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Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Titel: Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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selbstverständlich keine Hilfe zu erwarten sein. Indes gehörte die überwiegende Mehrheit der Gefangenen, so war Barats Überzeugung, zu den Rechtschaffenen, denen unter normalen Umständen durchaus am Wohl anderer gelegen war. Ein unbarmherziger Ort wie das Bergwerk von Andobras zwang solche Menschen allerdings förmlich dazu, so weit abzustumpfen, bis vollkommene Gleichgültigkeit ihrem Geist Schutz vor den unablässigen Gräueln ihrer Umgebung gewährte. Barat hatte dieses Verhalten bei seinen Kameraden in der Schlacht um Arch Themur häufig beobachten können, die durch das anhaltende Gemetzel vor den Toren der Todesfestung allmählich jeglichen Mitgefühls und moralischen Urteilsvermögens beraubt worden waren. Wie die Minenarbeiter hatten sie sich zu blinden Befehlsempfängern gewandelt, die in stumpfer Gleichmütigkeit alles mit sich geschehen ließen, als wären sie runde Kieselsteine, die die Strömung am Grund eines Flusses zu Tal wälzt.
    Es musste ihm nun gelingen, diese von der Unmenschlichkeit der Minen betäubten Arbeiter wachzurütteln, sie aus ihrer Starre zu wecken, damit sie die Fähigkeit zurückerlangten, den rechten Weg zu erkennen und ihn auch zu beschreiten.
    »Hört mich an!« Die Stimme des alten Soldaten klang gebieterisch und trug bis in den hintersten Winkel der Höhle. »Seht ihr diesen jungen Mann neben mir?«, fragte er mit einer Hand auf Rais Schulter. Es herrschte gespannte Stille.
    »Er hat einen Weg aus diesem verfluchten Loch hinaus ins helle Licht der Sonne gefunden!« Barat hatte sich von seinem Gefährten gelöst und näherte sich langsam der vordersten Reihe der Minenarbeiter, während er sprach.
    »Er hatte endlich wieder die Oberfläche erreicht. Er war frei, frei zu gehen, wohin er wollte! Aber stattdessen ist er unter Einsatz seines Lebens wieder zurückgekehrt! Diejenigen von euch, die gestern hier waren – und das werden die meisten gewesen sein –, haben gesehen, wie er von Ulag aufgegriffen wurde, als er sich, in einem Vorratskorb versteckt, in die Mine schmuggeln wollte.« Der Veteran begann, vor den lauschenden Gefangenen auf und ab zu schreiten.
    »Warum hat er das getan?, werdet ihr euch fragen. Ganz einfach: Er wollte euch unbedingt wissen lassen, dass es einen Weg aus diesem götterverfluchten Stollen gibt, damit ihr ebenfalls frei sein könnt.« Barat blieb stehen.
    »Versteht ihr das?«, rief er noch lauter als zuvor. »Dieser Junge hat sein Leben riskiert, um euch einen Weg aus der Gefangenschaft zu zeigen!« Immer noch wagte keiner der Zuhörer, ein Wort zu sagen.
    Deshalb packte Barat wütend den nächststehenden Sklaven am Kragen und schrie ihn an: »Möchtest du in Freiheit leben?«
    Mit angstgeweiteten Augen starrte der kleine, schmutzige Mann ihn an.
    »Sag schon!«, der alte Soldat schüttelte sein unglückliches Opfer kräftig. »Willst du frei sein?«
    »Ja …«, murmelte der Arbeiter kaum hörbar.
    »Lauter!«, brüllte Barat. »Ich will, dass alle dich hören können!«
    »Ja, ich will frei sein«, rief der Mann immer noch etwas halbherzig.
    Barat ließ von ihm ab. »Und was ist mit dem Rest von euch? Wollt ihr frei sein?«
    Tatsächlich kamen ein paar verhaltene »Ja«-Rufe aus der Menge. Damit gab sich der Veteran aber noch nicht zufrieden.
    »Soll das heißen, es gibt nur eine kleine Handvoll unter euch, die so viel Schneid besitzen wie dieser Junge?« Barat deutete auf Rai. »Er hat es schon nach draußen und sogar wieder zurück geschafft. Ihr müsst nur die Hälfte von dem nachmachen, was er bereits gewagt hat!«
    »Was ist mit den Gardisten?«, rief jemand von weiter hinten dazwischen.
    »Ach so«, erwiderte Barat ungehalten, »das ist es also, was euch Kopfzerbrechen bereitet. Ihr wollt nicht gegen die Gardisten kämpfen.« Er schüttelte verständnislos den Kopf.
    »Habt ihr gesehen, was euer neuer Herr Arton mit Ulag gemacht hat? Dieses haarige Ungetüm war wahrscheinlich der größte und stärkste Mensch, den ich jemals gesehen habe. Und Arton hat ihn besiegt! Er hat ihm mit bloßen Händen das Genick gebrochen! Ein Mann, der so etwas Unvorstellbares vermag, wird euch im Kampf gegen die Gardisten anführen. Und ihr habt wirklich immer noch Furcht? Soll ich das Arton sagen? Dass ihr euch fürchtet, unter seiner Führung die Gardisten anzugreifen? Das kann nicht euer Ernst sein!« Barat legte eine wohlplatzierte Pause ein.
    Schließlich fuhr er in sanfterem Ton fort: »Oder wollt ihr stattdessen euren ersten Schritt in Richtung

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