Vermächtnis der Sünder: Die Kinder des Einen (German Edition)
Gegenspielers.«
»Gut gedacht, Thorgrim«, meinte Lutek.
»Hach! Dafür bin ich da!« brummelte der Kriegerzwerg und hob wieder einmal stolz seine Brust hervor.
»Es wäre nur vom Vorteil einen offiziellen Auftrag des Königs zu bekommen. Der ist mit Sicherheit daran interessiert. Vielleicht haben die Verwandten Dreck am Stecken. Es wäre bei Weitem weniger bedenklich auf diese Weise vorzugehen«, ließ Lutek weiter verlauten.
Jagdfieber lag in der Luft. Celena grinste innerlich.
Seit sie bei den San-Hütern war, hatte sie mehr als ihr lieb war, derartige Aufträge angenommen, um ans Ziel zu gelangen. Jedes Mal stellte sich hierbei die Frage neu, ob es gerechtfertig war. Leugnen konnte sie es nicht, das eine gewisse Erregung darin bestand, herauszufinden, inwieweit Schuld oder nicht Schuld vorlag. Und das wiederum lag wie immer im Auge des Betrachters. Der Schuldige war stets aus seiner Sicht überzeugt, das Richtige zu tun. Es war immer ein schmaler Grat, darin zu unterscheiden, wer recht hatte und wer unrecht tat.
Das Töten von unbeteiligten war jedoch etwas, was Celena unabdinglich anwiderte. Die Verursacher solchen Leids verfolgte sie mit aller Härte, um sie niederzustrecken. Und es war ihr gleich, ob die Täter einfache Bürger oder Adlige waren. Adel. Sie entstammte ebenfalls dem Adel, eine Tousardgeborene. Sie hatte sich niemals viel daraus gemacht.
Früh hatte sie festgestellt, dass ihr Lebensstand aus Politik, Gier, Neid und Macht bestanden, dem ihre Familie letztendlich das Genick brach. Ermordet wurden sie von einem machtgierigen Adelsmann, der voller Neid war und sich als Freund der Tousards ausgab. Und nicht nur ihre Familie musste daran glauben. Dieser Mann benutzte Unschuldige und tötete Unbeteiligte auf seinem Weg. Sein Tod war mehr als gerechtfertigt. In all der Zeit begriff sie, dass die Grenzen von Recht und Unrecht sehr oft ineinander verschmolzen. Sie allein musste letztendlich dies, was sie tat, mit ihrem Gewissen vereinbaren. Kelthran, der abtrünnige Assassinenbruder, er selbst hatte ein Gewissen, das wusste sie. Lutek, ein ausgebildeter Spion hatte seines nie wirklich aufgegeben.
Sie blickte hinüber zu dem Sitz des Zwergenkönigs, dass nur wenige Schritte von ihnen entfernt war, und nickte den anderen bestätigend zu.
»Statten wir dem lieben Zwergenkönig einen Besuch ab.«
Zielsicher lenkte sie ihre Schritte auf das in Fels gehauene Gebäude zu.
* * *
Während sich Celena und ihre Gefährten in der unterirdischen Stadt vergnügten, hatten sich Belothar und Terzios aufgemacht, besagte alte Freundin des älteren Hüters aufzusuchen. Weit mussten sie nicht reisen. Die uralte Tempelruine, die jene Mitglieder des Ordens als ihren Lagerplatz nutzten, lag zwei Tagesmärsche von Burg Rotstein entfernt. Es waren osgosainische Brüder und Schwestern. Jahrelang aus Hadaiman verwiesen, konnten sie seit geraumer Zeit, durch Anweisung des neuen Königs Belothars, wieder ihren Fuß in dieses Land setzen.
Jeamy, die Kommandantin der Gruppe sah den jungen königlichen Hüter forschend an, den Terzios sicherlich nicht aus diplomatischen Gründen zu ihr geführt hatte.
Hatte der Jungspund doch tatsächlich von Pflicht gesprochen? Allein das Wort zu hören, drehte sich ihr Magen um. Wie viele anderen ihres Ordens war sie ebenfalls eher unfreiwillig zu dieser Pflicht rekrutiert worden. Sich für den Weg der Ehre, der Moral und der Verteidigung der Menschen zu entscheiden, mochte durchaus ein edelmütiges Anliegen sein. In den Jahren, die sie eine Hüterin war, wuchsen ihre Zweifel daran, ob ihre Aufgaben tatsächlich rechtschaffen waren, wie man es ihnen glauben machen wollte. Vor allem wenn man den Preis bedachte, den man zahlte. Sie jedenfalls hatte einen hohen Preis gezahlt.
Ihre grünbraunen Augen musterten erneut den jungen König Hadaimans, bevor sie ihren Blick auf Terzios richtete, der gedankenvoll in die Ferne starrte.
Jeamy strich sich die dunkelbraunen Haare aus ihrem Gesicht, welches die ersten Falten des Alters aufzeigte. Sie hatte die vierzig Winter überschritten und war nicht mehr weit davon entfernt, ihrem Untergang durch das verdorbene Blut entgegenzugehen.
»Welches Anliegen führt den König Hadaimans zu mir?«
»Nun! Wir benötigen Unterstützung!«
»Sehr aufschlussreich. Wie ist das genau zu verstehen?«
»Wir haben eines der Kinder aufgefunden«, sprang Terzios für den König ein.
Jeamy schaute die beiden mit großen Augen an. Hatte Kommandant Nacud mehr als nur die
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