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Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Titel: Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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während er darauf wartete, dass die geladenen Edelleute erschienen. Er hasste das bevorstehende diplomatische Schattenfechten beinahe ebenso sehr, wie sein Berater Abak es genoss. Der König bevorzugte es, an der Spitze eines Heeres in die Schlacht zu ziehen, aber in Verhandlungen zu treten mit diesen spitzzüngigen Adeligen, die allesamt nur auf eine Gelegenheit warteten, ihm einen vergifteten Dolch in den Rücken zu stoßen, empfand der Herrscher von Citheon als so angenehm, wie mit bloßer Hand in ein Natternnest zu greifen. Schon allein deswegen hielt er sich meist bereitwillig an die Empfehlungen seines Beraters Abak, der bei der Handhabung solcher Angelegenheiten zudem auch ein bemerkenswertes Talent bewies. Manchmal war ihm sein langjähriger Ratgeber beinahe ein wenig unheimlich, wie er mit nüchterner Präzision die Winkelzüge seiner Gegner oder Entwicklungen im Reich vorauszuahnen vermochte. Jüngstes Beispiel war die Bedrohung des Throns durch den angeblichen Erben Ecorims, Arden Erenor, der sich im weit entfernten Seewaith zum Gegenkönig hatte ausrufen lassen. Als Legitimation musste dieser freche Emporkömmling nichts weiter vorweisen als das königliche Schwert Cor in seiner Hand und die bloße Behauptung, ein direkter Nachkomme Noran Karwanders zu sein. Und ehe es Jorig Techel für möglich gehalten hätte, verwandelte sich die verschlafene, kleine Halbinsel Fendland zu einer Brutstätte der Rebellion. Obwohl dies eine eigentlich eher unbedeutende Auflehnung einiger rückständiger Stadtstaaten im äußersten Nordosten war, konnte sich dieser Unfrieden als höchst gefährlich für Techels Reich erweisen. Denn die Namen Karwander und Erenor besaßen eine geradezu magische Anziehungskraft für all diejenigen, die den Inselherrn Jorig Techel noch immer als ungeliebten Usurpator empfanden, welcher den wahren und rechtmäßigen König Ecorim Erenor mit unlauteren Mitteln vom Thron gedrängt hatte. Somit konnte sich der kleine Funke des Widerstandes im fernen Fendland schnell zu einem Flächenbrand entwickeln, der dann auch eine Bedrohung für das mächtige Tilet darstellen würde.
    Dies alles war von Abak Belchaim frühzeitig erkannt worden. Die aufgrund der Empfehlung seines Ratgebers getroffene Entscheidung des Königs, das Geschlecht der Erenor endgültig auszumerzen, hätte diese gesamte unglückliche Entwicklung verhindern können, wäre nicht ein Mitglied der Familie Erenor mit dem Leben davongekommen. Doch auch nach dieser ungünstigen Wendung hatte es Abak nicht versäumt, die notwendigen Schritte in die Wege zu leiten. So war es allein seinem diplomatischen Geschick zu verdanken, dass dem König bei der Niederschlagung des fendländischen Aufstandes die größte Flotte des Ostens zur Verfügung stand. Wenn die Verhandlungen mit dem Fürsten von Nordantheon heute erfolgreich verliefen und die anderen Landesherren die entsprechende finanzielle Unterstützung zur Verfügung stellten, dann würde gegen die nichts ahnenden Fendländer das größte Heer in Bewegung gesetzt werden seit der Erstürmung der ehernen Feste Arch Themur.
    Ein Hofdiener betrat in diesem Augenblick den Thronsaal. Als ihm der König mit einem Nicken die Erlaubnis zu sprechen erteilte, verkündete der Bedienstete, alle Gäste wären nun eingetroffen. Mit einem ungeduldigen Wink gab Jorig Techel zu verstehen, dass er die Geladenen nun zu empfangen wünsche. Augenblicke später wurden die adeligen Besucher in den Thronsaal geführt. Vorneweg schritt der korpulente Graf Heimar Norred, Herr der Länder Ghalwed und Neriwa im Osten von Citheon. Ihm folgte der mit Pelzen und Gold behängte Landesherr Rudmar Mistarkin von Tiletien, einer weitläufigen und bevölkerungsreichen Region rings um die Stadt Tilet, sowie der betagte Landgraf Naduseld Melochin von Tibennar, einem bergigen Landstrich im äußersten Norden des citheonischen Kemlandes an der Grenze zu Südantheon. Als Letztes betraten den Thronsaal die beiden Herren von Antheon, Fürst Dariod von Süd- und Fürst Feldak von Nordantheon, zusammen mit dem Grafen Eswar des Landes Warrun, das im Westen von Citheon an den Küsten des Quasul-Jak lag. Alle drei gehörten der Familie Soldarin an, einer Sippe, die zwar im Inneren zutiefst zerstritten war, es aber dennoch meist verstand, die gemeinsamen Interessen nach außen geschlossen zu verteidigen. Nicht zuletzt deshalb galten die Soldarins als mächtigstes Adelsgeschlecht der Ostlande und würden in den kommenden Verhandlungen

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