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Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Titel: Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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kurz vor ihrer Gefangennahme in ihm vorgegangen war, als er die Gardisten mit dem Schwert bedroht hatte. Ihm war zwar klar, dass diese Entschlossenheit durchaus zu seinem Wesen gehörte, sobald er sich in die Enge getrieben fühlte. Doch in dem Augenblick, als er die Waffe in der Hand gehalten hatte, war eine solche Welle von Hass und Kraft über ihn hinweggeströmt, dass er außer Kontrolle geraten war. Wie damals im Palast von Tilet hatte es sich so angefühlt, als ob sein Geist von seinem Körper getrennt gewesen wäre. Er konnte sich an das, was danach vorgefallen war, bis zu dem Zeitpunkt, an dem ihn Barat angestoßen hatte, nur noch vage erinnern. So, als wäre das Erlebte aus einer Erzählung, die er nur zufällig mitangehört, an der er jedoch selbst keinen Anteil gehabt hatte.
    Sanftes Hufgetrappel veranlasste die beiden Diebe, ihre Aufmerksamkeit auf den nördlichen Eingang des Dorfes zu richten. Beide waren bei diesem Geräusch unwillkürlich zusammengezuckt, erwarteten sie doch aus dieser Richtung die Gardisten der nördlichen Dörfer. Zu ihrer maßlosen Überraschung erschienen indes nicht die Soldaten in ihren blinkenden Rüstungen, sondern nur ein einzelnes Pferd, ohne Reiter und mit schleifenden Zügeln. Etwas unschlüssig trabte das Tier in einem kleinen Halbkreis durch das Dorf, bis es schließlich vor den Stallungen anhielt, wo es die anderen Pferde entdeckt hatte. Barat hatte es sofort als die braune Stute des Botenreiters wieder erkannt, der vor einigen Stunden Richtung Norden geritten war. Kaum hatte das Tier das Gasthaus passiert, in dem die Soldaten immer noch fröhlich zechten, stürzten die vier auch schon in heller Aufregung aus der Tür. Vom vielen Wein unsicher auf den Beinen, stolperten sie zu den Stallungen. Es drangen nur einige Wortfetzen zu den beiden Gefangenen hinüber, doch das, was sie hörten, reichte aus, um ihnen einen eisigen Schauer über den Rücken zu jagen. »… Blut am Sattel … wer kann das … keine Nachricht …« Nach einer endlosen Reihe von derben Soldatenflüchen deutete der zahnlückige Gardist, der wohl einen höheren Rang als die anderen bekleidete, auf die Gefangenen und befahl, sie ins Gasthaus zu schaffen. Zwei der Wachen kamen im Laufschritt zu Barat und Rai herüber, packten sie derb am Kragen und schleiften sie quer über den Dorfplatz zum Eingang der Herberge. Die Tür stand noch offen. Rücksichtslos wurden die Gefangenen über den unebenen Steinfußboden gezogen und gegenüber dem Eingang zwischen einigen Stühlen und dem Schanktisch in die Ecke geworfen. Der kleine Raum roch nach Wein und Lampentalg. Zwei rußende Laternen hinter der Theke und das durch die trüben Fenster links und rechts neben der Tür fallende Licht der bereits tief stehenden Sonne beleuchteten die Stube nur mäßig. In dem Winkel, wo die beiden Gefangenen zurückgelassen worden waren, endete der Schanktisch direkt an der Wand, während auf der anderen Seite ein schmaler Durchgang offen blieb, durch den man hinter die Theke und in die anderen Räumlichkeiten des Wirtshauses gelangen konnte.
    Bald kehrten auch die anderen beiden Gardisten in die Schenke zurück. An ihren verbissenen Gesichtern ließ sich deutlich ablesen, dass sie das Geschehene sehr ernst nahmen. Auf einen Wink ihres zahnlückigen Anführers setzten sich alle um einen der drei Tische in der Mitte des Schankraums, und es entbrannte eine hitzige Diskussion über das weitere Vorgehen.
    »Also, was habt ihr für Vorschläge?«, fragte der Soldat mit der Zahnlücke, der von seinen Kameraden Biun gerufen wurde.
    »Vielleicht ist das Pferd ja erst weggelaufen, als Tarolf in einem der Dörfer haltgemacht hat. Ich schlage vor, wir warten einfach, bis die anderen hier sind!«
    »Unsinn, Brostan! Woher, denkst du, kommt dann das Blut auf dem Sattel?«, schrie Biun seinen Untergebenen namens Brostan an. »Wir können hier nicht rumsitzen und darauf warten, dass wir abgeschlachtet werden wie …«, er blickte in die entsetzten Gesichter seiner Kameraden, »… wie Tarolf.«
    »Aber wer sollte denn mitten in Citheon einen Gardisten der Tileter Palastwache so einfach aus dem Sattel schlagen? Die besten Waffen, die die Leute hier besitzen, sind Heugabeln. Außerdem ist Tarolf bestimmt kein schlechter Reiter. Und warum sollte jemand auch so etwas tun? Ich meine, wegen denen da«, Brostan deutete auf die beiden verschnürten Gefangenen an der Theke, »wird doch wohl kaum einer einen Finger krumm machen.«
    »Ich weiß es nicht.

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