Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm
Der König wandte sich wieder dem Kommandanten Garlan zu.
»Deine Schande ist nicht wiedergutzumachen, aber ich gebe dir die Gelegenheit, sie zu mildern, indem du mir das Schwert wiederbeschaffst. Und, dies eine lass dir gesagt sein«, der König beugte sich nach vorn, wobei seine Brauen spöttisch nach oben wanderten, »falls du wieder versagst, wird das Bergwerk auf der Insel Andobras recht bald einen neuen Aufseher bekommen. Maße dir nie wieder an, ein Urteil darüber abzugeben, welche Besitztümer deines Königs wertvoll sind! Und jetzt verschwinde.«
Der Kommandant blickte seinen Gebieter vollkommen fassungslos an, nickte dann kurz und zog sich verstört zurück.
Die Minen auf der Insel Andobras waren der schrecklichste Ort, an den es einen Soldaten verschlagen konnte. Dort gab es nichts als Fels und Wind und innerhalb des Bergwerks ausgemergelte Arbeiter, die angetrieben wurden, bis sie tot umfielen. Weder Ansehen noch Ruhm waren dort zu erwerben. Keine Frau würde bewundernd zu ihm aufblicken, und keine Nacht würde er mehr mit Wein und Würfelspiel zubringen. Während er den Thronsaal verließ, umklammerte Garlan Fedochin wütend den Griff seines Schwertes, das in der Scheide an seiner Seite baumelte. Er war fest entschlossen, seinen Ärger der gesamten Palastwache auf das Deutlichste kundzutun.
König Jorig Techel und sein Berater Abak Belchaim blieben allein im Thronsaal zurück. Der König murmelte vor sich hin, während er den Kopf wiegte wie ein Greis, der in seinem Leben zu viel Leid erfahren hat. Abak legte ihm die Hand auf die Schulter und sprach beruhigend auf ihn ein:
»Es musste einmal geschehen. Solange das Schwert existiert, wird nichts Gutes von ihm kommen. Eure Aufgabe kann nur sein, den Schaden zu begrenzen, den es anrichtet.«
Der König blickte auf. »Und wenn das Schwert nicht wieder auftaucht, was dann? Wird alles, was vor zwanzig Jahren geschah, wieder geschehen? Aufruhr, Krieg? Wird alles, was sich die Inselherren erkämpft haben, zu Staub zerfallen?«
»Vergesst nicht, mein König, dass Ihr nach dem Vertrag von Arch Themur nur Statthalter des Königs seid in diesem Land. Wenn ein rechtmäßiger Nachkomme des Königs seinen Anspruch auf den Thron beweist, müsst Ihr mit unseren Truppen auf die Inseln zurück, unabhängig davon, ob Ihr das Schwert nun besitzt oder nicht.«
»Ja«, ein wissendes Lächeln umspielte die Lippen des Königs, »vorausgesetzt, es herrscht Frieden im Land – so lautet der Vertrag.«
»Ich sehe, Ihr versteht, mein König. ›Solange Citheon die Hilfe der Inselherrscher nicht entbehren kann, wird einer der Ihren an des Königs statt regieren‹, das besagt der Vertrag von Arch Themur. Ein weiser Vertrag, geschlossen in den Ruinen der vielleicht mächtigsten Festung, die je unter diesem Himmel stand. Es wäre doch eine sehr unglückliche Begebenheit, wenn sich der Norden aufgrund einer plötzlich drastisch erhöhten Steuerlast auflehnen würde. Dann müssten die Inselherren erneut ihren schützenden Mantel über den Süden breiten.« Abak zog schicksalsergeben den Kopf zwischen die Schultern, wobei er seine schiefen gelben Zähne zu einem listigen Lächeln entblößte.
»Und was den Verlust des Schwertes betrifft, mein Gebieter, nun, wie sagt man so treffend: ›Ohne die Biene kann der Stachel nicht schmerzen! ‹«
Der König machte große Augen.
»Du meinst … die ganze Sippe?«
»Mein Herrscher, es obliegt natürlich Eurem Willen. Jedoch ist die Fähigkeit, die Schwerter zu nutzen, bei dem Geschlecht der Erenor gefährlich ausgeprägt. Die Sippe besteht zwar nur noch aus drei Personen, aber zu allem Überfluss besitzen sie auch noch das Schwert Cor.«
»Es ist also sicher, dass Ecorims Schwert immer noch in den Händen der Familie Erenor ist?«
Abak nickte ernst.
»Denkst du, es ist ebenso gefährlich wie … wie das schwarze Schwert?«
»Ich weiß es nicht«, antwortete Abak, während sich die Falten auf seiner Stirn noch tiefer eingruben, »wiewohl solltet Ihr bedenken, was Ecorim in Arch Themur bewirkte. Nun ja, Ecorim Erenor ist ertrunken wie eine Ratte im Kanal, das mindert die Gefahr von dieser Seite natürlich erheblich. Allerdings gehören auch die Nachkommen seines Onkels Maralon demselben Geschlecht an. Vielleicht sind sie nicht so mächtig wie Ecorim, aber was könnte nicht alles geschehen, wenn sie beide Schwerter in die Finger bekommen.«
»Sprich nicht so abfällig von Ecorim, er war ein großer Mann!«
»Ein wenig zu groß
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