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Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Titel: Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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strahlenden Gestirn über ihm versengt. Erst bei näherem Hinsehen wurde deutlich, dass dieses merkwürdig abgewandelte Zeichen des göttlichen Cit nicht etwa aufgeklebt war, sondern dass dessen Ränder mit der Kopfhaut verwachsen schienen, als wäre es Teil des Körpers. Demnach musste das goldene Emblem im Schädelknochen verankert worden sein, was nicht nur von einer kaum vorstellbaren Leidensbereitschaft, sondern auch einer geradezu fanatischen Glaubensstärke des Trägers zeugte. Dem Mann in Weiß folgten zwei weitere, deren Häupter ebenfalls beinahe kahl waren bis auf einen sonnenförmig gezackten Haarkreis auf ihrer Schädeldecke. Ihre Gewänder ähnelten dem ihres Führers, allerdings bestanden nur Ärmel und Kragen aus weißem Stoff, während der Rest der Robe schwarz gefärbt war. Zudem trugen sie das gleiche goldene Citsymbol, allerdings hing es an einer langen Kette um ihren Hals.
    »Erblickt den himmlischen Gesandten«, intonierten die beiden Begleiter des weiß Gekleideten gemeinsam ohne Rücksicht auf die Verhandlungen, »oberster Diener des höchsten der vier großen Götter, Träger des goldenen Auges von Tilanmul, Hohepriester des Cit, oberster Glaubenswächter und Behüter des lichten Pfades: Seine Heiligkeit der Citarim Torion Menaurain!«
    Abrupt endeten die Diskussionen, und alle Köpfe wurden erstaunt den Neuankömmlingen zugewandt. Die Augenbrauen des Königs wanderten zunächst überrascht nach oben, nur um dann umso tiefer hinabzusinken und seine Augen in grimmigen Schatten zu legen. Die Ankunft des obersten aller Citpriester erfüllte ihn nicht gerade mit Freude. Auch Abak Belchaim verlor für einen Augenblick die Kontrolle über seine Gesichtszüge, was einem aufmerksamen Beobachter verraten hätte, wie sehr ihn das Erscheinen des Citarim mit Sorge erfüllte. Als Torion Menaurain unaufgefordert näher kam, bohrten sich seine Falkenaugen nacheinander in jedes Gesicht, so lange bis der jeweils Angeblickte ehrfürchtig den Kopf vor dem Glaubensführer verneigte. Diese Respektsbekundung fiel vor allem bei den antheonischen Fürsten weniger unterwürfig aus als bei den citheonischen Landesherren, aber dennoch wollte keiner der Anwesenden dem obersten Diener des Cit die geforderte Achtung versagen. Nur König Jorig blieb stocksteif auf seinem Thron sitzen, während er den Auftritt des Citarim mit kaum verhohlener Missbilligung verfolgte.
    Schließlich kam Torion Menaurain, gefolgt von seinen zwei Begleitern, vor dem Thronsessel an. Mit seinen hellen Augen unterzog er den Beherrscher Citheons einer durchdringenden Musterung, als würde er von ihm ebenfalls eine Verneigung erwarten. Doch stattdessen senkte er selbst in einer mechanisch abgehackten Bewegung den Kopf.
    »Majestät«, sagte er in einer klangvollen, dunklen Stimme, die so gar nicht zu diesem ausgezehrten Leib passen wollte.
    »Eure Heiligkeit«, gab König Jorig mit einem ähnlich knappen Nicken zurück. »Leider muss ich sagen, dass Ihr mich überaus beschäftigt findet, wie Ihr seht. Welche dringende Angelegenheit führt Euch also in meinen Palast?«
    »Sein Wille lenkt jeden meiner Schritte«, erwiderte der Hohepriester mit glänzenden Augen. »Mein Kommen geschieht auf Veranlassung des großen Himmelsrichters selbst, der über unser aller Häuptern thront.«
    Falls dies überhaupt noch möglich war, verfinsterte sich die königliche Miene noch etwas mehr. »Nun ja«, entgegnete er mühsam beherrscht, »wenn Cit selbst euch schickt, dann ist dies natürlich ein ausreichender Grund, um diese Versammlung zu unterbrechen. Was also ist die Botschaft, welche der Sonnengott Euch persönlich verkündet hat und die so immense Wichtigkeit besitzt, dass sein oberster Diener es dem König und seinen Landesherren ohne Aufschub kundtun muss?«
    »Das allsehende Himmelsauge wird diejenigen dereinst willkommen heißen, die seinen Worten Folge leisten«, verkündete der Citarim, als würde er eine Predigt halten, »aber er wird jene schändlichen Zweifler wie Maden zerquetschen, die seiner Worte spotten und lästerliche Reden führen.«
    Die sonnengebräunten Hände des Königs ballten sich unwillkürlich zu Fäusten, da es der Hohepriester gewagt hatte, ihm auf diese indirekte Weise zu drohen.
    Um dem Wutausbruch des Königs zuvorzukommen, trat Abak einen Schritt nach vorn und sprach mit fester Stimme: »Der König wird hören, was Eure Heiligkeit zu sagen hat, doch was mit dieser Botschaft anzufangen ist, wird ganz allein der König im

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