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Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Titel: Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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verfolgen, ich werde …«
    In diesem Augenblick ertönte unten auf dem Weg Estols Stimme, fröhlich und außer Atem: »So, ich verschwinde jetzt! Vielen Dank noch mal, Tarana!«
    ,Verdammt!’, dachte Megas.
    Unten hörte man, wie der schwere, hölzerne Balken, der das Tor von innen verschloss, schabend zurückgezogen wurde. Estol schien es sehr eilig zu haben.
    »Gieß ein bisschen Wein für uns ins Meer«, rief Tarana.
    »Und trink nicht alles selbst aus«, fügte Derbil hinzu.
    »Schon gut«, antwortete Estol, »ich werde dem Unergründlichen einen Gruß von euch bestellen.« Er trat durchs Tor. »Vergesst nicht, den Riegel wieder vorzulegen«, rief er frech grinsend zu den beiden Frauen hinauf. »Jetzt bin ich ja nicht mehr da, um euch zu beschützen!« Lachend lief er über den freien Platz vor der Schule zu der breiten Straße in Richtung Hafen. Er verschwand in den Schatten der hohen Häuser, die die Hafenstraße säumten.
    »Habt ihr das gesehen?«, rief Derbil plötzlich. Sie hatte Estol eher beiläufig nachgeblickt, jetzt jedoch versuchte sie angestrengt, mit ihren Augen die Dunkelheit in dem gegenüberliegenden Straßenzug zu durchdringen.
    »Was denn gesehen?«, erkundigte sich Tarana beunruhigt. Auch Megas, der sich schon zum Gehen gewandt hatte, kam wieder näher.
    »Ich könnte schwören, dass ich dort drüben in der Hafenstraße eine Waffe aufblitzen sah, kurz nachdem Estol dort verschwunden ist.« Derbil starrte immer noch forschend in die gähnende Schwärze zwischen den Häuserzeilen, wo sich wahrscheinlich eine ganze Kompanie hätte verstecken können, ohne entdeckt zu werden. Dort war nun weder etwas zu erkennen, noch drang irgendein Geräusch über den unbebauten Platz vor der Schule. Nicht einmal der Wind regte sich – die Nacht hielt den Atem an.
    »Bist du dir sicher«, fragte Megas, während er ganz nah an die Frauen herantrat, »dass du etwas gesehen hast? Ich meine, in dieser dunklen Nacht kann man sich leicht täuschen.«
    »Ich weiß nicht, ob wir es darauf ankommen lassen sollten, Megas«, wandte Tarana ein, während sie nun ebenso mit zusammengekniffenen Augen über die Mauer spähte. »Vielleicht ist Estol in Schwierigkeiten.«
    »Wenn da jemand in der Nacht der Vereinigung um die Häuser schleicht, und noch dazu mit einer Waffe, dann führt er nichts Gutes im Schilde, das sag ich euch«, stellte Derbil entschieden fest. »Ich werde Meister Maralon und Meister Arton Bescheid geben, dass wir nachsehen, was dort vor sich geht.« Sie drehte sich um und wollte gehen, doch Megas versperrte ihr den Weg.
    »Das wirst du nicht tun.« Außer dem leichten Beben seiner Stimme wirkte nichts an Megas bedrohlich.
    Trotzdem wurde bei diesen Worten in Tarana eine dunkle Ahnung zur plötzlichen Gewissheit, nämlich, dass Megas mehr war, als er zu sein vorgab. Mit diesem knappen Satz warf er die Maske einer jahrelang verkörperten Rolle ab und entblößte sein wahres Gesicht. Mit einem Mal wusste Tarana, dass Megas nicht der gewissenhafte, wortkarge und schüchterne Schüler war, für den ihn alle gehalten hatten. Das war nur eine Rolle, die er spielte. Sie erkannte nun seinen wahren Charakter. Doch es war bereits zu spät.
    »Warum?«, hörte sie noch die erstaunte Frage ihre Freundin, ehe Megas sie unvermittelt wie ein Liebender in die Arme nahm. Sie zuckte lautlos einige Male in seiner engen Umarmung und sank ebenso still zu Boden, als er sie wieder entließ. Tarana starrte noch verständnislos auf Derbil, die als dunkles Bündel regungslos auf dem kalten Stein des Wehrgangs lag, als sie schon Megas’ warmen Atem in ihrem Nacken spürte. Kalter Stahl berührte ihre Kehle.
    »Ein Laut, und du begleitest deine Freundin ins Feuer des Xelos.« Megas sprach ganz sanft.
    In Taranas Kopf begann der Instinkt zur Flucht mit der Gewissheit über Derbils Tod um eine sofortige und ausschließliche Beachtung zu ringen. Doch es wollte sich kein klarer Gedanke durchsetzten, denn zu unwirklich schien der Verlust ihrer Freundin und zu hoffnungslos jeder Versuch, dem scharfen Dolch zu entrinnen, der an ihrem Hals schon einen feinen Blutfaden hinunterfließen ließ. Sie konnte nichts tun.
    Megas blickte nervös über die Büsche zum erleuchteten Kampfplatz hinüber, wo er zu seiner Bestürzung noch immer nur Maralon sehen konnte. Wenn sich Arden und Arton noch immer im Haus aufhielten, sobald die Assassinen kamen, würde es große Probleme geben, die beiden Brüder auszuschalten. Unglücklicherweise war das Öffnen

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