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Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Titel: Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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Erben derart ehrlos sind. Könnt Ihr Thalia nicht die Abstammung aus dem Gesicht lesen? Warum kommt Arden nicht selbst und überzeugt sich?«
    Unwillkürlich musterte Arton noch einmal die großen, runden Augen des Mädchens, deren Name anscheinend Thalia lautete. Sie hatte sich während des Gesprächs aus ihrer Ecke gewagt, um sich nunmehr ängstlich an das Bein ihrer Mutter zu klammern. Die blonden Haare hingen ihr wild ins schmale Gesicht, das ebenfalls durch einige Frostbeulen verunstaltet war. Natürlich handelte es sich um Ardens Tochter, und sie war ihm nicht nur ähnlich, sondern wie aus dem Gesicht geschnitten. Arton hoffte insgeheim, dass sich diese Ähnlichkeit mit dem Alter nicht noch verstärkte, denn selbst dem Einfältigsten würde es dann nicht schwer fallen, ihre Abstammung zu erraten. Eines stand hingegen fest: Thalia würde einmal eine Schönheit sein. Aber er konnte und wollte sich jetzt nicht mit solchen Nebensächlichkeiten beschäftigen. Er musste nun Stärke beweisen.
    »Mein Angebot steht! Falls du nicht einwilligst, können weder ich noch Arden noch sonst jemand in Seewaith dir irgendeine Hilfe zukommen lassen.« Mit diesen Worten glaubte er, der Frau den letzten Mut genommen zu haben, doch er hatte nicht mit ihrer Willensstärke gerechnet.
    »Ha! Ich wäre eine schöne Mutter, wenn ich mein einziges Kind für meinen eigenen Wohlstand weggeben würde. Kein Mensch kann das von mir verlangen, und schon gar nicht, wenn ich meine Tochter nicht einmal besuchen könnte, weil ich in einer anderen Stadt lebe!«
    »Wenn du das Angebot nicht annimmst, werdet ihr beide hungern müssen, denn niemand hier wird eine stinkende Bettlerin wie dich in seinem Haus arbeiten lassen.« Arton war bewusst, dass seine Argumentation einiger Logik entbehrte, da ein wenig Geld und ein gutes Wort bei einer reichen Familie Belena durchaus zu einer Arbeit als Dienstmagd in Seewaith verholfen hätten. Aber er wollte unbedingt erreichen, dass die einzige Mitwisserin aus der Stadt verschwand. Also hoffte Arton, sie würde aus Verzweiflung einwilligen.
    Doch wild entschlossen und voll Wut auf das verratene Vertrauen, das sie den Erenor entgegengebracht hatte, antwortete Belena ihm nun mit bebender Stimme: »Auch meine Entscheidung steht somit fest. Keine Macht der Welt wird mich dazu bringen, freiwillig mein Kind zu verlassen.«
    »Bist du sicher, dass dies deine endgültige Entscheidung ist?«
    Sie nickte verbittert.
    ,Gut’, dachte Arton und kämpfte verbissen gegen sein rebellierendes Gewissen, ›sie allein trägt die Verantwortung für das, was nun geschieht.‹
    Er kehrte ihr wortlos den Rücken zu und schritt zur Tür. Als er den Raum verließ, löste sich plötzlich wie durch Zufall die gut gefüllte Geldbörse, die an seinem Gürtel gehangen hatte, und fiel auf die Türschwelle. Arton schien es nicht zu bemerken. Die überraschte Frau starrte ungläubig auf das Säckchen, an dessen Form man erkennen konnte, dass sich mehrere Münzen darin befanden. Nachdem Arton nicht zurückkam, hob sie den Beutel langsam auf und öffnete ihn mit zitternden Fingern. Er enthielt ein kleines Vermögen.
    »Bei allen Göttern! Sollte uns das Glück nach allem doch noch beistehen? Mit diesem Geld könnten wir uns endlich satt essen, wir könnten neue Kleider kaufen, und ich würde vielleicht eine Anstellung finden!«
    Erst jetzt begriff sie, dass das Geld all ihre Probleme lösen würde.
    »Er hat es bestimmt absichtlich fallen lassen, weil er doch ein gutes Herz hat.« Überwältigt von ihrem Glück und mit Tränen in den Augen umarmte sie ihre kleine Tochter.
    Nachdem Belena sich wieder beruhigt hatte, beschloss sie, auf den Markt zu gehen, um endlich etwas Ordentliches zu essen zu kaufen. Als sie gerade die Eingangstür öffnen wollte, um mit Thalia das Haus zu verlassen, vernahm sie draußen klirrende Schritte. Sie kannte dieses Geräusch nur zu gut: Es waren Gardisten in schwerer Rüstung. Gefolgt von fünf bewaffneten Soldaten, betrat Arton den Raum.
    »Das ist die Diebin! Nehmt sie fest!«
    Der jungen Frau stockte der Atem. Eine dumpfe Erkenntnis schloss sich wie eine eiserne Faust um ihr Herz. Ohne dass sie sich zur Wehr setzte oder dessen auch nur fähig gewesen wäre, ergriffen sie zwei starke Arme und schleiften sie vor die Tür. Durch den Schleier der Wut, Ohnmacht und Verachtung, der sich über ihr Gemüt gesenkt hatte, hörte sie das bittere Weinen ihrer Tochter. Dies verlieh Belena neue Kraft. Sie trat nach allen Seiten,

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