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Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Titel: Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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Fürsten Feldak in militärischen Fragen, doch in diesem Fall ging es nicht darum, Ratschläge einzuholen. Der Herrscher von Citheon erwartete nichts weiter als Loyalität, und er schätzte es daher nicht, wenn statt des Gehorsams, den ihm seine adeligen Landesherren eigentlich schuldeten, die Notwendigkeit des von ihm beschlossenen Vorgehens infrage gestellt wurde. Deshalb begannen bereits wieder die Adern an den königlichen Schläfen bedrohlich anzuschwellen, jenes untrügliche Zeichen für einen bevorstehenden Wutausbruch. Abak, der die Auseinandersetzung schweigend, aber aufmerksam verfolgt hatte, legte beschwichtigend die Hand auf die Schulter des Inselherrn und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Daraufhin atmete Jorig Techel tief durch, lockerte seinen Klammergriff um die Armlehnen des Thronsessels und räusperte sich geräuschvoll.
    »Selbstverständlich ist uns bewusst«, erklärte der König mit zusammengebissenen Zähnen, »dass ein Feldzug gegen die Aufständischen mit erheblichen Kosten verbunden sein wird. Dies gilt besonders für Euch, Fürst Feldak, da Euer Heer gegen Fendland über die Landbrücke ›Melessens Finger‹ vorstoßen soll. Deshalb sollt Ihr als Entschädigung das Recht zur freien Erhebung von Zöllen erhalten, auf alle Waren, die Eure Grenzen passieren.«
    Dieses mehr als großzügige Angebot verfehlte nicht seine Wirkung bei den versammelten Landesherren, würde es Fürst Feldak doch die Möglichkeit zur Kontrolle des gesamten Nord-Süd-Handels einräumen. Eine solch dominierende Stellung Nordantheons musste freilich unweigerlich zu Streitigkeiten mit den anderen Landesherren führen und wahrscheinlich sogar für Zwist innerhalb der eigenen Familie sorgen. Aber diese absehbaren Schwierigkeiten waren von Abak Belchaim nicht nur vorhergesehen, sondern durchaus beabsichtigt worden, als er dem König den Vorschlag unterbreitet hatte, mit dem Zollprivileg die Kooperation des Fürsten Feldak zu erkaufen. Dementsprechend unterschiedlich fielen auch die Reaktionen der adeligen Gäste aus. Während die Angehörigen des Hauses Soldarin sich offenkundig erfreut über diesen Vorschlag zeigten, erhoben die citheonischen Landesherren, allen voran Graf Rudmar, massiven Einwand gegen diese Pläne, da sie ihre eigenen Handelsinteressen in Gefahr sahen.
    Während dieser entstandenen Auseinandersetzung trat, zunächst unbemerkt vom König, wiederum der Hofdiener in den Saal, der bereits zuvor das Eintreffen von Gästen angekündigt hatte. Wie es sein Amt von ihm verlangte, stellte sich der Bedienstete vor das große Portal, welches den Empfangsbereich mit dem Thronsaal verband, und wartete bewegungslos, bis der König ihn bemerken und zu sich rufen würde. Die unangemeldete Ankunft eines weiteren Besuchers und seiner zwei Begleiter brachte den Diener in die prekäre Lage, die bereits laufenden Verhandlungen seines königlichen Herrn mit den adeligen Landeshäuptern stören zu müssen. Allerdings handelte es sich bei dem überraschenden Gast auch nicht um einen Mann, der langes Warten tolerieren würde. Daher blieb dem Palastangestellten nun keine Wahl, als das Risiko einzugehen, den Groll des Königs auf sich zu ziehen.
    Trotz des redlichen Bemühens des Hofdieners um eine rasche Anmeldung des Neuankömmlings schien der unangemeldete Besucher jedoch bereits nach wenigen Augenblicken nicht mehr gewillt zu sein, die Palastetikette zu wahren. Mit erstaunlicher Vehemenz schob er den protestierenden Bediensteten zur Seite und betrat entschlossenen Schrittes den Thronsaal. Der mittelgroße Mann war gänzlich in eine schneeweiße Robe gehüllt. Das ausladende Gewand konnte allerdings nicht verbergen, wie ungewöhnlich hager, ja geradezu ausgezehrt sein Körper wirkte. Die Gesichtshaut spannte sich über den haarlosen Schädel, als handle es sich um dünnes Pergament auf blankem Fels. Seine hervorspringenden Wangenknochen, ebenso wie das spitze Kinn, erinnerten mehr an einen Totenschädel als an einen lebenden Menschen, und die schmale Nase schien am ehesten mit einer aus den Wellen ragenden Haifischflosse vergleichbar. Die wasserblauen Augen waren gleich denen eines Falken permanent weit aufgerissen, während sein scharfer Blick ausnahmslos alles in seiner Umgebung zu erfassen schien. Den einzig erkennbaren Schmuck trug dieser asketisch wirkende Mann auf seiner Stirn. Bei dem kleinen goldenen Symbol handelte es sich um eine flammende Sonnenscheibe, unter der sich ein wurmartiges Tier wand, als würde es von dem

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