Verlorenes Spiel
und
erregenden Stimme, »und schon sind Sie da.«
»Mrs.
Randall?« Ich räusperte mich. »Melanie Randall?«
»Das
bin ich«, sagte sie. »Wer sind Sie — das Geschenk eines Freundes, der meine
Gedanken erraten hat?«
»Lieutenant
Wheeler«, sagte ich schwach. »Vom Büro des Sheriffs.«
Ihre
Augen blitzten. »Mein Mann hat mir von Ihnen erzählt. Sie sind so ungehobelt,
so hartgesotten, so männlich, daß ich mir vorstellen kann, wie nervös er wurde,
als er Sie bloß ansah.«
»Ist
Ihr Mann zu Hause?«
»Francis?«
Sie schüttelte langsam den Kopf. »Er ist bei seiner Mutter, Lieutenant. In der
Familie Randall kommt Mutter stets zuerst — zuerst, zuletzt und immerdar.«
»Ich
würde gern mit Ihnen sprechen«, sagte ich.
Sie
öffnete die Tür noch weiter. »Kommen Sie herein«, sagte sie. »Sie haben doch
nicht angenommen, daß Sie hier so einfach wegkommen würden?«
Ich
folgte ihren schaukelnden Hüften in die Wohnung und durch das Wohnzimmer. In
dem nur von zwei Wandsoffitten erleuchteten Raum herrschte Halbdunkel. Draußen
vor dem großen Fenster vereinten sich die Lichter von Pine City zu einem dramatischen Panorama.
Melanie
Randall schaltete das Fernsehgerät ab und wandte sich zu mir. »Ich bin
siebenundzwanzig Jahre alt, Lieutenant«, sagte sie feierlich, »und schon dazu
verdammt, meine Abende vor dieser Idiotenkiste zu verbringen. Finden Sie das
nicht auch sehr tragisch?«
»Eine
schreckliche Zeitverschwendung«, stimmte ich ihr zu.
Sie
lächelte. »Sie gefallen mir«, sagte sie. »Wir werden uns gut vertragen. Was
möchten Sie trinken?«
»Scotch
auf Eis, ein wenig Soda«, sagte ich automatisch.
»Wunderbar«,
sagte sie. »Nennen Sie mich Melanie — es ist ja nicht gerade ein toller Name,
aber ich habe keinen anderen. Wie heißen Sie?«
»Al«,
sagte ich zu ihr.
»Als
Abkürzung für was?«
»Das
ist ein Geheimnis, das ich mit mir ins Grab nehmen werde«, sagte ich zu ihr.
Sie
ging zur Bar hinüber, um mit kundiger Hand den Whisky einzugießen. »Ich
respektiere Ihr Geheimnis, Al«, sagte sie. »Ich bin kein Mädchen, das in dem
Privatleben eines Mannes herumschnüffelt. Über was wollten Sie mit mir
sprechen? Über Alice Randall?«
»Und
einen Butler namens Ross«, sagte ich. »Kennen Sie ihn?«
»Er
gehört zum Mobiliar des Hauses Randall«, sagte sie beiläufig. »Er muß nur
geringe Unterhaltskosten erfordern. Sie halten sich ihn an Stelle eines
elektrischen Türöffners.«
»Können
Sie sich einen Grund vorstellen, warum ihn jemand umbringen möchte?«
»Ross?
Sie machen wohl Witze?«
»Jemand
hat es erst vor kurzem versucht.«
»Man
muß ihn mit einem andern verwechselt haben«, sagte sie. »Heutzutage werden
keine Butler mehr ermordet. Jedenfalls nicht mehr, seit die auf englischen
Landsitzen spielenden Kriminalromane außer Mode gekommen sind.«
Sie
kam mit den Gläsern und drückte mir eines in die Hand. »Setzen wir uns doch auf
die Couch und machen es uns gemütlich, Al.«
Sie
griff mit ihrer freien Hand nach meinem Ellbogen und bugsierte mich zur Couch
hinüber. »Da können wir uns unterhalten.«
Ich
setzte mich auf die Couch, und sie setzte sich dicht neben mich. »Nur, damit
Sie Bescheid wissen, Al«, sagte sie beiläufig, »wenn Sie glauben, daß Sie hier
herauskommen, ohne verführt worden zu sein, dann täuschen Sie sich.«
»Das
ist eine ganz neue Erfahrung für mich«, sagte ich verwundert. »Ich bin sicher,
es wird mir Spaß machen.«
»Das
wird es — ich garantiere es«, sagte sie zuversichtlich. »Ich bin das, was man
hundertprozentig weiblich nennt, Al. Mein Unglück ist, daß ich eine Tigerin
bin, die mit einem Karnickel verheiratet ist, das dauernd in den Kaninchenbau
und zur Hasenmutter zurückhoppelt. Er steht mir bis oben hin.«
»Falls
wir jetzt ein bißchen Gebrüder Grimm spielen«, sagte ich, »ist Duke Amoy dann
der böse große Wolf?«
»Ich
dachte mir schon, daß Sie auf ihn zu sprechen kommen würden«, sagte sie
leichthin. »Ich war in der Nachtclubbranche tätig. Als Sängerin, ob Sie’s
glauben oder nicht. Ich kenne Amoy aus den Tagen, wo er ein Lokal in Chicago
hatte. Er war nichts anderes als ein Bekannter aus alten Zeiten und jemand, der
half, die ewige Langeweile zu vertreiben.«
»Wie
kam Francis Randall überhaupt dazu, Sie zu heiraten?« fragte ich mit einem
Unterton der Verwunderung.
Sie
strich mir leicht mit ihren Fingern den Arm entlang. »Oh, was für Muskeln«,
sagte sie anerkennend. »Ach — Francis? Ich weiß
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