Vermächtnis der Sünder: Die Kinder des Einen (German Edition)
um Hilfe zu erbeten, bauscht er es auf. Allerdings hatte ich einige Gerüchte vernommen, dass seit einigen Tagen …« er unterbrach, schaute über die Häupter hinweg und fuhr fort. »Vielleicht sind es Horsocks … aber der Marsch der Boshaften ist doch vorbei, oder?«
Vor sich hinschweigend, die Versammlung kritisch beäugend, lehnte Celena mit dem Rücken an einer Wand, unmittelbar neben der Tür.
»Sie wurden doch besiegt, oder?« beharrte der schnauzbärtige.
Wieder nahm das Stimmengewirr an Lautstärke zu. Jeder hatte irgendeine Meinung zu sagen. Im selben Augenblick trat der Verwalter Thielen ein und befahl sofortige Ruhe. »In diesem Moment sind Boten zu den Orten unterwegs. Sie werden mit Sicherheit bald zurück sein, um uns berichten zu können«, gab er bekannt, als die Versammlung sich beruhigt hatte.
»Bald?«, fragte einer aus der Menge.
»Sollte es wahr sein, was der Mann erzählte, könnten wir die nächsten sein, dann ist "bald" vielleicht schon zu spät. Wir brauchen sofortige Truppen aus Thelerm und keine beruhigende Worte.«
Einer der Ältesten meldete sich zu Wort: »Was ist mit den San-Hütern, die hier sind? Wieso unternehmen sie nichts. Anstatt hier herumzustehen sollten sie Jagd darauf machen. Was auch immer es sein mag.«
Und zum dritten Mal brach der Tumult los, als sie dem Ältesten zustimmten.
Terzios stellte sich neben die schweigsame Kriegerin. Er wühlte seine Pfeife aus dem Beutel, während er die Szene vor sich beobachtete.
»Es ist immer dasselbe«, raunte er. »Ständig sollen Probleme von anderen gelöst werden.«
»Ihr könnt es ihnen nicht verdenken«, knurrte Celena leise.
»Das stimmt! Der Orden hatte Jahrhunderte dafür gesorgt das jeder einzelne von ihnen abhängig wurde.«
Die junge Kriegerin erwiderte darauf nichts. Sie erinnerte sich an ein Dorf, das nicht in der Lage war sich selbstständig zu verteidigen. Es ähnelte der Situation hier. Kaum hörten sie das Hüter eingetroffen waren, wurden sie um Hilfe gebeten. Und nur weil sie wenige waren, hatten die Dorfbewohner widerwillig mitwirken müssen. Wären sie eine komplette Einheit gewesen, hätten die Dörfler sich wie feige Hunde versteckt und den Hütern die Arbeit erledigen lassen.
Wie ein Keil brach sich ein dunkler Schopf, vom Haupteingang kommend, durch die Masse und steuerte direkt auf Thielen zu. Er stand am Kamin oberhalb der Eingangshalle und hatte auf die Entscheidung gewartet, die Belothar und Jeamy währenddessen getroffen hatten.
Wie immer zog es der König vor, im Hintergrund zu bleiben.
Vielleicht war es in diesem Fall vorteilhaft, denn Jeamys Einheit unterstand nur ihr allein. Nicht einmal ein König konnte die San-Hüter befehligen, lediglich um Hilfe bitten.
Die flüsternde Unterredung mit dem Vogt wurde von allen mit Spannung verfolgt, der abschließend nickte und sich umdrehte.
Still wurde es. Es war als würden die Bewohner des Dorfes ihren Atem anhalten. Leises Knistern des großen Kaminfeuers durchdrang die Halle. Das unerwartet laute Geräusch von aufplatzendes, knackendes Holz fraß sich in die düsteren Gedanken aller Anwesenden.
»Ich möchte mich kurz halten, damit uns mehr Zeit für die Vorbereitung bleibt. Also hört gut zu, denn ich sage es nur einmal«, begann der Verwalter. »Es werden für unsere Unterstützung einige der Hüter im Dorf und in der Burg bleiben. Ausnahmslos alle, die Gehen und Stehen und eine Waffe tragen können, helfen bei dem Aufbau einer Verteidigungsanlage. Und … sie werden kurzfristig von den Hütern an Waffen ausgebildet. Der Rückzug erfolgt in die Burg, sollte das Dorf bei einem Angriff nicht gehalten werden. Frauen, Kinder, Alte und Kranke finden sich noch heute im Laufe des Tages im Hof der Burg ein. Ihnen werden Schlafplätze zugeteilt. Die anderen San-Hüter brechen sobald als möglich auf, um ein Bild über die Lage zu erhalten. Hoffen wir das sie die Situation außerhalb unter Kontrolle bekommen. Geht nun und befolgt für eure eigenen Sicherheit diese Anweisung! Möge der Göttliche Schöpfer mit uns sein«, schloss Thielen damit seine kurze Rede ab.
Terzios, der noch immer neben Celena stand, gluckste leise in sich hinein. »Er hat es mit Sicherheit vernommen, so nahe wir ihm gerade sind«, raunte der Alte erheitert. Lächelnd zündete er sich endlich seine Pfeife an, die er die ganze Zeit in der Hand gehalten hatte.
* * *
Celena ließ sich in eine der bequemen gepolsterten Stühle fallen. Ein Bein baumelte über der Armlehne.
»Erzählt mir
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