Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm
hilft zwar gegen die Kälte, aber es drückt an …«, sie wurde rot, was Arton in dem schlechten Licht aber nicht bemerkte, »… gewissen Stellen.«
»Wie du meinst«, sagte Arton ohne großes Interesse, während er sich den herumliegenden Zielscheiben widmete.
»Ich gehe kurz zum Tor, um nach Derbil zu sehen«, meinte Tarana. Arton blickte auf, und die beiden tauschten einen kurzen Blick.
»Ich werde nur über das Wetter reden«, versicherte die Istanoit sarkastisch auf die stumme Bitte ihres Gefährten hin, nichts über ihre Beziehung zu erzählen.
Etwas gekränkt über Artons mangelndes Vertrauen in ihre eigene und Derbils Verschwiegenheit, legte sie rasch die wenigen Meter zum Tor zurück, wo Derbil und Estol Wache stehen sollten. Erst als die junge Frau kaum noch fünf Schritt von der Mauer entfernt war, erkannte sie die Silhouetten der beiden Posten, die regungslos über dem Tor auf dem Wehrgang standen. Das einzige Licht kam von den an der Außenseite der Mauer befestigten Fackeln, während auf der Mauerinnenseite formlose Finsternis herrschte. In der kleineren, gedrungenen Gestalt links erkannte Tarana ihre Freundin, und rief sie halblaut bei ihrem Namen. Die Angesprochene drehte sich um.
»Tarana«, ertönte Derbils raue Stimme, »bist du das?«
»Nein«, antwortete Tarana mit tiefer Stimme, »ich bin einer der Seelenfresser von Arch Themur und bin gekommen, um Rache zu nehmen an meinen Feinden!« Tarana kicherte.
»Lasst den Unsinn!«, ließ sich nun Estol gereizt vernehmen. »Dies ist nicht die Nacht, um solche Scherze zu machen.«
»Ach, Estol!«, spottete Derbil. »Hast du vielleicht Angst im Dunkeln?«
»Verdammt«, fluchte Estol, »hör bloß auf damit! Ich bin kein Feigling, das weißt du genau. Aber die ganze Stadt ist am Hafen, es ist so dunkel, dass man keine fünf Schritte weit sieht, und es liegt irgendeine seltsame Spannung in der Luft. Habt ihr eine Ahnung, was heute Nacht alles unbemerkt durch die Straßen schleicht?«
»Natürlich wissen wir, dass du kein Feigling bist«, schaltete sich Tarana beschwichtigend ein, »und Derbil hat das sicherlich nicht so gemeint, oder?«
»Ach was«, murmelte Derbil, »war nicht besonders ernst gemeint.« Der Schatten auf der Mauer – das Einzige, was man von Derbil in der Finsternis erkennen konnte – wandte sich wieder an Tarana. »Aber was machst du eigentlich hier, Tara? Solltest du nicht mit den anderen am Hafen sein?«
»Ich hatte keine Lust. Ich möchte mir die Klingenprüfung ansehen.«
»Was?«, ertönte es aus Estols Richtung. »Du verzichtest freiwillig auf die Prozession, und ich muss mir hier die Nacht um die Ohren schlagen, statt auf der Ecorimsstolz mitzufahren? Bei der ewig jungen Göttin, wenn das irgendeinen Sinn macht, dann möge es mir bitte jemand erklären!«
»Tja, Xelos wird in seinem weisen Urteil am Ende aller Tage dein großes Opfer in dieser Nacht sicherlich nicht unberücksichtigt lassen.« Derbil konnte es nicht leiden, wenn andere sich zu offensichtlich in Selbstmitleid ergingen, und Spott war in solchen Fällen ihre bevorzugte Waffe, um dem Einhalt zu gebieten.
»Er hat eigentlich recht«, sagte Tarana schnell, um Estols heftiger Erwiderungen zuvorzukommen. »Die Klingenprüfung kann ich mir genauso gut auch von hier ansehen, nebenbei kann ich dir noch Gesellschaft leisten, Derbil. Warum soll Estol ohne Not solch ein schweres Los tragen?«
»Ist das dein Ernst?«, fragte der angehende Krieger, wobei der Ärger über Derbils Neckereien mit einem Mal vergessen schien.
»Natürlich! Geh und schau dir die Prozession an«, pflichtete Derbil bei. »Deine Wache übernimmt Tarana. Wenn du dich beeilst, erreichst du vielleicht sogar noch rechtzeitig die Ecorimsstolz und kannst mitfahren.«
»Wirklich, du würdest tatsächlich für mich Wache stehen? Aber was ist mit Maralon? Er wird sicherlich etwas dagegen einzuwenden haben, dass ich so einfach abhaue.« Estol klang unsicher.
»Wer lange fragt …«
»… geht lange irr!«, beendete Tarana lachend den Satz ihrer Freundin.
Plötzlich kam Leben in den bis eben noch bewegungslosen Umriss, der alles war, was man von Estol erkannte. »Ich muss nur schnell meine Waffen loswerden und etwas anderes anziehen. Ich werde dir das niemals vergessen, Tarana!«
In großer Hast, weil er befürchtete, seine großzügige Kameradin könnte es sich noch einmal anders überlegen, sprang er vom Wehrgang herab auf den Kiesweg und lief zum Gebäude. An der Tür stieß er beinahe mit
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