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Verlorenes Spiel

Verlorenes Spiel

Titel: Verlorenes Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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netten
Abend, Al«, sagte sie. Dann schwand ihr Lächeln. »Ich glaube, ich bin verrückt,
zu hoffen eines Tages jemanden zu treffen, der anders ist als die anderen!«
Dann sprang sie aus dem Wagen und ging rasch über den Bürgersteig in den Club.
    Ich
ließ mir mit dem Aussteigen Zeit, so daß sie ausreichend Gelegenheit hatte, in Amoys Büro zu gehen, bevor ich das Lokal betrat. Dann ging ich
langsam hinein und fragte mich, ob es wohl Einwendungen geben werde, wenn ich
ein Steak zu den im Confidential üblichen Preisen auf die Spesenrechnung
setzte. Ich war ziemlich davon überzeugt, und außerdem sagte ich mir, daß ich
nötiger etwas zu trinken als etwas zu essen brauchte. Ich setzte mich auf einen
der gepolsterten Barhocker, der Barkeeper erkannte mich wieder und goß mir
einen Whisky ein, ohne daß ich ihn auch nur im geringsten darum gebeten hatte.
    Nachdem
ich das Glas ausgetrunken und bezahlt hatte, ging ich in den Hauptraum. Der
Oberkellner tauchte aus dem Halbdunkel auf.
    »Wünschen
Sie einen Tisch, Lieutenant?«
    »Ich
habe eigentlich nach einem Freund Ausschau gehalten«, sagte ich. »Aber
vielleicht ist er schon weg.«
    »Ein
Freund? Ach natürlich, der Sergeant«, sagte er und schnippte mit den Fingern.
»Hier entlang, Sir.« Er wand sich durch die Tische, und ich folgte ihm, während
ich dachte, daß Polnik, dieser Kürbiskopf, die in ihn gesetzten Erwartungen in
der Tat erfüllte. Der Sergeant war zur Stelle.
    »Hier
wären wir, Lieutenant«, sagte der Oberkellner im Dunkel. »Darf ich Ihnen etwas
zu trinken bringen?«
    Ich
sagte ihm, daß er das dürfe und daß er mir zugleich ein Steak bringen solle.
Dabei wurde mir klar, daß ich dermaßen hungrig war, daß ich es sogar aus
eigener Tasche bezahlt hätte. Ich stolperte auf den Stuhl zu, den der
Oberkellner für mich bereitgestellt hatte, setzte mich abrupt, pflanzte meine
Ellbogen auf den Tisch und versuchte, meine Röntgenaugen so zu adjustieren, daß
ich durch den dicken Rauch im Lokal hindurchzuspähen vermochte. Ein
hoffnungsloses Unterfangen.
    Polnik
bewegte den Kopf, in dem Versuch mich ins Blickfeld zu bekommen, vor und
zurück. Auf seinem Gesicht wurde ein schiefes Grinsen sichtbar. »Der Stuhl ist
besetzt, alter Knabe«, sagte er heiser. »Der is für
mein’ Freund Wheeler.«
    »Den
lieben, alten Wheeler, den Schnüffler«, sagte eine andere Stimme, und ich
blickte näher hin.
    Direkt
neben Polnik, den Kopf an seiner Schulter geborgen und ein glückliches Lächeln
auf den Lippen, befand sich die rothaarige Amsel. Sie lächelte mich einladend
an. »Von mir aus kann mir sein Freund gestohlen bleiben«, sagte sie zutraulich.
»Der ist nichts anderes als ein ungezogener Lümmel, der, ohne zu klopfen, in
anderer Leute Büros hineinplatzt. Und so was« — ihre einhundertzwanzig
Zentimeter dehnten sich voller Entrüstung — »kann ein Mädchen gelegentlich in
Verlegenheit bringen!«
    »Immer
mit der Ruhe, meine kleine Tina«, sagte Polnik liebevoll, während er voller
Besitzerstolz die hundertzwanzig Zentimeter tätschelte. »Dieser Gen’leman steht ganz bestimmt auf, wenn mein Freund Wheeler
kommt.« Er beugte sich etwas unsicher vor und starrte mich glasig an. » Nich wahr, Kumpel?«
    »Selbstverständlich«,
sagte ich. »Wie sieht er denn aus?«
    »Er
ist groß«, sagte Polnik brütend. »Sieht mehr wie’n Schauspieler aus als wie’n Beamter. Alle Mädchen sind
nach ihm verrückt — außer meiner klein’ Tina hier — die is nach mir verrückt.«
    Er
versetzte der Rothaarigen einen neuerlichen Klaps, der ihre hundertzwanzig
Zentimeter in alarmierender Weise zittern ließ.
    »Eines
muß ich Ihnen noch über Wheeler sagen«, flüsterte mir Polnik in vertraulichem
Ton zu. »Er ist ja ’n netter Bursche, aber er spinnt komplett.« Dabei beschrieb
er mit seinem Finger auf der Höhe seiner Schläfe eine kreisförmige Bewegung.
»Wissen Sie — er hat sie hier oben nich mehr alle
aufm Kasten. Ich muß die ganze Zeit aufpassen, daß nichts passiert.«
    Er
sank wieder auf seinen Stuhl zurück, und sein zu einem schiefen Grinsen
verzogener Mund öffnete sich von einem Ohr zum andern. »Aber das is mir egal«, sagte er. »Weil er ’n wunderbarer Bursche is und weil ich durch ihn ’ne wundervolle Puppe
kennengelernt habe, und das bis’ du, Baby!« Dabei klatschte er ihr so herzhaft
auf den Rücken, daß sie sich das Gesicht am Tisch angeschlagen hätte, wenn sie
auf der Vorderseite nicht den Schutz ihrer Naturpuffer genossen

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