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Verlorenes Spiel

Verlorenes Spiel

Titel: Verlorenes Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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hätte.
    »Sie
sind mir einer«, kicherte sie. »Sie Höhlenmensch, Sie!«
    Der
Kellner brachte mir das Glas und danach das Steak. Polnik folgte angelegentlich
seinen Handreichungen. »Wunderbare Idee«, sagte er. »Komm, essen wir noch was,
Baby, und trinken wir noch einen. Mein Kumpel Wheeler hat gesagt, es ginge
alles auf Spesen. Also — immer ’ran an die Buletten!«
    »Was
habe ich ge ...?« Ich schluckte.
    Er
verbrachte weitere zehn Sekunden mit dem Versuch, mich klar zu sehen — aber es
gelang ihm nicht. »Wer sind Sie eigentlich?« erkundigte er sich heiser.
    »Wheeler«,
sagte ich kurz. »Erinnern Sie sich nicht? Der nette Bursche, der nicht alle auf
dem Kasten hat. Der Bursche, auf den Sie die ganze Zeit aufpassen müssen. Der
Knabe« — ich erstickte beinahe an dem Gedanken — , »der gesagt hat, daß alles
auf Spesen ginge.«
    »Wie
bitte?« sagte er nachdenklich.
    »Polnik«,
sagte ich traurig und schüttelte den Kopf, »was würde Ihre alte Dame dazu
sagen?«
    »Lassen
Sie seine Mutter aus dem Spiel«, sagte die Rothaarige kriegerisch. »Was hat sie
Ihnen denn getan? Warum suchen Sie sich denn nicht einen anderen aus?« Sie
sprang auf und boxte Polnik heftig in die Brust. »Warum schmeißen Sie diesen Kaffer
nicht hier ’raus?« fragte sie.
    »Was
für ’nen Kaffer?« Polnik starrte mich mit gläsernem Blick an. »Ich sehe keinen
Kaffer, Baby«, sagte er. »Du mußt glattweg betrunken sein.«
    »Ihr
Männer seid alle gleich«, sagte die Rothaarige mit vollendetem Abscheu. »Da
sitzen Sie und lassen Ihre arme alte Mutter von so ’nem Kerl beleidigen. Was
sind Sie bloß für ein Mannsbild?«
    »Ich
bin Polizeibeamter«, sagte Polnik, während der brütende Unterton erneut in
seiner Stimme mitschwang. »Vermute ich jedenfalls.« Er suchte heftig in seinen
Taschen herum, bis er seine Marke fand. »Stimmt also«, sagte er und nickte.
»Ich bin ’n Polizeibeamter. Hier steht’s — guck doch.« Er hielt ihr die Marke
unter die Nase.
    Mir
reichte es jetzt, und mein Steak fing an, kalt zu werden. Voller Hoffnung ließ
ich meinen Blick schweifen und wedelte heftig mit dem Arm, um die
Aufmerksamkeit eines undeutlich sichtbaren Schattens im Dunkel zu erregen. Der
Schatten kam zum Tisch und verwandelte sich in den Oberkellner. »Etwas nicht in
Ordnung?« fragte er höflich.
    »Können
Sie die beiden nicht an die Luft setzen?« murmelte ich und deutete über den
Tisch. »Befördern Sie ihn in ein kaltes Bad, und sehen Sie zu, daß er irgendwie
nüchtern wird. Was Sie mit der Rothaarigen anfangen, ist mir egal, wenn sie bloß
nicht mehr hier ’rumwimmelt.«
    Der
Oberkellner nickte, dann schnippte er zweimal mit den Fingern. Zwei Kerle,
beide noch größer als Polnik, näherten sich mit entschlossenem Schritt dem
Tisch. Der Oberkellner machte eine Geste, und zwei Sekunden später saß ich
allein. Aus der Ferne hörte man einen letzten verzweifelten Klagelaut der
Rothaarigen über die Behandlung, die ihre Freunde verdienten, und dann nur noch
das gedämpfte Gemurmel von Unterhaltungen und das Klirren von Gläsern.
    »Vielen
Dank«, sagte ich zu dem Oberkellner. »Das war saubere Arbeit.«
    »Es
war mir ein Vergnügen, Sir«, sagte er. »Dürfte ich mich einen Augenblick zu
Ihnen setzen?«
    »Es
ist Ihr Tisch«, sagte ich heiter. »Von mir aus können Sie die Füße drauflegen.«
    »Vielen
Dank«, sagte er und setzte sich. Dann winkte er dem nächsten Kellner, der
herbeieilte. »Das Steak des Lieutenants ist kalt«, sagte er. »Bringen Sie ein
neues. Und bringen Sie einen Chivas Regal und etwas
Soda und Eis.«
    »Ja,
Sir.« Der Kellner verschwand im Dunkel. Ich blickte in das schlaue, sanfte
Gesicht auf der anderen Seite des Tisches und grinste. »Wenn ich mich recht
erinnere, ist Ihr Name Tony?«
    »Stimmt,
Lieutenant.«
    »Wenn
ich ein mißtrauischer Mensch wäre, würde ich sagen, das riecht nach Bestechung
und Korruption«, sagte ich. »Oder geht es auf meine Rechnung?«
    »Auf
Rechnung des Hauses, Lieutenant«, sagte er. »Aber es hat nichts mit Bestechung
und Korruption zu tun. Eine der wenigen Vergnügen meiner Stellung ist die
Gelegenheit, kostenlos Gastfreundschaft walten zu lassen. Ich möchte etwas von
Ihrer Zeit in Anspruch nehmen, Lieutenant. Das wenigste, was ich dafür tun
kann, ist, Ihnen dafür etwas Gastfreundschaft anzubieten.«
    »Sie
sagen das so reizend, daß ich es beinahe glaube«, bemerkte ich. »Sind Sie sicher,
daß da nicht irgendwo ein Pferdefuß zum Vorschein

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