge von Geschirr türmten sich am Spülbecken, und die beiden Frauen seufzten. Lorna, die nun ebenfalls hereinkam, warf Rose sogleich einen Lappen zu.
„Weil du heute
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