Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm
entscheidendes Gewicht haben.
»Im Namen des Königs heiße ich die hohen Herren in Tilet willkommen«, begrüßte sie Abak förmlich. »Ich hoffe, die Anreise gestaltete sich nicht zu beschwerlich.«
Zunächst blieben die Angesprochenen eine der Etikette genügende Antwort schuldig, da sie gerade missbilligend zur Kenntnis nahmen, dass es wohl bei der bevorstehenden Unterredung keine Sitzgelegenheiten geben würde.
»Mit Freuden sind wir dem Ruf unseres Königs gefolgt«, bemerkte Graf Eswar mit unüberhörbarem Sarkasmus, »ist seine Gastfreundschaft doch jedes Mal aufs Neue überwältigend.«
»Zweifellos sind die noblen Herrschaften der Aufforderung ihres Herrn, sich in Tilet einzufinden, nicht nur aufgrund der erwarteten Annehmlichkeiten in seinem Palast nachgekommen«, entgegnete Abak mit einem Schlangenlächeln. »Deshalb werden sie es begrüßen, nun vorzutreten und ihrem König den gebührenden Respekt zu erweisen.«
Widerwillig näherten sich die versammelten Adeligen dem Thron und beugten einer nach dem anderen das Knie, was Jorig Techel mit einem knappen Nicken würdigte.
»Seid gegrüßt, ihr Herren der Ostlande«, tönte die tiefe Bassstimme des Königs durch den marmorgetäfelten Thronsaal. »Unruhige Zeiten zwingen mich, meine treuesten Untertanen an meine Seite zu rufen, um ihren Rat und ihre Unterstützung zum Wohle unseres Reiches einzuholen.«
Die finsteren Mienen der versammelten Adeligen blieben von diesen versöhnlichen Worten gänzlich unberührt.
König Jorig fuhr dennoch fort: »Den Anlass für diese eilige Zusammenkunft stellt, wie Ihr wohl wisst, die unverschämte und haltlose Behauptung eines fendländischen Unruhestifters dar, er wäre der Sohn Ecorim Erenors und damit rechtmäßiger Erbe des Throns. Trotz dieser offensichtlichen Lüge – denn wie jeder weiß, hatte der große Held Ecorim keine Kinder – ist es diesem Verräter mit Namen Arden Erenor gelungen, eine beträchtliche Zahl von Gefolgsleuten um sich zu scharen und sämtliche Städte Fendlands gegen den König aufzubringen. Nachdem sich dieser dreiste Emporkömmling zum neuen König hat ausrufen lassen – und zwar nicht nur von Fendland, sondern von ganz Citheon –, wurde unter seiner Führung die königliche Garnison in Nordhafen erstürmt und die dort stationierten Soldaten erschlagen oder ins Meer geworfen. Dies muss als ein Schlag ins Gesicht des Königs angesehen werden und darf nicht ungesühnt bleiben. Deshalb fordere ich Eure Unterstützung zur Niederschlagung dieses frechen Aufstands!«
Als der König geendet hatte, herrschte zunächst gespannte Stille im Saal, während die Landesherren abzuwägen schienen, was diese Forderung ihres Königs für jeden Einzelnen von ihnen bedeuten mochte.
Schließlich entschloss sich Graf Heimar, den Anfang zu machen: »Wahrlich eine unerfreuliche Entwicklung, dort oben im hohen Norden, mein König. Aber Fendland ist fern, sehr klein und weitgehend unbedeutend. Außerdem ist die Region doch seit gut zwanzig Jahren dem Papier nach unabhängig vom Reich. Warum sollen wir also diesem winzigen Flecken Land irgendwelche Beachtung schenken, nur weil ein hergelaufener Narr in einem Anfall von Größenwahn sich zum König ausruft? Billigen wir diesem Aufstand einiger Fischerdörfer damit nicht zu viel Aufmerksamkeit zu?«
Die buschigen Augenbrauen des Königs begannen, sich über seiner Nase bedrohlich zusammenzuziehen.
»Wir dürfen eine solche Respektlosigkeit gegen die Würde des Königs nicht ungestraft lassen, egal in welch entlegenem Winkel des Reichs sie stattfindet«, erwiderte Jorig Techel scharf. »Ich dachte, das läge auf der Hand, Graf Heimar.«
»Aber Fendland gehört nicht offiziell zum Reich«, ließ sich Fürst Dariod vernehmen, »also was kümmern Citheon die dortigen Unruhen? Das wäre so, als würden wir einen Aufstand von Wüstennomaden in Etecrar niederschlagen wollen.«
»Ich muss meinem Vetter beipflichten«, schaltete sich nun auch Fürst Feldak ein, »ich denke nicht, dass von den Fendländern irgendeine Gefahr ausgeht.« Im Gegensatz zu seinem erheblich jüngeren Verwandten aus dem Süden hatte der Fürst von Nordantheon bereits viele Schlachten, vor allem im zurückliegenden Krieg gegen Skardoskoin, geschlagen und galt als hervorragender Heerführer. »Und wenn einer dieser aufsässigen Fischer es wagt, seinen Fuß über die Grenze zu setzen, wird er es bitter bereuen.« Die übrigen nickten zustimmend.
König Jorig achtete im Grunde das Urteil des
Weitere Kostenlose Bücher