Vermächtnis der Sünder: Die Kinder des Einen (German Edition)
Hände in den Schoß gelegt?
»Eure Majestät! Ist das wahr?«
Belothar nickte bestätigend. »Eine Freundin von uns ist sich dessen sicher. Seid ihr die sogenannten Sucher?«
»Richtig! Neben unseren Aufgaben halten wir ununterbrochen nach Anzeichen, für die Existenz eines der Kinder Ausschau. Das uns zu berichten ist nicht der alleinige Grund eures Hierseins, vermute ich.«
Jeamy umrundete das Lagerfeuer, nickte zwei Kameraden zu, an die sie vorbeiging, und setzte sich demonstrativ auf einen Baumstumpf in der Nähe. Terzios beugte sich am Lagerfeuer in die Knie und rieb seine Hände gen dem wärmenden Feuer.
»Ihr habt richtig vermutet. Es geht unter anderem um Kommandant Morco. Er hat sich als Abtrünniger des Ordens erwiesen und mit seiner Vorgehensweise unseren Verdacht bestätigt.«
»Immer noch besser, als blind seiner Pflicht zu folgen. Zumindest denkt er dabei an sich selbst und nicht wie es Nacud anstellt«, murmelte Jeamy hörbar.
»Ist es schlimm an andere zu denken?« fauchte Belothar irritiert und verstimmt über ihre Aussage.
»Schlimm ist es nicht! Nur hat Nacud nie nachgedacht.«
»Er war ein großer Mann«, fuhr Belothar sie wütend an.
Ruckartig fuhr Jeamy hoch. Ihre schwere Rüstung schien sie in diesem Augenblick nicht zu behindern. Obwohl kleiner als Belothar und unbeeindruckt seines Ranges, baute sie sich furchtlos vor ihm auf.
»Ihr wollt mich über Nacud belehren? Er war skrupellos und dachte nichts anderes als an seine Pflicht. Er kannte nichts anderes.«
Ihre Miene hatte einen harten, unerbittlichen Ausdruck angenommen. Sie drehte sich vom König weg und setzte sich zurück auf ihrem Baumstamm.
»Ihr kanntet Nacud nicht so wie ich, deshalb belehrt mich nicht über diesen Mann«, fuhr sie im ruhigeren Ton fort. »Und sollte ich euch zu nahe getreten sein, eure Majestät, dann entschuldige ich mich dafür. Trotzdem bin ich weit davon entfernt, einem König recht zu geben, nur weil er König ist.«
Offenbar überraschte ihr Auftritt den jungen Mann, der sich König nannte. Vermutlich war er es seit geraumer Zeit gewohnt, dass man vor ihm katzbuckelte. Seinem Gesichtsausdruck zu urteilen, war ihre Offenheit so etwas wie ein Eimer kaltes Wasser, dessen Inhalt ihm über den Kopf geschüttet wurde.
»Ihr seid auf Nacud nicht sonderlich gut zu sprechen?«
Jeamy winkte seufzend ab. »Können wir bitte dieses Thema auf später verschieben.« Sie holte tief Luft. »Ihr seid wegen Morco hier und wollt gegen ihn etwas unternehmen. Ihr wisst, dass er einige der besten Hüter unter sich hat? Und seid ihr euch sicher, was ihr zu tun gedenkt? Immerhin wird es auf einen Kampf Hüter gegen Hüter ausarten.«
»Morco hat ein mögliches Heilmittel entwendet«, merkte Terzios an, der immer noch vor dem Feuer stand.
Neugierig und interessiert hob Jeamy ihren Kopf. »Heilmittel?«
»Wir konnten bisher nicht ausprobieren, ob es wirkt«, wandte Belothar ein.
»Es ist zumindest ein Anfang gemacht worden, um unser Martyrium zu beenden«, ließ Terzios verlauten. »Auch kommt hinzu, das Morco die Kinder jagt. Er will sie für seine Zwecke nutzen, welche es auch immer sein mögen. Ein Angriff auf seine Festung ist mit den wenigen Kriegern, die wir haben nicht möglich.«
Jeamy starrte vor sich auf den Boden. Bedächtig nickte sie.
Ein offener Angriff wäre töricht und selbstmörderisch. Jedoch mithilfe ihrer San-Hüter bestand die Aussicht auf Erfolg. Irgendein Detail fehlte bei der Geschichte, das spürte sie.
»Und was habt ihr noch zu erzählen?«, sagte sie gerade heraus.
»Nun, wie immer es auch funktionieren soll, suchen wir den göttlichen Schöpfer zu erreichen«, gab Belothar zu.
»Interessant! Über das Kind? Ihr wisst das die Geschichte, die die Schöpferhäuser über den Göttlichen erzählen, nicht wahr ist?«
Belothar blinzelte erstaunt. »Ich verstehe nicht!«
»In einigen Absätzen blieb die Wahrheit erhalten. In anderen wurde die Geschichte im Laufe der Jahrhunderte verändert. Die Schreiber der Schriften brachten ihre Version mit ein. Sie veränderten Geschehnisse und ließen Elemente aus, die ihrer Ansicht nach nicht von Belang waren oder in ihrer Sichtweise sogar störten. Letztendlich ist alles, was in ihren Liturgien steht, eine Lüge, gleichwohl auch wahr.«
Belothar kratzte sich unsicher am Kopf.
»Ihr klingt, als ob ihr euch dessen sicher seid. Woher wisst ihr es?«
»Ganz einfach«, lachte Jeamy. »Ich bin die Mutter einer der Kinder. Ebenso wie Terzios der Vater eines von ihnen ist.«
»Ich
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