Vermächtnis der Sünder: Die Kinder des Einen (German Edition)
dunklen Gedanken beiseite wischend.
»Gut! Scheinbar benötigst du im Moment dringender meine Umarmung.« Er grinste und zog Celena zu sich.
»Du grübelst zu viel«, flüsterte er ihr ins Ohr. »Wonnige Lust wischt die Gedanken zwar nicht auf Dauer beiseite. Aber zumindest vorerst«, knurrte er zärtlich und knabberte an ihrem Ohr.
Kapitel 6
Von imposanten Steinsäulen gestützt mit kunstvollen Bildern ihrer Ahnen behauen, passierte die Gruppe nach tagelanger Reise die Tore Äldrosams. Kleinwüchsige Händler feilschten mit Artgenossen um ihre Ware in der ersten ihrer vielen Hallen. Ihre neugierige Knopfaugen beobachteten die Fremden, die auf das Viertel der Adligen zusteuerten.
Lutek schritt neben Celena her, während Thorgrim und Kelthran hinter ihnen trottelten.
Er sollte ein Kind des Schöpfergottes sein? Lutek ging diese Frage nicht aus dem Sinn. Es ließ ihm keine Ruhe. Wieso er? Er war kein Kind der Traurigkeit gewesen. Er war nicht gut zu sich und andere gewesen. Er hatte Menschen gejagt und gemordet, sie verführt und sie hintergangen. Wie war es möglich, das ausgerechnet er eines dieser Kinder war?
»Celena?«, sprach er die junge Kriegerin an.
»Was gibt es?«
»Hattest du bei mir nie Angst, ich könnte dich verraten?«
Celena blieb mit erstauntem Blick stehen und drehte ihr Gesicht zu Lutek.
»Ich sage dir heute dasselbe, was ich dir damals sagte. Ich vertraue dir!«
»Was, wenn dein Vertrauen in mir nicht gerechtfertigt ist? Was, wenn ich eines Tages mich dazu entschließe, wie meine Meisterin Malaine zu werden?«
Celena atmete tief ein, was Luteks Herz verkrampfen ließ.
»Du magst ein Spion der Osgosaianer sein, aber du bist nicht Malaine. Du hast dich verändert und du bist nicht böse, denn du hast zu dem zurückgefunden, was du wirklich bist. Malaine war das Gift in deinen Adern. Bist du das Gift in den meinen?«
Diese Frage überraschte Lutek. Er machte einen Schritt zurück und sah zu Boden. Nach einer Weile blickte er Celena fest in die Augen.
»Nein!«, sagte er nur.
Celena setzte sich auf eine freie Bank, die sich neben ihnen befand.
»Gut, denn ich fühle mich nicht von dir vergiftet.«
Sie schaute zu Lutek auf, der vor ihr stand. »Durch dich fing ich wieder an, zu leben. Sag mir, denkst du das du mir gut oder schlecht bekommst?«
»Ich würde behaupten, gut!«
Sie zuckte gleichgültig mit den Schultern. »Dann wäre das geklärt.«
Ein schalkhaftes Grinsen umspielte ihre Lippen.»Übrigens, ich sah es niemals anders. Was du bist, was du warst und was du geworden bist, das hat mich belebt«, fügte sie gleich hinterher.
»Auch dann, wenn ein Teil von mir ein intriganter, mordender Spion ist? Es sollte dich jedenfalls trösten, das ich dich niemals hintergangen hatte und es auch nie werde. Es würde mich zerstören, wie es Malaine zerstörte. Trotzdem bin ich nicht der liebe, gute Lutek, der ich sein wollte.«
»Erinnerst du dich an die Pinselstriche auf dem Gemälde, die es nur perfekter erscheinen lassen?«
Er nickte. Natürlich erinnerte er sich. Und Celena war der Pinsel der das Gemälde, welches ihn darstellte, unterschwellig und doch meisterhaft zu perfektionieren verstand. Keiner vor ihr hatte es geschafft. Wieso? Wieso diese phänomenale Anziehung? Er hätte sie jederzeit, hintergehen können und tat es nicht. Hatte die Zeit in dem Haus des Schöpfers ihre Spuren hinterlassen. Oder was war es? Warum fühlte er sich in Celenas Nähe wohl und geborgen. Celena. Der Name bedeutet "der Heimat geweiht". Ja. Er hatte Heimat in ihr gefunden und Heimat verriet man nicht. Zwar war es sein tägliches Brot als Spion und trotz aller Taten, die er begangen hatte, konnte er genau das nicht – Verrat üben.
Die Dokumente, die er für Malaine besorgen sollte, waren eine Falle. Das wusste er mittlerweile. Er hatte geglaubt, Malaine zu lieben.
Nur um ihn zurückzugewinnen, hatte sie ihn später verzweifelt gesucht und seine Liebe zu ihr verspielt. Und Celena? War sie die Heimat, die auf sein Wiederkommen gewartet hatte? Da war ein Band, das er sich nicht erklären konnte. Es war eine Verbindung, die er in sich spürte und ihm sagte, das es das Richtige war. Es war wie bei seiner Vision, die sich als richtig erwiesen hatte. Lutek beäugte Celena.
Sein Blick war erwartungsvoll und doch skeptisch, vermischt mit gewisser Neugier. Die Frau, die vor ihm auf der Bank saß, sah ihn einfach nur an. Völlig unvorbereitet hallte eine Stimme durch seinen Kopf, die ihn aufschrecken ließ. »Geh hin! Gehe
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