Vermächtnis der Sünder: Die Kinder des Einen (German Edition)
antraf. Ihre Herkunft aus dem Adelsgeschlecht. Ihre andere Herkunft als Kind des Schöpfers und die Zukunft der San-Hüter. Alles dies war eine schwer zu tragende Last, die auf ihren Schultern lag und dabei half auch Karmastes Rüstung nicht, es leichter zu ertragen.
Zuviel vom Schicksal auferlegte Bestimmungen, zu viele schwermütige Lebensinhalte. Es war einfach zu viel für einen allein.
Die Siedlung hinter ihr, am Fuße der Burg, wirkte verlassen. Sie war nicht so belebt wie vor drei Jahren, als der Aufmarsch der "Anderen" begann. Selbst hier hatten die Horsocks nicht haltgemacht und gewütet. Viele waren damals geflohen. Irgendwann würden sie zurückkehren und ihre Heimat neu beleben. Die Familie des Rekruten, so erfuhr sie, waren ebenfalls geflohen und in die Hafenstadt Ithnamena gezogen. War es Fügung? Die Reise dorthin würde sie früher oder später sowieso antreten müssen. Denn dort lag das Hauptquartier der San-Hüter Hadaimans. Die Ländereien und Burg Schwarzfels, die jetzt ihnen gehörten, waren einst der Besitz des Soverans Semons. Jener befreundeter Adliger, der ihren Vater verriet und ihre Familie ermordete. Hatte das Schicksal sarkastische Züge? Das Feudaltum Küstenbruch, welches den Tousards gehörte, grenzte an den Ländereien der jetzigen Besitzer. Sie seufzte verhalten über diesen Hohn.
»So wie ihr dasteht, würde ich meinen, dass ihr etwas ausbrütet.«
Die Stimme des Elfen überraschte sie nicht. Sie drehte sich nicht einmal zu ihm um, sondern starrte weiterhin auf den See hinaus.
»Wolltet ihr etwas bestimmtes?«, fragte sie nach hinten den langohrigen Blondschopf.
»Nein! Ich hatte eher gedacht, ihr hättet womöglich eine Aufgabe für mich. Es gibt da einen Eid, der mich weiterhin an euch bindet.«
Celena lachte bitter auf.
»Es überrascht mich, das ihr euch daran erinnert.«
Sie bemerkte aus den Augenwinkeln heraus, wie sich der Elf nachdenklich über seine Schläfe rieb.
»Mich hat eine wahre Schönheit am Leben gelassen und euer attraktiver Gefährte hat sogar ein Wort für mich eingelegt. Wie soll ich da meinen Schwur vergessen.«
Celena rollte mit den Augen. Der Elf schien wahrlich nichts anzubrennen.
»In letzter Zeit ward ihr nicht sehr gesprächig!«, stellte sie trocken fest.
»Was zu sagen war, war nicht von Belang. Doch, wenn euch der Sinn danach steht, mit einem guten Freund ein Gespräch zu führen, gesprächsintensiv oder vielleicht in körperfordender Zweisamkeit. Ich stehe jederzeit zu Diensten. «
»Das Wort Aufgeben kennt ihr nicht?«
»Warum? In jedem steckt Strebsamkeit.«
»Und euch strebt es seither in meinen Schoß.«
»Was kann daran nicht erstrebenswert sein. Ich finde es nun wirklich nicht verkehrt. Und ab und an nachfragen ist ja wohl erlaubt.«
»In der Hoffnung ich könnte meine Meinung ändern und mich für eine Nacht verleiten lassen? Vergesst es!«
»Ich sehe ein Aufblitzen in euren Augen. Täusch ich mich oder hattet ihr schon einmal das Vergnügen, die Kunst meiner Artgenossen zu genießen.«
Kelthran konnte man anscheinend nichts vormachen. Sie hatte es verdrängt. Jetzt sah sie den jungen Elf wieder vor sich, als ihn in jener Unglücksnacht ein Pfeil traf. Viele Adlige nahmen sich für eine Nacht Bedienstete. Sie war in dieser Hinsicht nicht besser gewesen. Warum hatte sie ausgerechnet in dieser schwerefolgen Nacht den jungen Elfenburschen verführt?
»Ihr habt ihn gemocht?«, riss Kelthran sie aus den düsteren Gedanken heraus.
»Er wurde in jener Nacht von den Männern ermordet, die meine Familie töteten.«
»Bedauerlich! Und dennoch. Nach der leidenschaftlichen Nacht von Fleischeslust, ein süßer Tod«, meinte er mit schwerlich verbergender Ironie in seiner Stimme.
Sie war seither nicht mehr zurückgekehrt, um die Toten zu begraben. Warum eigentlich? Weil ihr jemand einst sagte, dass ihr altes Leben vorbei war? Unbändiger Zorn stieg in ihr auf. Nacud. Warum hatte sie derart lange seiner wahnsinnigen Rede von Mission geglaubt? Er hatte nicht einmal den Versuch unternommen, ihre Mutter und den Vater zu retten. Er nahm nur sie, um sie später zu verdammen.
»In den Herzen der Menschen lauern Abgründe, die dunkler als das Gift der Boshaftigkeit selbst sind«, sagte sie laut vor sich hinsinnierend.
So hatte es Thiamet gesagt. Und diese alte Hexe hatte recht. Belothar hatte es nicht verstanden oder vermutlich nicht zugehört. Nie hörte er zu. Er verstand nur das, was er hören wollte.
»Ihr könntet, mit dem was ihr eben sagtet, recht haben«,
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