Vermächtnis der Sünder: Die Kinder des Einen (German Edition)
diese Legende einst aus Überlieferungen, die sie in meiner Kindheit an mich weitergab«, erklärte er ihr.
»Noch bevor die Völker entstanden, lange vor den Magistern des Nemibistarreiches und viel weiter in der Vergangenheit zurück, gab es Leben. Es gab Pflanzen und Tiere, Wasser, Erde und Berge. Und es lebten Wesen, die hatten keine wirkliche Form. In ihnen wohnte eine Seele, die sie stark, klug und sehr mächtig machten. Doch trotz ihrer großen Macht waren sie nicht in der Lage sich selbst eine Gestalt zu geben. Der Göttliche entdeckte sie auf dieser Welt und fand, dass ihnen eine beständige Form zustand. Kaum beschlossen gab er ihnen die Form von Menschen, Elfen und Zwerge. Er beobachtete sie eine Weile und empfand die Neu erschaffenen viel zu mächtig, denn sie suchten beständig in sein Reich zu dringen. Das war nicht in seinem Sinn. Es war nicht, was er wollte und zuließ. Er musste sie schwächer und makelloser gestalten. Ihre Vollkommenheit sollte einzigartig sein. So trennte er ihre Seele und ihre Gestalten in perfekte neue Körper. Jeder für sich Einzigartig und in sich ein Ganzes. Schwächer geworden, griffen sie nicht mehr nach seinem Reich. Zumindest vorerst. Doch seitdem suchte jeder sein getrenntes Seelenteil. Ihr großes Verlangen, sich mit dem Gegenstück wieder zu vereinen, nannte er ab dieser Zeit – Liebe.«
Celena lächelte beseelt von der Geschichte.
»Die Legende ist wunderschön«, flüsterte sie. Ihr trüber Blick blieb am Portal der Gruft haften. »Wir sollten …« Ein krampfartiger Hustenanfall überfiel sie.
Lutek sah besorgt auf den blutgetränkten Verband oberhalb ihrer Hüfte. Er nickte. »Ja, wir sollten gehen. Die Zeit drängt!«
Seufzend erhob er sich, ging zu Celena, griff ihr unter die Arme und zog sie sanft auf die Beine. Sie war zu schwach, um zu stehen. Ihre Beine versagten den Dienst und stöhnend sank sie zurück.
Belothar hatte es beobachtet, sprang auf und lief zu den beiden hin. Wortlos kniete er zu der jungen Frau und hob sie auf seine Arme hoch. Sein Gesichtsausdruck war in diesem Moment nicht einschätzbar.
Lutek wusste von den Gefühlen des jungen Königs zu Celena. Er wusste ebenso, dass es Belothar klar war, das Celena sich für ihn entschieden hatte. Wie hieß es? Die eine Seele, die zu seinem Gegenstück strebte. Genau das empfand er, Lutek, Sohn von Terzios und Kind des Göttlichen. Der junge König war kein Rivale. Er vertraute ihn, denn Celena sah in Belothar nicht mehr als einen Bruder und guten Freund. Nur deshalb ließ er es zu, dass dieser, ob König oder nicht, seine Celena trug, obwohl er es durchaus selbst könnte.
Deirdre trat zu ihnen. Sie wirkte abwesend. In ihren Augen sah man Betrübnis und Sorge, trotz das sie Fröhlichkeit ausstrahlte.
»Gehen wir! Nur ihr drei und ich«, sagte sie knapp.
Lutek schritt daraufhin zu Jeamy. Sie und ihre Truppe sollten darüber wachen, das nichts vom Tempel aus durch die Türe der Gruft dringen sollte.
* * *
Winzige Staubkörnchen tanzten in den breiten Lichtstrahlen, die sich durch die hohen Fenster der großen Halle ausbreiteten. Ruhig und friedlich war es hier. Nichts spürte man von dem Gift der Boshaftigkeit, die diese Welt beherrschte. Inmitten der Halle befand sich das Heiligtum, die Grabstätte Karmastes, die Geliebte und Auserwählte des Schöpfers. Umfriedet von hohem Mauerwerk, mit Erde aufgefüllt, die wundersame heilende Wirkung hatte, lag ihre körperliche Hülle dort begraben. Ihr Abbild in Form einer hochaufgerichteten Statur stand mittig darauf, zu der eine steinerne Treppe führte.
Lutek hatte in weiser Voraussicht eine Felldecke mitgenommen, die er vor dem Treppenansatz ausbreitete. Belothar legte vorsichtig Celena darauf und blieb neben ihr, ihre Hand haltend, in kniender Haltung.
Lutek tat es ihm von der anderen Seite nach. Er atmete schwer, beinahe so bleiern wie seine Geliebte. Sein Herz schmerzte, als er ihr Gesicht betrachtete, welches ihre maßlose Pein, die sie haben musste, aufzeigte.
Deirdre packte zwischenzeitlich ihre Utensilien aus ihrem Rucksack. Sie trat auf das Trio zu und begann fünf verschiedenfarbige Kristalle, in jeweilige ihr bekannten Richtungen um sie herum auszurichten.
»Keine Fragen, bitte«, murmelte sie ihnen zu.
»Sieht wahrhaft dämonisch aus«, argwöhnte Belothar.
Die Magierin achtete nicht auf den Kommentar, sondern konzentrierte sich auf die Vorbereitung. Kurze Zeit später richtete sie sich seufzend auf und begutachtete ihr Werk.
»Das ist es!
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