Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Titel: Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
Vom Netzwerk:
götterfürchtigen Menschen, und diese Frömmigkeit beeinflusste die Entscheidungen des alternden Landesherrn in zunehmendem Maße, da er nun sein eigenes Lebensende bereits vor Augen hatte. Es war schlimm genug, dass er sich deshalb das erste Mal offen gegen seinen Herrscher stellte. Als wahrlich verheerend jedoch erwies sich, dass er den anderen Adeligen einen guten Grund geliefert hatte, ebenfalls ihre Unterstützung zu verweigern. So kniete einer nach dem anderen vor König Jorig nieder, murmelte etwas von »Gewissen« und »Willen der Götter« und entfernte sich dann rasch aus dem Thronsaal. Als Letztes kehrte Fürst Feldak seinem Herrscher den Rücken, wobei ihm deutlich anzumerken war, dass er den Verzicht auf die angebotenen Zollprivilegien aufrichtig bedauerte. Daraufhin blieb Jorig Techel allein mit seinem Berater Abak in der prunkvollen Marmorhalle zurück.
    Der König barg das Gesicht in seiner kräftigen Hand und massierte mit Daumen und Zeigefinger seine schmerzenden Schläfen.
    »Und jetzt?«, brummte er. Eine Antwort blieb aus. Er sah sich erzürnt nach seinem Ratgeber um, der einen Schritt hinter dem Thron stand. Abak wirkte noch etwas bleicher als gewöhnlich, sein Blick ging ins Leere.
    »Was ist los, Abak?«, fragte Jorig Techel ungehalten. »Fällt dir das erste Mal seit fast fünfzig Jahren nichts mehr Schlaues ein? Gerade jetzt könnte ich einen guten Rat dringend gebrauchen.«
    Der königliche Berater schüttelte den Kopf. »Ich habe diesen Priester vollkommen unterschätzt«, bemerkte er tonlos, während er seinen Kopf sinken ließ. »Wie konnte ich nur so nachlässig sein?«
    »Wir brauchen jetzt keinen Schuldigen«, schnaubte Jorig Techel, »sondern eine Lösung. Ich bin gerade von meinen Landesherren samt und sonders vor den Kopf gestoßen worden, und ich habe nicht vor, mir das so ohne Weiteres gefallen zu lassen. Was sollen wir also tun?«
    Abak kniff die Lippen zusammen und blickte auf. »Ich würde sie im Palast festsetzen lassen, um sicherzustellen, dass sie den Feldzug gegen Fendland nicht sabotieren, wenn unsere Truppen durch ihre Länder ziehen. Des Weiteren können wir auf diese Weise verhindern, dass, während unser Heer in Fendland steht, irgendein Landesherr auf den Gedanken kommt, die momentane Schwäche Tilets auszunützen.«
    »Ich soll alle Landesherren gefangen setzen lassen?«, fragte der König ungläubig. »Auch den Citarim?«
    »Nein!« Abak klang beinahe erschrocken. »Nein«, wiederholte er ruhiger, »ich muss erst herausfinden, was dieser durchtriebene Gottesdiener plant. Mein Gefühl sagt mir, dass sich hinter all dem viel mehr verbirgt als eine göttliche Offenbarung. Dieser Mann ist gefährlich, und ich weiß so gut wie nichts über ihn. Wenn wir den Citarim jetzt antasten, dann könnte dies vollkommen unabsehbare Folgen nach sich ziehen.«
    »Nun gut«, seufze Jorig Techel, »dann werde ich jetzt die führenden Häupter des Landes zu meinen Gefangenen machen.« Er verzog sein Gesicht. »In was für würdelosen Zeiten wir doch leben.«
    Sein Berater lächelte milde. »Ich würde vorschlagen, Ihr weist ihnen die besten Gemächer in Eurem Palast zu und sorgt dafür, dass es ihnen an nichts mangelt. Und bezeichnet sie nicht als Eure Gefangene, sondern als …«, er überlegte kurz, »,Zwangsgäste’. Vielleicht trägt das zur Wahrung der Würde aller Beteiligten bei, Majestät.«

 
EIN SCHRITT ZUR FREIHEIT
     
    R ai und Barat fanden den neuen Herrn des Bergwerks am nächsten Morgen immer noch auf dem Felllager schlafend vor. Rai hatte die Nacht bei seinem älteren Gefährten in der zweiten Westsohle verbracht, nachdem er sich davon überzeugt hatte, dass die Wunde an Barats Bein tatsächlich zu heilen begann. Der Veteran hinkte zwar noch deutlich, jedoch konnte er bereits wieder ohne Hilfe die Blindschächte überwinden und bewegte sich beinahe ebenso schnell wie Rai, der seinerseits durch die Verletzung des Vortags behindert wurde. Natürlich hatte er seinem älteren Gefährten die umwälzenden Ereignisse der letzten Tage haarklein berichten müssen, wobei besonders gegen Ende der Erzählung Barats übliche spöttische Bemerkungen weitgehend ausgeblieben waren. Stattdessen hatte er Rai mit einem seltsam verklärten Blick gemustert, der ihn ganz verlegen machte.
    Als die beiden Ulags ehemaliges Quartier betraten, war es ein eigenartiger Anblick, Arton, den nunmehr gefährlichsten Mann dieses Bergwerks, scheinbar friedlich schlummernd auf dem ausladenden Bett

Weitere Kostenlose Bücher