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Vermächtnis der Sünder: Die Kinder des Einen (German Edition)

Vermächtnis der Sünder: Die Kinder des Einen (German Edition)

Titel: Vermächtnis der Sünder: Die Kinder des Einen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Merkel
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rief sich Kelthran in Erinnerung. Sie hatte seine Anwesenheit beinahe vergessen.
Celena blinzelte ihn an. Ihr kam gerade ein Gedanke.
»Könntet ihr …« Sie hielt inne. Verlegen strich sie die widerborstige Strähne aus ihrem Gesicht.
Schalk schlich sich in Kelthrans Mimik. »Jederzeit! Sagt einfach wo und wann!«
»Ihr seid unverbesserlich«, schimpfte sie. »Es ist nicht, was ihr denkt.«
»Ich verstehe! Ihr wollt die Dienste der Assassinen in Anspruch nehmen«, vermutete der einstige Flüsternde Bruder der Gilde.
Sie nickte. »Ich benötige außerhalb meiner Reichweite Augen und Ohren. Ihr müsst Meister Tacio finden.«
Darauf war Kelthran nun doch nicht gefasst. Unmerklich entglitten ihm die Gesichtszüge.
»Sich mit ihm einzulassen, ist nicht ungefährlich. Wisst ihr wirklich, was ihr da fordert?« flüsterte er.
»Es geht mehr vor als das, was die Hüter oder diese neuen Drachenwesen betrifft. Ich muss herausfinden, was es ist.«
»Ist es eine Vermutung oder wisst ihr das?«
»Beides, Kelthran«, antwortete sie unbeirrt.
»Wenn dem so ist«, nickte der Elf widerstrebend. Um seine Mundwinkel zuckte es leicht. »Dann werde ich für euch ein Treffen arrangieren.«
»Ich danke euch!«
Sie benötigte momentan jede erdenkliche Hilfe, die sie erhalten konnte und es war ihr egal, von wem. Celena nickte Kelthran nochmals dankbar zu und wandte sich endgültig in Richtung der Siedlung.
Das Dorf bestand aus einer Ansammlung massiver Blockhütten, die, je näher sie dem Ufer des Sees standen, auf Pfahle aufgebaut waren. Holzplattformen verbanden die Zugänge, an denen die junge Frau auf dem einzigen Hauptweg vorbei schritt, der steil aufwärts zur Burg führte.
Außer Puste gelangte sie nach einer Ewigkeit endlich zu der Brücke, die zu den Toren Rotsteins führte. Sie hielt inne, um zu Atem zu kommen. Auf der gegenüberliegenden Seite sah sie zwei Soldaten aufgebracht mit einem Mann diskutieren, der in Lumpen gehüllt vor ihnen stand.
Was mochte da vorfallen? Ihre Neugier trieb sie mit schnellen Schritten über die Brücke zu den Streitenden hin. Näher gekommen bemerkte sie, dass dieser Mann keineswegs ein Bettler zu sein schien.
Seine Kleidung war sicherlich in einem armseligen, zerrissenen Zustand. Doch war es kein Schmutz, der sich auf ihnen befand. Die Stofffetzen hatten schwärzliche Flecken, vermutlich Ruß von Feuerbrand. Verkrustetes Blut von Schnittwunden klebte auf Gesicht und Händen. Mittlerweile blau angelaufene Prellungen zeigten sich zwischen den Wunden. Alles in allem sah der Mann aus, als ob er geradewegs von einem Schlachtfeld gekommen war.
»Der Soveran ist nicht zu sprechen, hört ihr nicht. Verschwindet«, knurrte der eine ältere Soldat.
Er stieß den hektisch gestikulierenden Mann mit flacher Hand von sich.
»Ich bin nicht solch einer, für den ihr mich haltet«, versuchte er ihm zu erklären.
Der zweite Wachsoldat schien erkannt zu haben, dass es nicht ein gewöhnlicher Streuner war. Der junge Mann, gerade aus dem Knabenalter entwachsen, wagte offenbar nicht, seinem älteren Kameraden darauf hinzuweisen oder gar zu widersprechen.
»Ich glaube nicht, dass der Herr dieser Burg jemanden den Zutritt verweigert, der um Hilfe bittet«, mischte sich Celena, von der Seite kommend ein.
»Herrin! Dieser Bettler …«
Die Kriegerin stemmte ihre Hände gen die Hüfte.
»Ich sollte mit dem Vogt einige Worte wechseln, die euch betreffen. Erkennt ihr nicht, dass dieser Mann kein Streuner ist?« fuhr sie ihm ins Wort.
»Herrin, uns wurde angewiesen niemanden durchzulassen«, widersprach der ältere.
»Es ist mir gleich, was der Soveran anordnete.« Zorn blitze in ihren Augen auf. »Bringt diesen Mann augenblicklich in die Burg und verständigt Thielen.«
»Natürlich, Herrin!«
Der Wachmann knickte überraschend schnell bei dem zornerfüllten Ton Celenas ein.
Sie schaute kopfschüttelnd hinterher, als die Wachen den unbekannten Verletzten zum Haupteingang führten.  

    * * *  

    Die Menschenmenge in der Haupthalle war nicht zu überhören. Vielstimmiges Gemurmel von Mutmaßungen und wilden Spekulationen raunten durcheinander. Die Versammlung, die aus Rittern, niederem Adel, Dorfältesten, den Priesterinnen des Gebetshauses, dem Schmied und einiger Gelehrte bestand, wurde schließlich von einer lauten Stimme übertönt.
»Wie können wir wissen, ob der Mann die Wahrheit erzählt?«, brüllte der Dorfoberste, dessen Schnauzer über beide Mundwinkel hinauswuchs.
»Vielleicht war es ein Überfall von Räubern. Und

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