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Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Titel: Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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mysteriösen Umständen aus dem Leben geschiedenen Bruders Arton, hatte als seine erste Amtshandlung eine außerordentliche Versammlung einberufen lassen, bei der er, seinen eigenen Worten zufolge, einige Wahrheiten von gewaltiger Tragweite zu enthüllen beabsichtigte. Diese ominöse Andeutung war verantwortlich dafür, dass sich das erste Mal seit Jahren der gesamte Rat vollständig eingefunden hatte. Selbstverständlich zeigte man sich besonders in adeligen Kreisen empört über die Dreistigkeit, mit der der junge Erenor die altgedienten Ratsmitglieder einfach ohne Angabe von genauen Gründen zusammenrufen ließ, dennoch schien die Entrüstung hinter der Neugier auf die bevorstehenden Enthüllungen zurückzustehen. Ausnahmslos alle erwarteten daher mit Spannung das Eintreffen Ardens, der jedoch, wie es schien, neben der Höflichkeit auch die Pünktlichkeit nicht zu seinen Tugenden zählte. Als der Leiter der Versammlung, Estubart Grandur, bereits ungeduldig mit seinen Fingern auf die Tischplatte trommelte, wurde die Eingangstür des Ratssaales plötzlich aufgerissen und fünf Männer in voller Rüstung kamen herein. Zuvorderst schritt der hünenhafte Deran mit seinem Bruder Targ, in der Mitte folgte Arden in seinem prächtigen Fellumhang und dem güldenen Brustharnisch, dahinter gingen Meatril und Eringar. Ohne zu verharren, marschierte die Gruppe an den anwesenden Räten vorbei zielstrebig auf den rückwärtigen Teil des Raumes zu, wo sich hinter dem Stuhl des Vorsitzenden ein kleines Podest erhob, auf dem ein reich verzierter und mit edlem Stoff bespannter Sessel zur Schau gestellt wurde. Dieser thronartige Stuhl stammte noch aus der Zeit, als Fendland unter der Führung Melessens vereint war und der große Feldherr als König den fünfzigsten Sitz im Rat jeder Stadt innehatte.
    Eben auf dieses Symbol einer längst vergangenen Herrschaft steuerte nun der junge Erenor, eskortiert von seinen Getreuen, zu. Mit jedem Schritt, den die Männer taten, wurde es stiller im Saal, bis schließlich nur noch das Stampfen ihrer Stiefel auf dem polierten Steinboden von den Wänden widerhallte, während sie sich immer weiter dem Thronsessel näherten. Ungeachtet der vielen erstaunten Augenpaare, die unverwandt auf sie gerichtet waren, betraten die fünf das Podest. Meatril und Eringar bezogen links neben dem Thron Stellung, Deran und Targ rechts davon. Arden trat hingegen vor den altehrwürdigen Stuhl, drehte sich zu den versammelten Räten um und blickte einige Augenblicke triumphierend in die Runde. Dann ließ er sich betont gemächlich auf dem herrschaftlichen Sessel nieder. Ein Raunen ging durch den Saal. Einige Adelige sprangen erzürnt auf, wohingegen andere vor Entrüstung mit der flachen Hand auf die Tischplatte hieben.
    »Das ist eine unglaubliche Anmaßung!«, rief Gernot von Waidenhein außer sich vor Zorn.
    »Das ist in den letzten hundert Jahren nicht einmal vorgekommen«, ereiferte sich auch Yesten Fengom, Leiter der Schriftgelehrtengilde, »dass jemand den Platz des großen Melessens eingenommen hat. Hiermit fordere ich, Arden Erenor möge für diese Unverschämtheit zur Rechenschaft gezogen werden.«
    Keiner der jungen Ecorimkämpfer verzog eine Miene. Sie warteten seelenruhig ab, bis sich die größte Aufregung gelegt hatte. Auf Ardens Gesicht spielte ein kaum wahrnehmbares, spöttisches Lächeln, als könne er seine Verachtung für die Ratsmitglieder nur mühsam verbergen.
    Als die empörten Zwischenrufer zunehmend verstummten, ergriff Estubart Grandur das Wort: »Werter Arden, gerne würde ich hinter Eurem Handeln nichts weiter als jugendlichen Übermut oder gar Unwissenheit vermuten. Aber Ihr erweckt den Eindruck, als wolltet Ihr den ehrenwerten Rat provozieren, wenn nicht gar offen herausfordern. Lasst Euch gesagt sein, dass weder ich selbst in meiner Funktion als Leiter dieser hohen Versammlung noch die Bevölkerung der freien Stadt Seewaith, deren Vertreter sich in diesen Räumlichkeiten eingefunden haben, ein solches Verhalten hinnehmen werden. Deshalb erhebt Euch augenblicklich von diesem Thronsessel und nehmt den Euch zustehenden Platz eines Freien Rates an unserer Tafel ein.«
    Jetzt zog sich Ardens Mund zu einem breiten Grinsen auseinander, das keinen Zweifel daran ließ, wie sicher er sich seiner Sache fühlte. »Ehrwürdiger Vorsitzender, werte Ratsmitglieder«, begrüßte er in übertrieben höflichem Tonfall die Anwesenden, »ich befinde mich genau auf dem Platz, der mir gemäß meiner Abstammung

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