Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Titel: Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
Vom Netzwerk:
Deck gehoben wurde, befreite man die beiden Diebe von ihren Armfesseln, wonach sie mit Stößen und Tritten dazu genötigt wurden, ebenfalls die Bordwand emporzuklettern. Wiederum schränkte das verborgene Schwert an Rais Seite seine Bewegungsfreiheit erheblich ein, was besonders die Benutzung der schwankenden Strickleiter zu einer wahren Herausforderung machte. Er löste das Problem, indem er wie schon zuvor vorgab, ein steifes Knie zu haben, wodurch plausibel wurde, warum er immer nur das eine Bein abzuwinkeln vermochte, um eine neue Sprosse zu erklimmen.
    Oben angekommen, konnten sie gerade noch mit ansehen, wie die Wurzelbälger der Reihe nach in einem mit einer eisernen Falltür gesicherten Laderaum verschwanden. Daraufhin zog sich der Citpriester in eine Kajüte am Heck des Schiffes zurück, ohne dem Treiben an Deck die geringste Aufmerksamkeit zu schenken.
    Die beiden Diebe erregten auf dem Schiff mehr Interesse, als ihnen lieb sein konnte, denn anscheinend stellte die Anwesenheit der gefangenen Menschen für die Mannschaft eine weit größere Abwechslung dar als der Anblick der Wurzelbälger. Somit mussten die beiden nun den derben Spott und einige ruppige Handgreiflichkeiten der Besatzung über sich ergehen lassen, bis endlich ein Mann in einem blauen Leinenhemd mit breitem Schwert im Gürtel und einem verwitterten Gesicht dem rauen Treiben ein Ende bereitete.
    Er begutachtete die Unglücklichen fachmännisch wie ein Pferdehändler das Gebiss eines Gauls auf dem Viehmarkt, warf auch einen raschen Blick auf Barats Wunden und bemerkte dann knapp: »Die können arbeiten. Ferrag?« Er schaute sich suchend nach dem Angesprochenen um. »Wo ist denn der verdammte Hundeführer?«
    »Hier bin ich, Käpt’n«, ließ sich der Einarmige vernehmen, während er sich einen Weg durch die versammelte Mannschaft bahnte. »Musste nur zusehen, dass meine Lieblinge auch gut an Bord kommen.« Tatsächlich hatte er persönlich überwacht, wie seine Hunde mitsamt Beiboot über die Hebevorrichtung an Deck gehievt worden waren, und hatte sie anschließend in einigen Zwingern am Bug des Schiffes untergebracht.
    »Schon gut«, meinte der Kapitän. »Diese zwei unterstelle ich deiner Verantwortung, schließlich hast du sie mitgebracht. Unserem Koch Radrick fehlt eine Küchenhilfe, seit unser Schiffsjunge über Bord gefallen ist. Also bring sie erst mal in die Kombüse, und wenn Radrick sie nicht mehr braucht, dann sieh zu, dass du sie irgendwo anders nutzbringend einsetzt. Wir können hier keine untätigen Esser gebrauchen!« Er blickte sich um. »Und ihr anderen, an die Riemen! Steuermann, Anker lichten und Kurs Nordnordost!«
    Zügig, aber mit sichtlich geringer Begeisterung verteilten sich die Matrosen auf den Ruderbänken, und selbst die Jäger, denen Barat und Rai auf dem Festland in die Hände gefallen waren, bekamen Plätze zugewiesen. Der Kapitän zog sich in seine Kabine zurück, während die beiden Gefangenen in der Obhut des einarmigen Hundeführers verblieben.
    »Vorwärts, ihr Landratten!«, blaffte er sie an. »Steht hier nicht rum und gafft, seid froh, dass ihr zu schwächlich ausseht zum Rudern. Für euch heißt’s jetzt erst mal unter Deck und den Umgang mit dem Schälmesser üben.« Er lachte hämisch. »Nach dieser Fahrt werdet ihr wahre Meister darin sein.«
    Daraufhin verpasste er dem ungläubig dreinblickenden Rai einen groben Schlag auf den Hinterkopf und ging vor ihnen her zu einer Stiege, die in den Bauch des Schiffes führte. Nachdem die beiden Tileter Ferrag die Treppe hinab und einen düsteren Gang entlang gefolgt waren, erreichten sie schließlich die voll gestopfte Bordküche, wo die beiden der Geruch nach ranzigem Fett und den fauligen Ausdünstungen des Küchenchefs empfing.
    »Radrick! Wo bist du, du alte Qualle?«, rief der Einarmige fröhlich.
    Auf einem Schemel in einer Ecke der Küche saß ein unglaublich feister Mann, dessen Haupt von einem schütteren Kranz langer, strähniger Haare gekrönt war. Er hatte seinen Kopf gegen die Wand gelehnt, die Hände über dem immensen Wanst gefaltet und schnarchte, als wolle er mit den knarrenden Schiffsplanken wetteifern. Der Bund seiner viel zu engen Hose wurde von den Fettwülsten am Bauch bedenklich weit in jene Regionen der Körpermitte verdrängt, die ein angemessenes Beinkleid besser vollkommen bedecken sollte. Das bunte Sammelsurium an Fettflecken, Soßenspritzern und Speiseresten auf seinem Wams wies ihn zweifelsohne als den Koch des Schiffes

Weitere Kostenlose Bücher