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Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Titel: Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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vertreiben. Ohne Zweifel verschaffte ihr diese unbeschwerte Art eine Menge Freunde. Sowohl Derbil als auch Tarana waren mit dem Schwert in der Hand aufgewachsen, denn sie gehörten beide dem Nomadenstamm der Istanoit an, der an der Grenze des Fürstentums Nordantheon in der Istaebene lebte. Diese kleine Gemeinschaft pflegte einem Stammesmitglied nicht mehr als einen Vornamen zu geben, da die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Familie als unwesentlich angesehen wurde. Entscheidend war, Teil eines Stammes zu sein, weshalb die beiden Frauen, wenn sie danach gefragt wurden, meist »Istanoit« als Familiennamen angaben. Da bei den Istanoit die Frauen für die Verteidigung des Stammes zuständig waren, während es Aufgabe der Männer war, sich um die Herden zu kümmern, wurden immer wieder einige Mädchen zur Ausbildung in eine Kriegerschule geschickt. Im Stamm hatten diesmal alle zusammenlegen müssen, um den beiden die Kampfausbildung in der Ecorim-Schule zu ermöglichen. Dies hatte sich durchaus gelohnt, denn inzwischen konnten sich die zwei in der Schwertkunst bereits mit Meatril oder Targ messen. Der Unterschied zu den anderen Kämpfern war nur, dass die beiden nicht dieselbe Begeisterung an den Tag legten wie die meisten anderen Schüler. Es mangelte ihnen zwar nicht an Ehrgeiz, doch durch das harte Leben als Nomaden, in dem sie schon einige Male den blutigen Ernst des Schwertkampfes miterleben mussten, hatten sie gelernt, dass es kein Spaß war, einen Menschen mit einer Waffe zu verletzen oder gar zu töten. Daher war für sie das Erlernen des Waffengebrauchs kein Luxus oder Abenteuer, sondern einfach nötig, um den alltäglichen Kampf ums Überleben zu bestehen.
    Im Großen und Ganzen war Arton ebenso wie Maralon sehr zufrieden mit diesen Kriegern, allerdings sah es im Moment nicht so aus, als ob einer von ihnen nach der Ausbildung in Seewaith bleiben und eine führende Stellung in der Garde besetzen wollte. Dies war auch der Grund dafür gewesen, warum Maralon Artons Pläne unterstützt hatte, junge Seewaither aus dem einfachen Volk in die Schule aufzunehmen. Denn ihre Herkunft machte es wahrscheinlich, dass sie einmal ihre erlernten Fähigkeiten durch eine Verpflichtung als Gardeoffizier in den Dienst der Stadt stellen würden. Natürlich sollten auch weiterhin junge Adelige und andere zahlende Adepten in die Schule aufgenommen werden, schon allein, um die kostenlose Ausbildung der Seewaither mitzutragen. Unbegrenzte Geldmittel standen nämlich auch der Kriegerschule Ecorim nicht zur Verfügung, und harte Winter wie der letzte, machten auch ihr zu schaffen.
    Während Arton so über seine Adepten nachsann und dabei die Inspektion der Fassadenarbeiten fortsetzte, vernahm er plötzlich einen Ruf von der Vorderseite des Gebäudes: »Arton, wo steckst du? Wir sind bereit anzufangen!« Anscheinend war es schon an der Zeit, die nachmittäglichen Kampfübungen zu beginnen, und bei der großen Zahl an neuen Schülern war dabei seine Anwesenheit zwingend erforderlich. Also ging er eiligen Schrittes der Eingangshalle entgegen. Die erste der heutigen Lektionen für die Neuankömmlinge würde Disziplin sein, und da machte es sich nicht gut, wenn der Lehrmeister zu spät kam.

 
DÜNNES EIS
     
    T ief in Gedanken versunken, saß Arton tags darauf in dem kleinen gemütlichen Zimmer, das von der Nachmittagssonne in freundliches, warmes Licht getaucht wurde. Wie sein Ziehvater Maralon suchte auch der junge Krieger diesen Raum im oberen Stockwerk der Kriegerschule Ecorim auf, wenn er ungestört über wichtige Angelegenheiten nachzusinnen hatte. Es quälte ihn nach wie vor das schlechte Gewissen wegen seines durchaus nicht ehrenhaften Umspringens mit der Mutter der kleinen Thalia. Inzwischen waren bald drei Tage seit Belenas Verhaftung und der Aufnahme des ängstlichen, unglücklichen Kindes in die Kriegerschule vergangen, doch hatte sich Artons Verhältnis zu seiner jungen Schülerin in keinster Weise gebessert. Thalia war verschlossen, sprach kein Wort und fing jedes Mal, wenn er auch nur ein wenig seine Stimme erhob, still, aber heftig zu weinen an. Zum großen Ärger des jungen Erenor steigerte dieses Verhalten jedoch keinesfalls seine Wut, sondern im Gegenteil: Ein starkes Gefühl des Mitleids ließ das Herz des Kämpfers dahinschmelzen wie Eis in der Sonne. Er stand in einem solchen Fall stets vor dem kleinen Geschöpf, trat von einem Bein auf das andere und fingerte unruhig an seinem Schwertknauf herum. Dabei fühlte er

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