Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Titel: Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
Vom Netzwerk:
Wahrscheinlichkeit eines fatalen Knackens dort am geringsten war. Schon auf der Treppe konnte Rai erkennen, dass es sich bei dem unter ihm liegenden, fensterlosen Raum um ein Schlafquartier handelte. Etwa zehn Betten standen kreisförmig entlang der Wand, davor konnte er jeweils eine Truhe oder eine kleine Kommode ausmachen. Wie es aussah, war jedoch keines der Lager belegt. Ein schwerer Vorhang schirmte etwa ein Viertel des kreisrunden Zimmers ab. Erst bei genauerem Hinsehen stellte Rai beunruhigt fest, dass dahinter wohl eine Lampe oder eine Fackel brannte, denn am unteren Saum des herabhängenden Sichtschutzes konnte er einen sanften, flackernden Lichtstreifen erkennen. Ein Grund mehr, sich noch vorsichtiger zu bewegen.
    Soweit dies überhaupt möglich war, trat der kleine Tileter nun noch behutsamer auf und beobachtete wachsam den vom Vorhang umgrenzten Bereich. Wahrscheinlich brütete dort ein Befehlshaber über irgendwelchen Papieren, denn nur ein ranghöherer Offizier würde in diesem beengten Turm das Recht auf ein solches Maß an Privatsphäre haben. Jedenfalls konnte diese Person jederzeit hinter dem Vorhang hervortreten und ihn überraschen. So sehr hatte er seine Aufmerksamkeit darauf konzentriert, dass er die Betten vollkommen aus den Augen gelassen hatte. Als er gerade den Boden des Stockwerks betrat und sich der weiter abwärtsführenden Treppe nähern wollte, bewegte sich plötzlich etwas unmittelbar neben ihm auf einem der Nachtlager. Sein Herz machte einen Sprung bis zum Hals, während er gleichzeitig versuchte, reglos zu verharren. Tatsächlich waren ihm die schlafenden Körper in einigen der Betten aufgrund der fehlenden Beleuchtung entgangen, sodass ihn das Herumwälzen eines unruhigen Schläfers unangenehm überrascht hatte. Glücklicherweise schien der Ruhelose aber nicht erwacht zu sein, oder zumindest hatte er seine Augen geschlossen gehalten. Hätte er sie geöffnet, wäre ihm das erstarrte Beinpaar direkt vor seinem Gesicht sicherlich ein wenig seltsam erschienen. So musste Rai nur etwas Geduld aufbringen, bis er es wagen konnte, mit der gebührenden Vorsicht seinen Weg fortzusetzen.
    Nach einer kleinen Ewigkeit erreichte er schließlich die nächste Treppe direkt unterhalb der vorigen, auf der er ins darunterliegende Stockwerk hinabgelangen würde. Wieder wählte er die bewährte Route entlang der Außenmauer, was ihn geräuschlos in einen weiteren dunklen, runden Raum mit hölzernem Fußboden brachte. Zahlreiche Betten verrieten, dass es sich auch hierbei um einen Schlafsaal handelte, allerdings gab es auf dieser Ebene keinen abgeteilten Bereich. Diesmal nahm sich Rai erst einmal die Zeit, um zu überprüfen, ob die Ruhelager belegt waren oder nicht. Doch dieses Quartier schien tatsächlich vollkommen verlassen zu sein. Eine weitere Treppe führte von hier aus ins Erdgeschoss, wo sich die Tür zu dem Vorratslager befinden musste. Bereits als er sich der ersten Stufe näherte, hörte er Stimmen, die aus dem Raum unter ihm kamen. Er legte sich am Beginn der Treppe flach auf den Bauch und schob seinen Kopf nach vorn, um sich einen Überblick zu verschaffen. Dominiert wurde das Zimmer von mehreren langen Tischen und Bänken, die mindestens dreißig Mann Platz boten. Nicht weit vom Ende der Treppe entfernt befand sich die Eingangstür, neben der ein kleiner, runder Tisch aufgestellt war. Dort saßen, soweit Rai erkennen konnte, vier Männer in ihrer Unterwäsche und würfelten im kärglichen Schein einer Öllampe um ein paar Münzen, die auf dem Tisch lagen. Das laute Klatschen, wenn der Würfelbecher auf die Tischplatte gedonnert wurde, und die ärgerlichen oder erfreuten Ausrufe der Soldaten sorgten immerhin dafür, dass sich Rai kaum noch Sorgen um knarrende Holzstufen machen musste. Allerdings war von dem Spieltisch aus der gesamte Raum einzusehen, mit Ausnahme eines durch einen weiteren Vorhang abgetrennten Abschnitts gegenüber der Eingangstür. Vermutlich befand sich der Zugang zum Vorratslager, den er zu finden hoffte, eben in diesem abgeschirmten Bereich. Das bedeutete für den Dieb natürlich höchste Gefahr, entdeckt zu werden, denn er würde den würfelnden Soldaten entschieden zu nahe kommen, wenn er bis ans Ende der Treppe hinabschlich. Er musste etwas anderes versuchen!
    Sein größter Vorteil war die schlechte Beleuchtung in dem Raum, denn die einzige Lichtquelle stellte die kleine Flamme auf dem Tisch der Gardisten dar. Tiefe Schatten hingen daher besonders unter den langen

Weitere Kostenlose Bücher