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Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Titel: Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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aus.
    »Heh, du fette Kröte«, sprach ihn Ferrag an und trat ihm dabei unsanft gegen das Schienbein, »ich hab gehört, dass du hier unten Hilfe brauchst!« Er zog belustigt die Augenbrauen in die Höhe, als der Koch behutsam ein Auge öffnete, um die Ursache für die Störung zu erfahren.
    »Diese zwei sollen deinen ertrunkenen Küchenjungen ersetzen. Anweisung vom Käpt’n. Damit du nicht mehr so schwer arbeiten musst!« Ferrags schallendes Lachen veranlasste den schwergewichtigen Radrick schließlich dazu, sich schnaufend von seinem Hocker zu erheben. Schläfrig kratzte er zunächst seinen Schmerbauch, während er die Gefangenen ausgiebig musterte.
    »Verdammte Hungerhaken schickt mir der Käpt’n da als Gehilfen«, brummte der Koch missmutig angesichts der beiden ausgemergelten Gestalten. »Die fressen mir ja die Hälfte der Vorräte weg.« Er gähnte herzhaft, wobei seinem mit schwarzen Zahnstummeln gespickten Mund ein übelkeiterregender Dunst entströmte. »Ach, was soll's.« Er blickte sich suchend um. »Da habt ihr zwei Messer, setzt euch dort drüben hin und fangt an, den halben Zentner Kartoffeln zu schälen, fürs Mittagessen.« Er wischte die beiden Kartoffelschäler an seinem Ärmel ab, was die Sauberkeit der kurzen Klingen nicht im Mindesten erhöhte, und übergab sie seinen neuen Küchenknechten.
    Als Rai einen Moment zögerte, weil er überlegte, wo er in diesem Chaos einen Platz zum Sitzen finden sollte, packte ihn Ferrag sogleich am Kragen seines Hemds und schrie ihm ins Gesicht: »Wird’s bald, du Milchbart, der halbe Zentner Kartoffeln schält sich nicht von allein!«
    Als er ihn gerade in Richtung der Kartoffelsäcke stoßen wollte, hielt er plötzlich mitten in der Bewegung inne und pfiff überrascht durch die Zähne.
    »Was haben wir denn hier?«, fragte er Rai erstaunt. Erst jetzt bemerkte dieser, dass bei der Rangelei sein Wams nach oben gerutscht war, was das Heft des dunklen Schwertes entblößt hatte.
    »Das wolltest du wohl benutzen, wenn ich nicht aufpasse, häh?« Ferrag ließ von Rais Kragen ab, packte stattdessen den Schwertgriff und riss die Waffe rücksichtslos aus dessen Gürtel. Fasziniert hielt er sie in die Höhe.
    »Eine schöne Arbeit ist das.« Er balancierte die Klinge in der Hand. »Wunderbar ausgewogen, und dieser geschwärzte Stahl, vom Allerfeinsten.«
    Ohne Vorwarnung schlug er Rai mit dem Knauf ins Gesicht. Der Schlag zwang den jungen Tileter in die Knie und hinterließ eine klaffende Wunde auf dessen Oberlippe. Barat, der sich bisher zurückgehalten hatte, machte einen raschen Schritt nach vorn, doch sah er sich im nächsten Moment der dunklen Schwertspitze gegenüber, mit der ihn Ferrag fast beiläufig in Schach hielt.
    »Hattest wohl gedacht, ich seh’ deinen kleinen Schatz nicht?« Er trat den am Boden liegenden Rai in die Magengrube, ohne dabei die scharfe Klinge vor Barats Gesicht zu senken. »Ich kann das nicht leiden, wenn sich einer für klüger hält, als ich es bin! Nur damit das klar ist! Und jetzt sag doch mal, wie ein flohverseuchter Bastard wie du an so eine Waffe kommt?« Rai japste nur und war nicht imstande zu antworten. Er kämpfte würgend mit seinem Magen, der sich des ohnehin geringen Inhalts entledigen wollte.
    »Ist eigentlich auch egal«, sprach der Einarmige gelassen weiter, »ich nehme es als Ausgleich für deine Unverschämtheit, vielleicht bekomme ich ja einen guten Preis dafür – oder ich behalte es gleich selbst.« Mit diesen Worten verließ er zufrieden lächelnd die Kombüse, was Barat endlich die Gelegenheit gab, sich um seinen jungen Freund zu kümmern.

 
ROTES ERZ
     
    D ie folgenden Tage verliefen für die beiden Gefährten im eintönigen Wechsel von Küchendienst, Deck schrubben und Latrinen entleeren. Sie bekamen zwar das gleiche Essen wie der Rest der Besatzung und erhielten auch zwei Hängematten im Mannschaftsquartier zugeteilt, aber die schwere körperliche Arbeit, das ungewohnte Schaukeln des Schiffsbodens unter ihren Füßen und nicht zuletzt die andauernden kleinen Quälereien, die sich die Mannschaft, allen voran Ferrag, für sie ausdachte, gingen mit der Zeit an die Substanz. Der einarmige Hundeführer schien eine besondere Genugtuung dabei zu empfinden, wenn er Barat, während er auf allen vieren das Deck schrubbte, einen Tritt gab, dass er der Länge nach hinschlug, oder Rai den Latrineneimer über die Hose kippte, wenn dieser ihn gerade über Bord leeren wollte. Vielleicht machte er die beiden insgeheim für

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