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Vermächtnis der Sünder: Die Kinder des Einen (German Edition)

Vermächtnis der Sünder: Die Kinder des Einen (German Edition)

Titel: Vermächtnis der Sünder: Die Kinder des Einen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Merkel
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den Thron beanspruchten. Sie schienen nichts vernommen zu haben, in den Tagen als Karmaste zu ihnen sprach. Und sie schienen nichts erkannt zu haben, seit jener Zeit, als ihnen das Gift der Boshaftigkeit entgegensprühte, das sie nun bekämpfen.
Er schaute zu dem edlen Geschöpf, das auf einer Stange neben dem Thron saß. Der weiß gefiederte Kopf mit dem gelbgoldenen Schnabel wandte sich neugierig ihm zu. Nachdenklich strich er sich durch seinen langen Bart, der in zwei geflochtene Spitzen endete.
Was bedeutete Schöpfer für sie. Wobei, ein richtiger Name war es nicht. Den hatten sie ihm hier nie gegeben oder in gar vergessen. Für sie war er etwas Unsichtbares, nichts Wirkliches. Mit falschem Zeugnis beteten sie. Ohne sie, ohne Glaube war er ebenso nichts wie dieses Reich, in dem er sich im Jenseits befand. Nichts! Ein treffendes Wort.
Leise Schritte von samtweichen Pfoten ließ sein Haupt in die Richtung drehen, aus der die tapsende Geräusche kamen. Seine schimmernde Rüstung rasselte bei dieser Bewegung. Der Kürass lag schwer auf seinen Schultern, jedoch nicht so schwer, wie die Schuld die auf ihm lastete.
Der Blick seiner blauen überirdisch funkelnden Augen ruhte auf die ankommende Freundin.
»Sie sind unterwegs«, verkündete der riesenhafte weiße Wolf mit der Stimme einer sanftmütigen Frau.
Sie war ein Meister des Kosmos so wie er. Die Elfen, sie wussten es nicht besser als die Menschen. Nach deren Glaube und deren Schriften war sie eine Verräterin, die die Götter hintergangen und eingeschlossen hatte. So stand es in ihren Schriftrollen und so wurde es weitergegeben. Welchem Volk die Sterblichen angehörten, sie glaubten den verdrehten Geschichten mehr und verbreiteten diese Lügen weiter. Wie konnten die Menschen über diese Arroganz verfügen, im Namen des Schöpfers, seinem Namen, über Dinge zu seinem Wohlgefallen zu entscheiden und auf seinen Segen hoffen. Und letztendlich taten sie das Gegenteil damit, sie stellten sich gegen ihn. All die Sterblichen hatten keine Ahnung, wer und was sie wirklich waren.
»Werden sie verstehen, was wir sind und was wir taten?«, fragte sie nachfolgend, inzwischen zu einer wohlgestalteten Frau gewandelt, die ihn mit nussbraunen Augen entgegensah. »Werden sie uns vergeben? Werden sie euch vergeben können, Thotodin?«
»In jenem Moment hatten wir das richtige getan, gleichwohl auch das falsche, Managarm.«
»Ihr habt es stets falsch angesehen! Hatten wir eine Wahl?«
Die Frau verzog in wölfischer Manier ihr Antlitz. »Das Gift der Bosheit? Es war … nicht mehr als ein Unfall. Und dann, danach? Eurer Streit machte es nur schlimmer. Von Mal zu Mal.«
»Genug davon Managarm«, donnerte erbost die Stimme Thotodins. Drohendes Leuchten glomm um ihn auf.
»Die Möglichkeit, die Fehler der Vergangenheit zu berichtigen sind greifbar nah.«
»Sollen wir deshalb hoffen, dass sie mehr Erfolg haben werden, als all die anderen in den früheren Jahrhunderten?«
Die übernatürlich blitzenden Augen des Schöpfers wurden zu schmalen Schlitzen. »Sagtet ihr eben nicht, dass sie auf dem Weg sind? Schon allein das gibt Grund zur Hoffnung. Unsere Anstrengungen bis hierhin wurden diesmal nicht zunichtegemacht. Alles ist genauso, wie es sein soll und nicht wie in den Tagen der ersten meiner Kinder.«
Managarm legte ihren Kopf schief. Eine Angewohnheit, die sie sich wohl als Wölfin angeeignet hatte.
»Ich kann dem nur zustimmen. In diesem Punkt habt ihr Recht. Doch es ist nicht der Verdienst unserer Anstrengung, sondern des euren Widersachers.«
Ihr langes Haar umwallte ihre scharf geschnittenen Züge, als sie dem leeren Thron nähertrat. Eine ihrer Hände strich sanft über die Armlehne hinweg.
»Was eurem Sohn betrifft, traue ich ihm einiges zu, selbst den anderen Kindern. Und doch frage ich mich: Werden sie Erfolg haben?«
»Sie sind ebenfalls eure und der anderen unserer Art die letzte Hoffnung«, berichtigte Thotodin.
»Sollten sie tatsächlich aufgehalten werden …«
Seine in der schimmernden Rüstung steckende Gestalt straffte sich. Drohend, unerbittlich und keinerlei Protest duldend, entlud sich die gewaltige Bassstimme. Sie hallte durch den Saal weit hinaus in das Jenseits, dem Nichts.
»Als ich die Sterblichen vorfand, waren sie nichts als ein Haufen von Leben. Ich formte sie zu einem Teil vom Ganzen ihrer Welt, der sie sich zugehörig fühlen sollten. Sie dankten die Liebe, die ich zu ihnen hegte mit Missachtung, Trotz und Unglaube in jeglicher Form von doppelmoralischen

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