Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Titel: Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
Vom Netzwerk:
grübelte trübsinnig über den vergangenen Tag. Was war nur in ihn gefahren, seinen Gefühlen gegenüber Tarana solch freien Lauf zu lassen? Scherzte man in der Schule nicht schon genug über seine Beziehung zu Tarana? Musste er mit solcherlei Unfug die Gerüchteküche weiter anheizen? Die Konsequenz daraus war klar: Er würde sich auf nichts mehr einlassen und den Kontakt mit Tarana auf das Nötigste beschränken.
    Irgendwann, er wusste nicht, wie lang er schon in Gedanken versunken in dem kleinen Raum gesessen hatte, bemerkte er Maralon, der im Türrahmen stand und ihn beobachtete.
    Als der Alte sah, dass Arton ihm den Kopf zuwandte, begann er freundlich zu sprechen: »Ich sehe, der junge Meister Arton weiß wie ich, die Ruhe dieses Raums zu schätzen. Doch ist dein Gesicht an einem solchen Freudentag von Sorgen zerfurcht. Was quält deinen Geist, mein Sohn?«
    ›Mein Sohn, das klingt, als wolle er mich verspotten!‹, dachte Arton und versuchte, seine Gefühle unter Kontrolle zu bringen. Doch diesmal war er zu aufgewühlt, um seine Gedanken in gewohnter Vollkommenheit vor seinem Meister zu verbergen.
    »Ich dachte über die Zukunft der Schule nach!«, antwortete er knapp.
    »Immer nur die Pflicht.« Maralon schüttelte missbilligend den Kopf. »Ständig nur Sorgen. Mein Junge, ich beginne, mir immer mehr Gedanken über dich zu machen. In deinem Alter hatte ich nur Mädchen und Abenteuer im Kopf. Ich kann mich da noch an die Geschichte erinnern, als ich mit meinem Bruder Taron …« Der Alte hielt inne, als er sah, wie Arton unwillkürlich das Gesicht verzog. »Ich langweile dich wohl mit diesen Erzählungen?« Maralons freundlicher Gesichtsausdruck trübte sich merklich.
    »Nein!« Arton ärgerte sich, dass er Maralon unabsichtlich gekränkt hatte. »Es ist nur …«, er suchte nach einer Ausflucht, »es ist nur, ich weiß so wenig über meine Herkunft, meine Mutter und vor allem meinen Vater, da bereiten mir diese Geschichten über die Vergangenheit Kummer.« Arton wurde bewusst, dass dies sogar der Wahrheit entsprach.
    Der Alte schwieg betroffen, während er Arton aus seinen klaren braunen Augen musterte.
    »Ja«, murmelte er schließlich wie zu sich selbst, »ich weiß, dass dir das Kummer bereitet. Aber glaube mir, es gibt gute Gründe, dir die Wahrheit darüber vorzuenthalten!«
    Arton wurde hellwach. »Das heißt, du kennst die Wahrheit über meine Herkunft, du weißt, wer mein Vater war, und du willst es mir nicht sagen?« Er wurde mit jedem Wort lauter.
    Maralon trat verlegen von einem Bein auf das andere. »Ich kenne nicht die ganze Geschichte, aber genug, um zu wissen, dass ich dir nicht alles sagen darf. Die Zeit wird kommen …«
    Doch Maralon hatte genau die Stelle getroffen, an der das Eis, das Artons Gefühle verschloss, am dünnsten war. Nachdem er so viele Jahre Wut und Enttäuschung in seinem Inneren begraben hatte, drängte nun alles mit Gewalt nach draußen. Das Eis brach.
    »Verflucht seien alle Geheimnisse!«, unterbrach ihn Arton wutentbrannt und sprang auf. »Jetzt ist die Zeit, mir alles zu sagen, was du weißt! Glaubst du, ich bin ein dummer Junge, der die Wahrheit nicht verkraften kann? Sag endlich, was du mir schon an dem Tag hättest sagen sollen, als du mir offenbart hast, ich sei nicht dein Sohn: Wer war mein Vater?«
    Maralon hatte Arton noch nie so aufgebracht erlebt. Er machte ihm beinahe Angst, als er so vor ihm stand. Maralon bemühte sich sichtlich um Fassung, als er erwiderte: »Ich werde dir sagen, wer dein Vater ist: Ich bin es und werde es immer bleiben, denn ich war es, der dich großzog, ich war es, der dich ernährte, und ich war es, der dir die Leitung der Kriegerschule übertrug. Ich bin dein Vater, wenn ich auch nicht dein Erzeuger bin.«
    Arton war wieder ruhiger geworden, indes hatten sich seine Augen zu gefährlich blitzenden Schlitzen verengt. Seine Worte waren kalter Spott: »Ja, ein toller Vater bist du!« Arton warf den Kopf nach hinten und lachte laut. Dann funkelte er Maralon böse an.
    »Ein Vater, der seinen Sohn sein halbes Leben lang belügt, ihm Hoffnungen macht, einmal teilzuhaben an dem Ruhm der Familie Erenor, ihm vorgaukelt, er wäre ihm so wichtig wie der leibliche Sohn. Und dann, eines Tages, aus heiterem Himmel, bricht alles über dem vermeintlich geliebten Sohn zusammen. Er erkennt, dass er nur belogen und betrogen wurde, alle Zuneigung nur die Spiegelung einer Hoffnung war und aller Stolz auf die eigene Herkunft nur auf einer grausamen Lüge

Weitere Kostenlose Bücher