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Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Titel: Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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Bergmeister vor.
    »Gut, so machen wir’s«, stimmte der Dieb zu. »Und sag ihnen, sie können ruhig großzügig beim Tauschen sein.«

    Wenig später standen die Arbeiter in einer ordentlichen Reihe vor dem Waagentisch, wo drei Lautere unter Aufsicht von Erbukas das Erz in Empfang nahmen und dafür ungewöhnlich große Mengen an Nahrung ausgaben. Die zufriedenen Gesichter der Sklaven verrieten, dass sie spätestens jetzt den Wechsel in der Führung des Bergwerks begrüßten. Währenddessen hatte sich Rai, getrieben von seiner Neugier, Arton angeschlossen, der immer noch dabei war, die von Ulag gehorteten Waren zu begutachten. Beide ersetzten ihre eigentlich nur noch aus einzelnen Stofffetzen bestehenden Hosen durch neue Beinkleider aus den Regalen der Tauschkammer und ergänzten ihre Garderobe durch kratzige, aber warme Wollhemden und robuste Lederschuhe. Nachdem sie ansonsten nichts weiter Interessantes hatten entdecken können, ging Arton zielstrebig zu einer dunklen Vertiefung in der Höhlenwand hinüber, die sich unmittelbar hinter dem Waagentisch befand. Rai war diese Öffnung bisher gar nicht aufgefallen, da an dieser Stelle, wie er sich nun erinnerte, immer Ulag gestanden hatte, um die Tauschgeschäfte zu überwachen. Jetzt erkannte er, dass dort ein Durchgang existierte, der in eine hinter der Tauschkammer gelegene Höhle führte. Gespannt folgte er dem Einäugigen in den unbekannten Raum, bei dem es sich um Ulags Privatgemächer handeln musste. Allerdings hätte ihn nichts auf das vorbereiten können, was ihn dort erwartete. Das Zimmer war groß, mindestens dreimal so breit wie die Tauschkammer und bestimmt doppelt so lang. Den auffälligste Einrichtungsgegenstand, wenn man es so nennen konnte, bildete ein riesiges, aus unzähligen Fellen und Decken bestehendes Bett, eingerahmt von vier brennenden Öllampen auf massiven Messingständern. Rings um dieses mehr als komfortable Lager lagen mindestens ein Dutzend verschiedene Behältnisse, von denen jedes unterschiedliche Köstlichkeiten enthielt. Von kandierten Früchten, über verschiedene Nüsse und ein Fässchen Honig bis hin zu mehreren Karaffen mit fruchtig duftendem Wein gab es hier alles, was das Herz begehrte. An den Wänden waren noch weitere Kisten und Fässer aufgestapelt, die wahrscheinlich noch mehr Leckereien enthielten.
    In einem grotesken Gegensatz zu diesem geradezu gemütlich wirkenden Teil der Höhle hatte Ulag an der dem Bett gegenüberliegenden Wand zwei akkurate Pyramiden aus den Schädeln seiner Opfer aufgestapelt. Zu allem Überfluss waren diese nicht immer vollkommen skelettiert und verströmten daher einen grausigen Geruch. Rai drehte sich bei diesem Anblick beinahe der Magen um, während Arton weitgehend unberührt wirkte. Doch die schrecklichste Entdeckung stand den beiden noch bevor: In einer Nische schräg gegenüber dem Eingang, halb verborgen hinter einer Wand aus gestapelten Kisten, fand Arton zwei zerlumpte Frauen. Bei seinem Anblick kauerte sich die kleinere der beiden wimmernd in eine Ecke, während die andere mit unbewegtem Gesicht sitzen blieb. Die Hälse der beiden unglücklichen Geschöpfe waren blutig gescheuert von den rauen Eisenringen, an denen jeweils ein Ende einer Kette befestigt war, die wiederum durch einen in der Felswand eingelassenen Metallring lief. So konnte sich immer eine der beiden Frauen durch den ganzen Raum bewegen, während die andere in der Nische bleiben musste. Die ehemals hübschen Gesichter der beiden wirkten jetzt so fahl wie die von Ulag gesammelten Schädelknochen. In der kleineren, die sich furchtsam in den hintersten Winkel der Nische verkrochen hatte, erkannte Rai entsetzt das Mädchen wieder, dessentwegen er sich bei seiner Ankunft mit Ulag angelegt hatte. Nun musste er einsehen, wie wenig ihr seine unbedachte Heldentat genutzt hatte.
    Die Ruhigere der beiden, die wohl auch etwas älter war als die andere, starrte unverwandt Arton an, als könne sie nicht glauben, wen sie vor sich hatte. In ihren Augen lebte noch ein letzter Funken trotzigen Stolzes, den sie wie durch ein Wunder auch nach Ulags unaussprechlichen Grausamkeiten bewahrt hatte. Mit ihrem Blick schien sie zu sagen: ›Macht was ihr wollt, ihr könnt mir nichts anhaben!‹
    Arton wandte sich schließlich ab von den beiden geschundenen Frauen und wies den zutiefst erschütterten Rai an, von den Regalen der Tauschkammer saubere Kleidung und einen Hammer zu holen. Der Tileter kam dieser Aufforderung gerne nach. Als er mit den

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