Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm
Geschütze auf der Turmspitze darstellten. Offensichtlich beabsichtigten sie, diesem Ein-Mann-Überfall mit aller Gewalt ein rasches Ende zu bereiten.
Rais Anspannung wuchs. Gleich würde sich zeigen, ob sich ihre neue Waffe wirklich als so wirkungsvoll erwies, wie sie gehofft hatten. Ein wenig mehr Abstand wollte er noch zwischen sich und die zum Mineneingang stürmenden Gardisten bringen, dann sollten die Schützen auf der Turmspitze den Flammenregen der Feuerfrüchte kosten. Mühsam versuchte er deshalb, seine Aufregung unter Kontrolle zu halten und zu warten. Die Soldaten hatten mittlerweile ungefähr die Hälfte der Strecke bis zum Transportkorb zurückgelegt. Dort war wegen der fehlenden Beleuchtung nicht zu erkennen, was vor sich ging. Trotzdem glaubte Rai, einige huschende Bewegungen in der Dunkelheit wahrnehmen zu können. Auch die Gardisten schienen etwas gesehen zu haben, denn ihr Anführer gab Zeichen anzuhalten. Aber es war bereits zu spät.
Plötzlich loderten mehrere kleine Lichter an der rechten Flanke des Soldatentrupps auf. Die Flämmchen schienen aus dem Nichts entsprungen zu sein. Sie tanzten ein wenig umher, flackerten dann auf und schienen schließlich durch die Luft zu schweben. In einem weiten Bogen flogen sie auf die unschlüssig verharrenden Turmwachen zu. Einem scharfen Befehl ihres Kommandanten gehorchend, hoben die Speerträger schützend ihre Schilde über den Kopf, während alle anderen versuchten, darunter Deckung zu finden. Im nächsten Moment schlugen die heranfliegenden Feuergeschosse auch schon auf. Doch es waren keine Brandpfeile, wie es die Gardisten vielleicht erwartet hatten. Sie blieben nicht einfach in den Schilden stecken, ohne Schaden anzurichten. Die Flammengeschosse verwandelten sich beim Auftreffen in lodernde Fontänen, die alles in mehreren Schritt Entfernung mit tropfenden Feuerrinnsalen überzogen. Schreiend entledigten sich die Gardisten ihrer brennenden Schilde. Einige rissen auch verzweifelt an Rüstungsteilen, weil das flüssige Feuer ihre Haut versengte, oder versuchten, sich vor den brennenden Pfützen am Boden in Sicherheit zu bringen. Der ganze Trupp befand sich in völliger Unordnung.
Eben diesen Zeitpunkt wählte Arton für seinen Angriff. Im Schutz der Dunkelheit hatten sich die Minenarbeiter auf dem Bauch vom Waldrand in Richtung Transportkorb vorgearbeitet. Nachdem der Feuerangriff für Verwirrung gesorgt hatte, sprangen sie nun aus ihrer Deckung auf und stürmten nach vom – allen voran Arton Erenor. Rai fröstelte bei diesem Anblick. Es war selbst aus sicherer Distanz ein schauriges Bild, wie die mondbeschienene Fläche zwischen Wald und Mineneingang plötzlich zum Leben erwachte. Wie würden diese schreienden, schattenhaften Gestalten, die aus dem Erdboden gewachsen zu sein schienen, erst auf die Gardisten wirken. Doch Rai vergaß, dass die Männer durch ihr hartes militärisches Training auf solche Situationen vorbereitet waren. Ein einziges Kommando ihres Anführers, und die Armbrustschützen des Trupps feuerten beinahe gleichzeitig ihre Geschosse auf die heranstürmenden Angreifer ab. Zusätzlich schwirrten auch von der Turmspitze wieder die Bolzen der schweren Geschütze hernieder. Und diesmal fanden sie ihr Ziel. Mehrere Minenarbeiter schlugen der Länge nach hin. Ihre Körper waren nicht mehr vom Untergrund zu unterscheiden.
Kawrin stieß Rai in die Seite, der seinen Blick kaum von dem Kampfplatz abwenden konnte, und mahnte ihn so zur Eile. Nun galt es, ihren kühnen Plan in die Tat umzusetzen. Die Schützen des bedrängten Gardistentrupps würden keine Gelegenheit für einen weiteren Schuss bekommen, denn die anstürmenden Arbeiter begannen sie bereits, in den Nahkampf zu zwingen. Die Geschütze auf dem Turm allerdings konnten unbehelligt weiterschießen und auf diese Weise blutige Lücken in die Reihen der Angreifer reißen. Es war die Aufgabe von Rai und Kawrin, genau das zu verhindern.
Rai nickte seinem Gefährten zu, atmete tief durch und spurtete los. Allerdings wurde er durch sein Bein immer noch behindert, weshalb ihn Kawrin auf halber Strecke überholte. Mit klopfendem Herzen und schmerzendem Hüftgelenk erreichte er kurz nach dem langen Fendländer die Stirnwand des Vorratsgebäudes. Obwohl auch hier eine brennende Fackel in einer Wandhalterung angebracht war, deren Licht schonungslos alles enthüllte, was sich dem Gebäude näherte, gab es keine Anzeichen dafür, dass sie bemerkt worden waren. Die Hauswand bot ihnen nunmehr
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