Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm
folgende Stille erschien Arton schwer wie ein Mühlstein.
»Ich weiß«, sprach Maralon schließlich weiter, »dass du darauf gehofft hast, einmal das Schwert Ecorims führen zu dürfen. Doch nach meinem Tod muss es wieder an einen Träger vom Geblüt der Erenor gehen, das sind wir Ecorim schuldig. Nur ein Spross aus dem Hause Erenor wird die Macht der Klinge so zu nutzen wissen, wie Ecorim es vermochte. Deshalb wird eines Tages Arden das Schwert erhalten. Ich hoffe, du verstehst das, Arton.« Maralon versuchte zu lächeln, aber es erschien Arton wie blanker Hohn.
»Natürlich«, antwortete Arton und ging ohne ein weiteres Wort davon.
Seitdem hatte er Maralon nie wieder Vater genannt.
Wenig später übertrug ihm Maralon wie zur Entschädigung die Leitung der Kriegerschule. Damit war Arton der jüngste Leiter, den es in der hundertjährigen Geschichte der Schule je gegeben hatte. Eigentlich hätte er es als große Ehre empfinden müssen, eine Anerkennung seines verbissenen Eifers, mit dem er seit seiner Kindheit an seinen Kampftechniken gearbeitet hatte, bis sich niemand in Fendland mehr mit ihm messen konnte. Aber es reichte ihm nicht aus, der beste Kämpfer einer unbedeutenden Halbinsel zu sein. Sein Vorbild war kein Geringerer als Ecorim. Weit über die Grenzen seiner Heimat hinaus sollte der Name Arton bekannt werden. Arton aus dem Geschlecht des Ecorim, der das Schwert des großen Helden zu neuem Ruhm führt, sollte es überall heißen. Arton Erenor, der mit Ecorims Klinge die Thronräuber in Citheon zur Rechenschaft zieht, Arton, der die Krone des Südens für die Familie Erenor zurückerobert.
Dies alles wurde jedoch durch Maralons Worte mit einem Schlag zunichtegemacht. Aus Träumen von Ruhm und Ehre wurde mit der Zeit Neid auf etwas, das er nie erreichen würde. Der Stolz auf die Geschichte seiner Familie kehrte sich zum Hass auf ein Schicksal, das ihm den falschen Vater beschieden hatte. Aber der größte Hohn von alledem war für Arton, dass sein Bruder Arden in den Schoß gelegt bekam, was ihm für immer verwehrt bleiben sollte. Und das, obwohl dieser nutzlose Schönling noch nie in seinem Leben irgendetwas hatte leisten müssen. Ein charmantes Lächeln und ein paar einschmeichelnde Worte ebneten Arden jeden noch so steilen Weg, den Arton hingegen mühsam erklimmen musste. Doch Ecorims Schwert sollte er nicht bekommen, das war Artons fester Entschluss. Arden hatte die legendäre Waffe einfach nicht verdient! Aus diesem Grund hatte Arton einen Plan gefasst, bei dessen Erfolg er doch noch über sein Schicksal und seinen Bruder triumphieren würde. Und der erste Schritt dazu war von ihm an diesem Vormittag getan worden.
Nachdem Arton das Gebäude der Kriegerschule durch den Haupteingang betreten hatte, schritt er durch die marmorne Eingangshalle zu der mächtigen Treppe gegenüber der Tür. Aus den Kellerräumen war das klirrende Geräusch von aufeinander prallenden Schwertern zu hören, da Arden wohl gerade einige Schüler im Kampf unterwies. Eilig stieg Arton die Stufen zum oberen Geschoss hinauf, wo er ein kleines, von der Mittagssonne erhelltes Zimmer betrat, in dem ein ergrauter Mann Pfeife rauchend vor dem Fenster saß. Der Alte war in ein warmes, wollenes Gewand gehüllt und blickte nachdenklich, fast träumerisch zum Fenster hinaus. Er trug sein graues Haar ebenso wie Arton lang und im Nacken geflochten, jedoch hatte sein faltiges Gesicht einen sanften Ausdruck, und seine braunen Augen blickten eher wehmütig. Es war Maralon Erenor, Oheim des ruhmreichen Ecorim und Artons Ziehvater. Als Arton das Zimmer betrat, blickte der Alte fragend zu ihm hinüber.
»Ich habe im Rat meine Vorschläge vorgebracht, und sie sind angenommen worden«, begann Arton ein wenig unterkühlt zu berichten, während Maralon interessiert zuhörte. »Wir werden in wenigen Tagen Kinder aus verarmten Familien in unsere Schule aufnehmen können, um aus ihnen gute Krieger zu machen. So wird es der Schule nicht mehr so schnell an Nachwuchs fehlen.«
»Ich beglückwünsche dich«, antwortete der Alte mit brummiger Stimme. »Es freut mich, dass wieder junges Leben in dieses alte Gemäuer einkehren wird. Hast du es Arden schon erzählt? Er wird sicher bereits alles zur Aufnahme der jungen Kämpfer vorbereiten wollen.«
»Nein«, antwortete Arton barsch. »Arden hat bestimmt Wichtigeres zu tun. Das meiste werde ich ohnehin selbst erledigen können.«
»Habe ich gerade meinen Namen gehört?«
Ein gut aussehender, junger Mann
Weitere Kostenlose Bücher