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Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Titel: Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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Esstischen und würden eine hinreichende Deckung abgeben. Die Schwierigkeit war lediglich, diese schützende Dunkelheit zu erreichen, ohne von den würfelnden Soldaten bemerkt zu werden. Rai entschloss sich, auch in diesem Fall auf seine Schnelligkeit zu setzen.
    Zunächst hängte er sich das Seil über die Schulter. Bis aufs Äußerste gespannt, wagte er sich dann auf die dritte Treppenstufe hinab und ging in die Hocke. Rai wandte den Gardisten den Rücken zu, umfasste mit beiden Händen eine Sprosse der Treppe und zwängte sich wie eine Schlange zwischen den beiden Stufenhölzern hindurch. In einer fließenden Bewegung ließ er sich hinabgleiten. Er landete lautlos auf dem Steinboden des Erdgeschosses und duckte sich augenblicklich in den Schatten eines der großen Holztische.
    »Heh!«, fuhr einer der Soldaten auf. Rai stockte der Atem. »Was war das? Habt ihr das gesehen?« Die anderen schienen dies, soweit der Dieb verstehen konnte, zu verneinen.
    »Ich dachte, ich hätte dort bei der Treppe etwas gesehen«, beharrte der Gardist.
    »Ach komm«, meinte ein anderer, »du hast doch bloß Angst zu verlieren! Versuch mal meinen Fünferpasch zu überbieten.«
    »Das wird eine dieser verdammten Ratten gewesen sein«, warf ein weiterer ein, »die werden hier so groß wie Katzen.«
    Anscheinend ließ sich der Mann davon überzeugen, denn kurz darauf hörte Rai wieder das Scheppern der Würfel im Becher. Der Dieb atmete auf. Das Glück war ihm wieder einmal äußerst gewogen, oder offenbarte sich in diesem Moment vielleicht gar das Wirken der Göttin Bajula? Jedenfalls durfte er hier nicht lange verweilen, denn es konnte nicht mehr lange dauern, bis der Erkundungstrupp, der zur Untersuchung von Kawrins Feuer losgeschickt worden war, in den Turm zurückkehrte. Und dann würde es vermutlich sehr schnell sehr ungemütlich werden.
    Im Schutze des langen Tisches konnte er beinahe bis zu dem Vorhang schleichen, der den Rest des Zimmers vor ihm verborgen hielt. Er robbte auf dem harten Untergrund vom Tischende bis zur Außenwand, wo er problemlos zwischen der von der Decke hängenden Stoffwand und der Mauer hindurchschlüpfen konnte. Dann stand er in vollkommener Dunkelheit. Das Licht vom Spieltisch drang nicht bis hierher vor, und eine andere Beleuchtung gab es nicht. Eigentlich hätte Rai darüber nicht verwundert sein dürfen, denn es war selbstverständlich, dass ein auf Verteidigung ausgelegtes Bauwerk keine Fenster in den unteren Geschossen aufwies, zumal er anderenfalls ja auch nicht den mühsamen und gefährlichen Weg über die Schießscharten hätte nehmen müssen. Aber sich in einem vollkommen dunklen, unbekannten Raum zurechtzufinden und das noch ohne verräterische Geräusche zu verursachen, war nicht wirklich nach Rais Geschmack. Irgendwie hatte er wohl gehofft, auch hier eine Beleuchtung vorzufinden. Zaghaft begann er, sich entlang der Wand voranzutasten. Es dauerte nicht lange, bis er gegen das erste Hindernis stieß. Eine ebene, etwa auf Hüfthöhe vorspringende Fläche zwang ihn dazu, den Kontakt zur Wand aufzugeben und sich weiter entlang dem kantigen Objekt vorwärtszubewegen. Zunächst hielt er es für einen weiteren Tisch, jedoch fühlte sich die Oberfläche nicht an, als wäre sie aus Holz. Sie war sehr glatt und warm. Er legte prüfend die ganze Handfläche in die Mitte der vermeintlichen Tischplatte. Erschrocken zuckte er zurück. Ein stechender Schmerz fuhr durch seine Finger und setzte sich pochend an der Innenseite seiner Hand fest. Er hatte sich verbrannt! Bei dem untersuchten Einrichtungsstück handelte es sich um eine Herdplatte. Natürlich! Er befand sich in der Küche des Turms. Während er verzweifelt versuchte, jeglichen Schmerzenslaut zu unterdrücken, schalt er sich innerlich dafür, dass er nicht gleich darauf gekommen war. Wenn es einen Speisesaal gab, konnte schließlich die Küche nicht weit sein.
    Als seine Wut über das hartnäckige Brennen auf seiner Hand und die eigene geistige Trägheit ein wenig abflaute, kam ihm ein Gedanke. Wenn unter dieser Herdplatte ein Feuer brannte, könnte er durch das Öffnen der Ofenluke vielleicht für ein bisschen mehr Licht in diesem finsteren Turmwinkel sorgen. Behutsam begann er, die Front des Ofens mit spitzen Fingern zu untersuchen. Tatsächlich ertastete er bereits kurz darauf ein ebenfalls glühend heißes Türchen, das mit einem abgewinkelten Metallstift verschlossen war. Nach kurzem Nachdenken streifte er seine aus Tierhaut bestehende Weste ab

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