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Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Titel: Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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heute verborgen geblieben war. Doch Maralon wusste: zurückgehaltener Hass verhielt sich wie ein gefangener Wolf – er wartete nur, bis jemand die Tür zu seinem Gefängnis aufstieß, um über den Befreier herzufallen. Maralon hätte am liebsten die Zeit zurückgedreht. Er war sich durchaus bewusst, dass er schon immer ein bisschen strenger mit Arton umgegangen war als mit Arden, aber nur, weil er wusste, welches Erbe in Arton schlummerte. Deshalb verlangte Maralon ihm immer mehr ab als Arden. Maralon hätte nie gedacht, dass Arton diese Strenge als Zurückweisung verstehen würde.
    »Dabei bist du wirklich wie ein Sohn für mich, Arton!«, murmelte Maralon voller Kummer. »Ich habe doch nur versucht, dir mit der gebührenden Strenge den rechten Weg zu weisen. Immer, wenn ich dich anschaue, sehe ich deinen Vater, und ich würde lieber sterben, bevor ich zulasse, dass du so wirst wie er!«

    Tarana saß mit ihrer Freundin Derbil, dem jungen Eringar und Arden auf einer Bank an einem Fenster des großen Speisesaals der Kriegerschule. Die Nachmittagssonne fiel schräg durch das hohe Rundbogenfenster, das im oberen Teil aus wertvollem Farbglas gefertigt war. Dort sah man auf einem grünen Hintergrund das Wappen der Familie Leonmar, die die Schule erbaut hatten: einen roten Drachenkopf, über dem sich zwei Schwerter kreuzten. Das farbige Glas zeichnete bunte Muster auf den Steinfußboden des Speisesaals. Tarana hörte den Schwärmereien Eringars über die Spezialitäten des Bajula-Festmahls und den gelegentlich eingeworfenen Späßen Ardens nur mit einem Ohr zu. Während sie die farbigen Flecken am Fußboden betrachtete, hing sie in Gedanken den Ereignissen des vergangenen Tages nach. Vor ihrem inneren Auge sah sie sich als strahlende Siegerin des Kampfes mit Arton. Der Krieger lag geschlagen auf der Erde, und sie, Tarana, sah die staunende Bewunderung in seinen Augen. Sie reichte ihm die Hand, er nahm sie und ließ sich aufhelfen. Er lachte herzlich, nahm sie in seine Arme und … Sie seufzte, während Eringar lauthals verkündete, wie viele Fässer Wein er in dieser Nacht zu leeren gedachte.
    »Tara, was ist denn, meine Kleine?«, fragte Derbil besorgt. Ein Blick genügte, um ihr zu verraten, in welche Richtung die Gedanken ihrer Freundin gingen. Das Einzige, was bei Tarana in dieser Gemütsverfassung Linderung versprach, war Ablenkung. »Es sind höchstens noch zwei Stunden bis Sonnenuntergang. Dann kannst du dir die Sorgen mit ein wenig Spaß und gutem Essen vertreiben.«
    »Was für Sorgen hat sie denn?«, fragte Eringar.
    »Na, ich müsste mich schon sehr täuschen, wenn nicht mein alter, missmutiger Bruder etwas damit zu tun hat!« Arden zog belustigt seine hellen Augenbrauen in die Höhe. »Hat er wieder unnötig gemeckert?«
    ›Er versteht gar nicht, worum es geht‹, dachte Tarana. Ihr war schon des Öfteren aufgefallen, dass sich die beiden Brüder völlig fremd zu sein schienen. Obwohl Arden ohne Zweifel äußerlich attraktiver wirkte als sein Bruder, beeindruckte sein Wesen allenfalls durch seine erstaunliche Schlichtheit. Dabei war Arden alles andere als dumm. Er hatte sich nur daran gewöhnt, immer alles zu bekommen, was er wollte, ohne sich dafür sonderlich anstrengen zu müssen. Deshalb glaubte er auch, alle Frauen müssten sofort springen, wenn er nur die Hand ausstreckte. Aber bei Tarana verfehlte diese selbstverständliche Erwartungshaltung ihre Wirkung. Es erschreckte sie, dass tatsächlich so viele Frauen Arden zu Willen waren. Irgendetwas in ihrem Inneren warnte Tarana davor, Arden zu nahe an sich heranzulassen, obwohl sie sein lustiges, offenes Scherzen meist als sehr unterhaltsam empfand. Mehr als eine oberflächliche Beziehung zu ihm wollte sie allerdings nicht.
    »Na, hab ich nicht recht?«, bohrte Arden weiter. »Mir kannst du es sagen, ich weiß doch, wie kaltherzig Arton sein kann!«
    »Arton ist nicht kaltherzig«, entgegnete Tarana etwas ungehalten. »Er will nur keinen an sich heranlassen.«
    Arden zögerte kurz, dann nickte er zustimmend: »Ja, er kann einem manchmal wirklich Leid tun. Viele Freunde hat er nicht.« Dabei warf er einen Blick auf den schweigsamen Megas, der etwas abseits saß, aber zuzuhören schien. »Na, was meinst du denn dazu, Megas?«
    Megas ließ ein nichts sagendes Lächeln um die Mundwinkel spielen und meinte nüchtern: »Das ist nicht meine Angelegenheit, was soll ich schon dazu sagen?« Er zuckte die Schultern und blickte Arden aus seinen hellblauen Augen

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