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Vermächtnis der Sünder: Die Kinder des Einen (German Edition)

Vermächtnis der Sünder: Die Kinder des Einen (German Edition)

Titel: Vermächtnis der Sünder: Die Kinder des Einen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Merkel
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war. Schließlich war er im Jenseits, oder wie viele dazu sagen, im Nichts. Und hier war alles anders. Es dauerte eine Weile, bis er endlich die letzte Stufe erklommen hatte. Mit großen Augen starrte er in das schimmernde Licht hinein.
An seinem Bein bewegte sich etwas, umschwänzelte ihn. Ein geisterhafter Wolf, wie er an der verschwommenen Gestalt erkannte. Seine Fänge waren mächtig. Es zeigte Lutek offen, das es durchaus in der Lage war, seine Zähne in ihn hineinzuschlagen, wenn er denn wollte. »Wieso bist du hier« , raunte eine Stimme, die mehr seiner Seele zu entstammen schien, als das es Worte formte. »Was ist es, was du erstrebst?« »Ich …«, begann Lutek. Sein Satz erstarb im Anfang.
» Wer bist du?« , erkundigte sich die Stimme weiter.
»Ich weiß …«, versuchte er es erneut und brach stotternd ab.
Die Stimme in seinem Geist wurde ungeduldiger. »Was willst du?« zischte sie. »Gibt es etwas, für das es sich lohnt zu leben?« »Managarm!«, brüllte plötzlich eine donnernde Stimme, die durch Zeit und Raum zu kommen schien. Sofort duckte sich der Geisterwolf wie unter einem Hieb und war im nächsten Augenblick verschwunden.
Lutek holte tief Luft und besah sich die Umgebung.
Es war keine gewöhnliche Halle, stellte er erstaunt fest. Es war ein halbrunder, die Wände aus Granit bestehender Thronsaal, der sich in unendliche Höhe erstreckte. Das Leuchten, das er gewahrte, entstammte der vielen Throne, die jeder für sich in einem eigenständigen Licht erstrahlten. Bis auf dem in der Mitte.
Mit scheuem Blick sah er einen Lidschlag lang hin, wandte die Augen kurzweilig davon weg, um dann mit größer werdender Neugier die Erscheinung, die darauf saß, zu betrachten.
Funkelndes Licht umhüllte die schwer gerüstete Gestalt eines wahrhaftigen Giganten. Langes Haar umwallte sein Haupt, das sich mit dem mächtigen Bart zu verbinden schien. Er hatte sein Gesicht einem Adler zugewandt, der sichtlich die Aufmerksamkeit genoss.
Der Hüne hielt in seiner Betrachtung des Tieres inne und wandte sein Antlitz halb zu Lutek um. Aus den kraftvoll wirkenden Gesichtszügen des Riesen blitzten hellblaue Augen freundlich zu ihm hinunter.
»Endlich! Endlich hast du den Weg hierher gefunden, Afalach«, sprach der Gigant mit annähernd sanfter Stimme, die zugleich wie ein Donnerhall durch den Raum wirbelte.
Thotodin stand von seinem Herrschersitz auf. Der kriegerische Gigant strahlte in voller Größe unsterbliche Macht aus. Imposant in der schillernden Rüstung schritt er zwischen den leeren lichtenden Throne auf Lutek zu.
Ehrfürchtig kniete der Rotschopf vor dem Göttlichen Schöpfer nieder. Er ein Spion und Mörder verdiente es nicht, in die Augen des Göttlichen blicken zu dürfen.
»Es gibt keinen Grund, dich vor mir zu verbeugen. Erhebe dich!«
»Warum ich?«, fragte Lutek stockend.
»Du fragst dich, warum du eines meiner Kinder bist. Du, der du Spion von Osgosai bist und ein Mörder unlauterer Individuen?«
»Ja!«
»Blick mir in die Augen!«
Lutek sah zögernd auf. Hellblaue Augen schauten ihn an. Sie hatten denselben Glanz, der auch seinen zueigen war.
»Nun, du möchtest also wissen, warum ein Mörder eines meiner Kinder ist? Ein Assassine mit Gewissen hat mehr innere Werte als ein schwacher König, der seine Untertanen ausbeutet oder ein einfacher Mörder, Vergewaltiger und Folterer. Du bist anders und du möchtest mehr sein als das, was du bist.«
»Ich hatte meine Vergangenheit akzeptiert«, erwiderte Lutek. »Und ich hatte Vergnügen, an dem was ich tat.«
Der gigantische Schöpfer sah Lutek fest in die Augen.
»Trotzdem hattest du in dieser Zeit niemals wahllos getötet. Immer hattest du jene verschont, die ihr Leben nicht mit furchtbaren Taten verwirkten. Du wolltest anders sein.«
»Es gab unter ihnen mit Sicherheit Unschuldige«, knurrte Lutek.
»Fechte dein Urteilsvermögen nicht an. Ich kenne jede Seele und ich kenne jeden Lebensweg. Die, die anderen geholfen hatten, zu hintergehen. Die, die treu jenen beistanden, Tausende von Unschuldige abzuschlachten. Sie sind es, die ihr Leben verwirkten. Du weißt es, aber willst es dir nicht eingestehen. Deine Seele ist mir bekannt, denn du bist die Hand, die vollstreckt. Ich habe dich erschaffen.«
Lutek schüttelte den Kopf. Trotzdem er tatsächlich seine Ziele mit Sorgfalt auswählte und nie übereilt und unbedacht handelte. Er weigerte sich, das einfach so hinzunehmen. Denn es gab einmal jemanden, den er aus niederen Gründen tötete.
»Vergangene Taten

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