Vermächtnis der Sünder: Die Kinder des Einen (German Edition)
Weile später diskutierten sie heftig im flüsternden Ton miteinander. Kopfschüttelnd drehten sie sich zu den Wartenden um.
»Wir haben unser Möglichstes getan und konnten vorerst Schlimmeres verhindern. Es wird nicht lange andauern. Wir sehen keine Hoffnung«, meinte der Älteste unter ihnen.
Terzios trat nochmals an Celena heran, nachdem die Heiler gegangen waren. Er betrachtete sich die Wunde genauer, die in diesen Moment nicht blutete.
»Das ist kein normaler Dolch gewesen. Der Stich stammt von einem sogenannten Ernter«, kommentierte er seine Begutachtung.
Luteks Gesicht verzog sich zu einer entsetzten Miene.
»Was meint ihr damit?«, fragte Belothar. Ihm war das Wort vollkommen unbekannt.
»Man kann sie nicht heilen. Niemand kann es!« Die Stimme Luteks versagte ihren Dienst. »Die Wunden, die einem durch diese Waffe zugefügt werden, schließen sich nicht. Die Ernter sind mit dämonischer Magie durchwirkt. Kein Heiler der Welt kommt dagegen an. Sie wird sterben!« erläuterte er und schluckte schwer.
Mit nassglänzenden Augen trat er zu seiner Geliebten.
Celena sah ihn mit trüben Augen an. Schwach bewegte sie ihre Hand und forderte Lutek auf näher heranzutreten. Er beugte sein Haupt zu ihren Lippen hinunter.
»Wilna«, krächzte sie wispernd. »Ich sollte … dir von ihr sagen … sie hat sich in uns geirrt. Unsere Liebe …«, kurz stockte sie. »Unsere Liebe behindert mich … in meinen Pflichten … sagte sie. Sie hat sich geirrt … und sie war froh darüber.«
Die blauen Augen der Dunkelhaarigen strahlten kurzweilig auf.
»Du musst … Rotstein … Thielen! Er hat heilige Erde.«
Schmerzen unterbrach ihr Reden. Sie stöhnte gepeinigt auf und verlor erneut die Besinnung.
Ohne einen klaren Gedanken zu fassen, stierte Lutek auf seine blutigen Hände. Ihr Blut. Völlig entrückt sah er zur Wunde, aus der zum wiederholten Male einem Herzstoß gleich die rote Flüssigkeit herauspulsierte. Er suchte den Lebenssaft mit seinen Händen aufzufangen. Es war warm. Tropfen für Tropfen sammelte sich in den Handflächen.
Mit von Tränen glänzenden Augen drehte er sich zu den anderen herum, die schweigend dastanden.
»Wir retten sie!« Wie ein Schwur flüsterte er die Worte, dann trank er das wenige Blut in seiner Handfläche.
»Lutek! Nein!« schrie Belothar.
Bevor er losstürzen wollte, um ihn davon abzuhalten, hielt Terzios den König mit kräftigem Griff zurück. Fassungslos blickte Belothar zu Lutek, der ihn gleichwohl mit blutverschmiertem Mund ansah.
»Es ist nicht das Blut der Anderen, trotzdem bin ich mit ihr von nun an verbunden.«
Seine Stimme klang ungewohnt tief. »Wenn sie stirbt, sterbe ich mit ihr.«
Luteks entschlossener Blick fuhr dem König in die Knochen.
»Wollt ihr mir helfen? Helft ihr Celena?«
Belothars Blick wanderte berührt zu Boden, um Lutek einen Lidschlag später fest in die Augen zu schauen. »Ja«, sagte er knapp.
»Ich danke euch, Majestät.«
Lutek trat von Celena fort in die Mitte der Gruppe.
Nie hatte er die Führung übernommen oder Anweisungen erteilt. Und doch tat er es in diesem Moment, denn er wollte für die Frau kämpfen, die ihm mehr als alles auf der Welt bedeutete. Die Umstände erforderten es. In ihm war Celena. Ihre Stärke war jetzt seine und niemand sollte sich ihm in den Weg stellen, weder der König noch die San-Hüter. Nicht einmal der Sturm einer Armee von den "Anderen" noch der göttliche Schöpfer konnte ihn aufhalten.
»Ihr und Sebyll sucht nach dem Blutmagier. Der Rest folgt mir nach Rotstein«, sagte er mit fester Stimme.
»Thielen hat ein wenig von der heiligen Erde, die wir einst von dem Grab Karmastes mitbrachten.«
»Lutek! Und wenn, es reicht womöglich nicht«, warf Belothar ein.
Der Rothaarige sah den König unergründlich an.
Ewig am zweifeln, egal welchen Schritt sie unternahmen. Doch seine Stimme forderte zum Überlegen auf, das musste Lutek anerkennen.
Er atmete tief durch. »So ist es! Wir werden nachhinein zu Karmastes Tempel reisen. Die Augen des Göttlichen ruhen auf diesem Ort. Wenn das eine nicht hilft, dann muss es ihm gelingen. Und dort werden wir ihn erreichen.«
Lutek ließ keine weitere Widerrede gelten, drehte sich auf den Absatz um und ging zu Celena zurück. Er machte sich daran, den Rest ihrer Rüstung von ihrem Körper zu entfernen.
Über die Worte Luteks nachdenkend, nickte Belothar bedächtig sein Haupt. Seine Augen versprühten plötzlich ähnliche Entschlossenheit. »Ihr habt den Mann gehört«, gab er selbstsicher seine
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