Verlorenes Spiel
was er will. Oder daß er sie
vermöbeln wird oder so was. Sehen Sie zu, daß Sie sich bei den beiden anwanzen
können, und sehen Sie zu, was Sie dabei herausfinden.«
Ein
Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. »Meine Fresse!« sagte er
beglückt. »Stimmt das, Lieutenant, was man von dieser Amsel erzählt, die da im Club zwitschert? Ich meine das mit den hundertzwanzig Zentimetern?«
»Und
das ist noch sehr vorsichtig geschätzt«, versicherte ich ihm.
»Donnerwetter!«
Er stotterte beinahe vor Erregung. »Vielen Dank, Lieutenant. Sie können sich
auf mich verlassen, ganz gleich, wie lange es dauern wird.«
»Ich
wußte ja, daß ich Ihnen vertrauen kann, Sergeant«, sagte ich.
»Nur
noch eines, Lieutenant.« Seine Stirn legte sich in alarmierender Weise in
Falten. »Ist es wirklich in Ordnung, wenn ich so lange bleibe, wie ich will?«
»Zum
Kuckuck, nein. Um Punkt zwölf machen Sie eine Fliege. Jetzt aber ’raus.«
Mit
einem verwirrten Ausdruck ging Polnik zur Tür hinaus, während ich mich mit
einem gleichfalls mißtrauischen Ausdruck zum Sheriff begab.
»Setzen
Sie sich, Wheeler«, sagte Lavers. »Kommen Sie in der Sache weiter?«
»Ich
glaube schon, Sir«, sagte ich. »Ich bin mir zwar nicht ganz sicher, welcher
Richtung, aber irgendwie komme ich weiter, kein Zweifel.«
»Durch
die Anwendung brutaler, erpresserischer Methoden«, sagte er. »Durch
Einschüchterungsversuche gegenüber einzelnen Mitgliedern der Familie Randall
und der Drohung, ihr Privatleben an die Öffentlichkeit zu bringen. Durch
Verleumdung und Nötigung — «
»Ja,
Sir«, sagte ich. »Als nächste Maßnahme ziehe ich Auspeitschung in Betracht.«
»Wenn
Sie ihn ansehen, werden Sie’s nicht glauben«, sagte Lavers. »Aber der Sessel,
in dem ich sitze, ist glühend heiß.«
»Ich
glaube es Ihnen aufs Wort, Sheriff.«
Er
zündete sich eine Zigarre an und grunzte, als sie brannte: »Schon allein
dadurch, daß ich Ihnen die Bearbeitung des Falles weiter überlasse, widersetze
ich mich der Stadtverwaltung. Ich werde angewiesen, das zu tun, was ich gleich
hätte tun sollen — die Sache der Mordabteilung übergeben und mich überhaupt
nicht mehr damit beschäftigen.«
Darauf
sagte ich gar nichts. Er paffte an seiner Zigarre und starrte mich eine
Zeitlang finster durch ihren Rauch hindurch an. »Der einzige Grund, daß Sie
überhaupt noch bei der Polizei sind, ist, daß Sie etwas leisten, Wheeler«,
sagte er schließlich. »Das wissen Sie. Vielleicht sind Sie gerissen — vielleicht
sind Sie unter einem glücklichen Stern geboren. Ich bin mir darüber nie ganz
klargeworden. Aber Sie erreichen was, ohne sich um die Vorschriften überhaupt
zu kümmern.«
»Wenn
Ihre Ansprache darauf hinausläuft, mir eine goldene Uhr für meine Verdienste zu
überreichen, Sheriff, wär’s dann nicht besser, Sie schenkten sich den Rest der
Ansprache und kämen gleich zu dem Punkt, wo Sie die Flasche Whisky aus Ihrer
obersten Schreibtischschublade herausziehen, um mit mir auf die alten Zeiten
anzustoßen?«
Er
klopfte seine Zigarre in den Aschenbecher ab. »Halten Sie es für nötig,
weiterhin den Randalls so auf die Nerven zu fallen wie bisher, Wheeler?«
»Ja,
Sir.«
Er
nickte. »Dann lassen Sie sich durch mich nicht aufhalten. Aber eines sage ich
Ihnen, Sie müssen rasch zu Rande kommen.«
»Das
werde ich, Sheriff«, sagte ich. »Und vielen Dank.«
In
diesem Augenblick geschah mit seinem Gesicht etwas Seltsames. Der untere Teil
klaffte auf. Es dauerte einige Sekunden, bis mir klar wurde, daß er grinste.
»Sie machen sich besser an die Arbeit«, knurrte er. »So lange ich noch in
meinem glühenden Sessel sitze und das Feuer im häuslichen Herd schüre.«
Im
Vorzimmer war Annabelle Jackson damit beschäftigt, alles für die Nacht
abzuschließen. Ich hielt einen Augenblick inne, um sie zu beobachten, denn sie
beugte sich gerade über ihre Schreibmaschine, deren Überzug sie zurechtrückte,
wobei man sah, was für ein wohlgeratenes Mädchen Annabelle war. Das Unglück ist
nur, daß Damen offenbar für solche Fälle ein eingebautes Warnsystem haben, und
so richtete sie sich rasch auf und sah mich finster an.
»Ich
habe gerade daran gedacht, wie es mit etwas zu trinken wäre«, sagte ich. »Ein
paar Schritte die Straße ’runter ist eine Bar.«
»In
jeder Straße gibt’s eine Bar, zu der’s nur ein paar Schritte sind«, sagte sie.
»Und meistens sitzt ein Al Wheeler drin und sorgt für den Geschäftsgang.«
»Ich
dachte, Sie würden
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