Vermächtnis der Sünder: Die Kinder des Einen (German Edition)
Anweisung als König. »Wer hat Lutek eigentlich zum Anführer gemacht?«, murmelte er zu sich selbst.
Sebyll, Terzios, Kelthran und Thorgrim verließen im stillen Einvernehmen den Raum. Belothar trat zu Lutek hin, der währenddessen die Rüstungsteile Celenas in den Armen hielt.
»Dann können wir nur hoffen, dass ihr recht habt«, sprach er zu ihm.
Lutek sah dem König offen in die Augen. »Ich habe recht und noch wichtiger - ich glaube daran!«, erwiderte er.
Kapitel 8
Lutek setzte sich auf die Kante des Bettes, in dem man Celena für diese Nacht niederlegte. Schweigend nahm er ihre Hand in die Seine und betrachtete ihr blasses Gesicht. Durch die schwarzen Haare wirkte ihr Antlitz totenbleich. Er erschrak. »Celena?«, flüsterte Lutek im zittrigen Ton. Sämtliche Emotionen lagen in diesem einem Ausruf.
Sofort beugte er sich vor und fühlte nach Lebenszeichen.
Zwei der königlichen Heiler kamen in diesem Moment herein. Hilfe suchend sah er sie an. »Was ist mit ihr? Sie … sie sieht aus wie tot.«
»Herr!« sprach der eine, »es geht ihr den Umständen entsprechend gut. Der große Blutverlust lässt sie derart blass erscheinen. Ihr solltet ihr Ruhe gönnen. Sie braucht für die Reise all ihre Kraft, die sie aufbringen kann.«
»Ich verstehe!«
Sanft drückte er ihre Hand und küsste ihr auf die bleichen Lippen, dann ließ er die Heiler ihre Arbeit verrichten.
Seine Schritte lenkten ihn zu einer Tür, die auf einen Vorbau des Palastes führte. Er öffnete und trat nach draußen.
Es war bereits dunkel geworden und Regen lag in der Luft. Lutek blickte gen Himmel. Wolken verdeckten die sonst herrliche Pracht der Sterne.
Seine Gedanken wirbelten immer wieder zu Celenas Schicksal, die verwundet, dem Tod näher als dem Leben, nieder lag. Es fiel ihm schwer sie zu verdrängen und sich auf die bevorstehende Aufgaben zu konzentrieren, die aussichtslos erschien. Er starrte in die Nacht hinaus.
Nie hatte er jemals daran gedacht, den Schöpfer sprechen zu wollen. Dies überhaupt zu wagen, war schon ein unsinniger Gedanke. Obschon er an ihn glaubte, sah er erhebliche Zweifel in dieser Sache. Wenn Belothar den Blutmagier fand und mit seiner Hilfe das Jenseits erreichen konnte, war es zumindest ein Strohhalm an dem sich lohnte, festzuhalten. Es war die einzige Möglichkeit, an das er sich klammerte. Der letzte Halt. Sollte er diesen Halt loslassen, nur weil es unmöglich schien?
»Nun seid ihr es, der die Gruppe anführt!« hörte Lutek unerwartet eine ihm wohlbekannte Stimme hinter sich. Blitzschnell wirbelte er herum.
Wo auch immer sie herkam. Morena stand ihm gegenüber.
»Warum wundert es mich nicht, das Belothar den Schwanz einkneift und nicht selbst die Sache übernimmt.«
»Was sucht ihr hier, Morena?«, zischte Lutek weniger erstaunt über ihr Erscheinen, als vielmehr verwundert darüber, dass sie überhaupt hier war. Ihre sinnlichen Lippen zu einem schalkhaften Lächeln verzogen, reckte sie ihren Kopf selbstsicher zu ihm hin.
»Was ich hier will? Erstaunlich, das fragte mich eure Geliebte kürzlich auch. Und bevor ihr nach den letzten Seiten des Buchs fragt. Nein, ich besitze sie nicht. Ich wollte euch nur viel Erfolg wünschen zu eurer Suche.« Ihre letzten Worte klangen verdächtig verächtlich.
»Warum überrascht es mich nicht, dass Sarkasmus in den Worten liegt.« Luteks Augen funkelten sie feindselig an.
»Vielleicht ist es euer erbärmlicher Glaube an der übergeordneten Vaterfigur, den ihr Göttlichen Schöpfer nennt.« Ihr Tonfall blieb verächtlich. »Allerdings war ich selbst überrascht, in Thiamets Buch Hinweise auf besagte Kinder des Schöpfers zu finden. Ich hatte stets gedacht, es wäre ein theatralisches Werk der Schöpferhäuser und sah es als nette Vorstellung dessen.«
»Nach euren Worten zu urteilen, glaubt ihr plötzlich?«, knurrte Lutek.
»Glaube?« Widerwärtig spie die junge Hexe das Wort förmlich in die Luft. »Was ist schon Glaube? Ich sage es euch! Glaube ist das, was Verliebte zueinander haben. Ihr wisst rein gar nichts!« Morena kicherte leise vor sich hin. »Ich sage euch, was ich weiß. Das Wesen, welchen ihr Schöpfer nennt existiert. Eine Tatsache aus Thiamets Sicht. Ihr Buch lehrte mich tatsächlich viel mehr, als ich eigentlich wissen wollte. Doch Wissen hat nichts mit Glauben zu tun, nicht wahr? Tatsachen sind unbestreitbar. Sie sind vorhanden. Etwas was man nicht sehen kann oder die übernatürliche Ordnung, die man nicht erklären kann, ist das Unsichtbare, das man
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