Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm
ist durchaus nicht glücklich mit der Regentschaft der Inselherren. Der von Ecorim persönlich in Arch Themur unterzeichnete Vertrag, der Euch, mein König, als Vertreter der Inselherren, den Thron zuspricht, bis Friede im Land herrscht, würde vom einfachen Volk mit Füßen getreten, wenn irgendwer mit Ecorims Schwert erschiene und behaupten würde, er sei sein Sohn. Die Gefahr für Euer Reich war schon von dem Zeitpunkt an gegeben, als Ecorim sein Schwert als Ausgleich für den Verzicht auf den Thron behalten durfte. Der Diebstahl des zweiten Schwertes verdoppelt diese Gefahr! Deshalb ist es an der Zeit, zu Ende zu führen, was mit der Beseitigung Ecorims begann. Das Geschlecht der Erenor muss ausgemerzt werden, für immer und unabhängig davon, ob das schwarze Schwert zurückgebracht werden kann!« Beschwörend legte Abak dabei seine spinnenfingrige Hand auf die Schulter des Königs, dem die Abneigung gegen diesen Rat auf das Deutlichste ins Gesicht geschrieben stand.
»Aber es ist doch nachgewiesen, dass es keinen direkten Nachkommen Ecorims gibt!«, stellte der König entschieden fest und schüttelte die Hand seines Beraters ab. »Also soll das Volk meinetwegen glauben, was es will, es wird niemanden geben, der einen Anspruch auf meinen Thron tatsächlich beweisen könnte. Und wenn die Söhne Maralons irgendwelche herrschsüchtigen Gedanken hegen sollten, werden sie schon merken, aus welchem Holz die Inselherren geschnitzt sind!« Damit war für König Jorig die Sache erledigt.
Aber Abak hätte dieses heikle Thema nicht zur Sprache gebracht, wäre ihm nicht erst kürzlich ein sehr bedenkliches Gerücht zu Ohren gekommen. Dieses würde ihm nun behilflich sein, den König dazu zu drängen, seinen von langer Hand vorbereiteten Plan zur Beseitigung der Erenors zu billigen.
»Ist Euch nicht auch schon der Gedanke gekommen, mein König, dass die Kinder Maralons doch sehr jung sind im Vergleich zu ihrem Vater, der doch bald auf seinen siebzigsten Sommer zugeht?«
Jorig Techel schob grimmig seinen Unterkiefer vor. »Das ist doch Unsinn! Du glaubst … meinst du etwa, dieser Arton und, wie hieß er noch … Arden, sind nicht Maralons Kinder, sondern …« Der König wurde mit einem Mal leichenblass. »… sondern Ecorims?«
»Eine Frage, die ich nicht mit letzter Sicherheit beantworten kann.« Abak zuckte die Schultern. »Die Männer, die wir ausschickten, um unser Problem zu beseitigen, hatten den Auftrag, alle Personen an Bord von Ecorims Schiff unter Deck einzuschließen und das Schiff dann zu versenken. Wie Euch bekannt ist, war darunter auch die angebliche Frau Maralons mit Namen Siva. Seltsam ist nur«, Abak kratzte sich am Kinn, »dass Maralon nicht mit seiner Frau auf dem Schiff war. War Ecorim vielleicht Sivas wahrer Vermählter und nicht der um fast dreißig Jahre ältere Maralon? Starben an diesem Tag möglicherweise Ecorim und Siva als Mann und Frau in verzweifelter Umarmung gemeinsam auf dem Schiff?« Bei diesem poetischen Bild zog der königliche Berater übertrieben wehmütig die Augenbrauen hoch. Es lag in dieser Mimik so viel Gefühlskälte und Hohn, dass der König angewidert die Lippen zusammenkniff.
»Nur leider«, sprach Abak in seinem gleichmäßig sanften Tonfall weiter, »können wir nicht einmal die Mörder dazu befragen, denn wie Ihr wisst, mein Gebieter, durfte kein Zeuge am Leben bleiben. Tatsache ist allerdings, dass die Auswirkungen auf unsere Welt nicht auszudenken wären, sollten Maralons Kinder in Wahrheit Ecorims Nachkommen sein. Schon das alleine wäre schlimm genug, aber in ihrem Besitz befindet sich auch noch das Schwert Ecorims. Es steht zu befürchten, dass einer seiner Nachkommen die Begabung, mit der Klingenmacht umzugehen, in die Wiege gelegt bekam. Und nun ist auch noch das schwarze Schwert gestohlen worden. Welch ein eigenartiger Zufall! Liegt es nicht nahe anzunehmen, dass dahinter die Söhne Ecorims stecken könnten? Möglicherweise planen sie, sich Eures Thrones zu bemächtigen. Sie könnten annehmen, dass wir ohne das schwarze Schwert machtlos gegen Ecorims Klinge sind. Dann wäre der Verlust Eures Reiches nur der erste Schritt auf dem Weg in ein unvorhersehbares Chaos.«
Während dieser Ausführungen war die anfängliche Blässe des Königs einem kräftigen Rot gewichen. Die Adern an den königlichen Schläfen pulsierten. König Jorig hielt es nun nicht mehr auf seinem Thron, und er begann, auf und ab zu wandern.
»Ich wusste es«, murmelte der König, mehr zu sich
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