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Vermächtnis der Sünder: Die Kinder des Einen (German Edition)

Vermächtnis der Sünder: Die Kinder des Einen (German Edition)

Titel: Vermächtnis der Sünder: Die Kinder des Einen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Merkel
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ihn schmiegten. Selbst die Beweglichkeit hatte er nicht eingebüßt.
Einen übermäßig langen Dolch sowie die Himmelsschneide steckte er rechts und links in jeweilige Scheiden an seinen Hüfte. Seinen Bogen und den Köcher mit den Pfeilen konnte er daher weiterhin bequem auf den Rücken tragen. Diesen wollte er auf den bevorstehenden Reisen keinesfalls missen. Als Letztes stülpte er sich die langen Unterarmschützer über seine Handgelenke hinweg. Neugierig betrachtete er den Mann, der sich vor ihm in der großen reflektierenden Kristallfläche zeige.
Dort stand er, der einst ein Spion von Osgosai war. Jetzt jedoch war er der Begleiter, der Freund, der Geliebte und der Gefährte einer San-Hüterin. Celena. Sie kämpfte nicht gegen ihr Schicksal an, sondern setzte viel eher alles daran, es in die eigenen Hände nehmen zu wollen. Sie wich ihrem vorgegebenen Weg nicht aus, noch umklammerte sie das ihr zugewiesene Schicksal. Er war von nun ihr Krieger. Es lag an ihm, diesen Schritt zu gehen, den sie begonnen hatte. Und es war an ihm, diese Frau zu retten, die er liebte, wie er nie zuvor jemand liebte.
Lutek kontrollierte die Lederriemen, während er auf die Kristallfläche starrte. Seine hellblauen Augen, sein fuchsrotes Haar und die rotschwarze Rüstung passten wie zu einem Gemälde eines Kriegers, der in die finale Schlacht auszog. Einzig seine Anspannung in seiner Miene störte das Bild. Er atmete tief durch. Niemand würde ihn aufhalten. Niemand!
»Seid ihr bereit?« Belothar stand in voller Montur in der Tür.
»So bereit man nur sein kann! Und ihr?«
Geknickt über die Umstände, nickte der junge König. »Es war meine Schuld. Ich hatte ihn gesehen und nicht weiter auf ihn geachtet. Ich ahnte nicht, dass der Mann solch eine Untat plante. Es tut mir leid. Es hätte nicht passieren dürfen.«
»Ihr habt Celena sehr gern, nicht wahr?«
Bevor Belothar darauf antworten konnte, fuhr Lutek fort. »Ihr müsst euch nicht entschuldigen, Majestät. Es war und ist nicht eure Schuld. Es reicht ein kleiner Schnitt mit dem Ernter aus, um jemanden den Tod zu bringen. Niemand von uns hätte es verhindern können.«
»Ich hätte zumindest den Beitritt damals verhindern können, oder niemals zulassen dürfen.«
»Dann wäre ich ihr womöglich nicht begegnet. Es sollte so sein und ich bin hier. Ich werde es nicht zulassen, dass sie dieses Ende nimmt oder jenes, das den San-Hütern vorbestimmt ist.«
Bedrückt blickte Belothar zu Boden.
»Es gibt eine Sache, die ihr wissen solltet. Celena wollte es euch bei Gelegenheit erzählen.«
»Sprecht, Majestät«, munterte Lutek Belothar auf.
»Morena hat uns vor dem Schicksal des Todes bewahrt.«
Lutek deutete auf Thiamets Buch, das neben ihm auf einem kleinen Beistelltisch lag.
»Lasst es gut sein. Ich habe es gelesen. Daher ist es für mich kein Geheimnis mehr. Wir können ein anderes Mal darüber reden. Uns rinnt die Zeit davon.«
Lutek schritt in der stattlichen Rüstung an Belothar vorbei aus dem Raum. Er blieb neben dem König stehen und legte seine Hand auf dessen Schulter. »Danke!«, sagte er nur und ging weiter.  

    * * *  

    Das Reich der Geister, der Dämonen und dem des Schöpfers war ein recht einsamer Ort, trotz der Vielzahl an Seelen die das Jenseits bewohnten. Er fühlte sich einsam und doch wieder nicht. Er war hier und nicht wie es sein sollte, dort wo er hingehörte. Hierhin waren er und die anderen entschwunden, als von ihm und seiner Art nichts weiter als Geschichten und Mythen übrig blieben. Dieser Saal, in dem er sich aufhielt, war leer und sprach sehnsüchtig von dem Leben aus früheren Zeiten. Sehnsucht, die sich auch ihm in all den Jahrhunderten tiefer und tiefer in sein Bewusstsein fraß. Gleichwohl er ebenso eine Leere empfand, wie es dieser Saal ausstrahlte. Der Saal, indem sich der Thron des einen Gottes und die Sitze der anderen befanden. Allesamt so leer!
Die Kinder dieser Welt kannten die Wahrheit nicht. Das, was sie wussten, wurden in den Geschichten verdreht, die zu Mythen wurden. Halbwahrheiten und Lügen, aus denen sie möglicherweise niemals die Wahrheit erfuhren. Und doch hatte er Hoffnung, dass sie die Wahrheit eines Tages erkennen mochten. Viele Namen hatten sie ihm gegeben, nur hier nannten sie ihn den Göttlichen Schöpfer. Hatten sie eine Ahnung, was es wirklich bedeutete? Begriffen die, die sich Menschen nannten, überhaupt? Sie schienen nichts verstanden zu haben, seit jenen Tagen der ersten großen Schlacht, als sie den Himmel stürmten und

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