Vermächtnis der Sünder: Die Kinder des Einen (German Edition)
lief heftig atmend weiter.
Einige Schritte vor den Drachenwesen wandten sie sich um. Im Gleichschritt rannten sie auf die breite Spalte zu. Verbissen drückte Celena die Hand Luteks fester in ihre.
Ein Zischen in ihren Rücken bekundete, das die Wesen ihren Odem entgegenschleuderten. Fünf Schritte waren sie von der Kante entfernt, da kroch der heiße Atem an ihren Stiefeln entlang. Zwei Schritte noch und sie spürten die Hitze im Nacken. Die Kluft war vor ihnen.
Gleichzeitig sprangen sie. Von Jeamy und Terzios aufgefangen stöhnte Celena schmerzgepeinigt auf. Lutek setzte ohne Hilfe leichtfüßig neben ihr auf.
Die beiden außer Gefahr wissend, konnten Jeamys Bogenschützen ihren Pfeilen freien Lauf lassen. Den Geschossen hatte dieses Gezücht nicht viel entgegensetzen. Sie wichen für einen Moment zurück, nur um aus ihren Rücken die Flügel sprießen zu lassen. Knurrend und zischend nahmen sie die Verfolgung der Gruppe auf.
Mit größter Anstrengung erreichte die gemischte Truppe den hinteren Ausgang des Tempels. Die Pforte, wie die anderen zuvor, verbarrikadierend, rannten sie auf den schneebedeckten Weg weiter, der zu der Gruft des Grabes führte.
Die San-Hüter setzten alles daran die Bestien zurückzuhalten, die durch die verrammelte Pforte brachen. Erzürnt ihre knöchernen Flügel spreizend, kamen die Ungeheuer ihnen langsam und bedrohlich näher. Ihre Schwänze zu gefährlichen Waffen gewandelt, peitschten wütend hin und her. Urplötzlich. Wie unter einem Kommando hielten sie augenblicklich inne. Ihre Köpfe ruckten nach oben, starrten regelrecht in den Himmel. Langsam schritten sie rückwärts.
Es kam den Hütern vor, als ob sie sich vor etwas fürchteten.
Die Untiere sahen sich nunmehr an, drehten sich schwerfällig um und hasteten zurück in den unterirdischen Teil des Tempels.
Bald darauf bekundete hoch über der Gruppe ein raubvogelartiges Kreischen die Ankunft eines großen flügelflatternden Wesens. Die Klauen von sich gestreckt, landete es unweit des Weges im Schnee.
Sein Schnabel weit aufgerissen, fassten die gelb glimmenden Augen des Adlerkopfes die Einganspforte des Tempels scharf ins Auge.
Von dem löwenfellartigen Körper rutschte ein graugesichtiger Belothar vom Rücken herab.
»Da bringen mich keine zehn Pferde mehr rauf«, murmelte er und übergab sich vor allen anderen.
Kapitel 9
Der Tag war jung und hatte nicht einmal die Hälfte seiner Zeit hinter sich, als man ein Lager herrichtete. Während seiner anfallenden Tätigkeit erzählte Lutek von einer uralten Legende, die er einst vernommen hatte. In dieser Geschichte wurden ähnliche knöcherne Wesen, die allerdings nicht fliegen noch Feuer spucken, dafür sehr scharf sehen konnten, Derkoys genannt.
»Nennen wir diese Kreaturen dort im Tempel Derkoys«, meinte er. Und somit hatten die Drachenwesen ihren Namen weg.
Mittlerweile hockte er schweigend, seine kalten Hände gegen die Flammen haltend, neben Celena, die halb sitzend, halb liegend an den Felsen gebettet wurde. Die lodernden Flammen des Feuers wärmten sie, doch sie war weitaus schwächer als zuvor und glitt öfter in einen Dämmerzustand hinein.
Belothar hatte sich von der Übelkeit, die ihm der Flug einbrachte, erholt. Er wollte zu einem späteren Zeitpunkt seine Abenteuer preisgeben, gab er bekannt. »Dafür habe ich jemanden mitgebracht«, meinte er im rätselhaften Ton und griff in seine Seitentasche des Rucksacks.
Als er die Hand wieder herausholte, hielt er eine lebendige bräunliche Ratte in der Hand. Vorsichtig, wie ein kostbares Juwel, setzte er sie auf den Boden neben sich. Kaum berührten ihre Füßchen die Erde, verformte sich das Tier, wurde größer und entpuppte sich schließlich als eine Frau mit ebenholzfarbenem Haar und rehbraunen Augen.
»Darf ich euch vorstellen«, lächelte der König und zeigte auf die Frau, als ob er Zuschauern ein meisterhaftes Kunststück vorgeführt hatte.
»Das ist Magierin Deirdre.«
Deirdre kümmerte sich nicht um die erstaunten Blicke, sondern trat sofort zu Celena, um sie zu untersuchen. Doch auch sie musste sich mit der Tatsache abfinden, nichts gegen den Ernterschnitt ausrichten zu können.
»Es gibt eine Geschichte über den Göttlichen. Sie steht jedoch nicht in den Schriften des Lichts der Schöpferhäuser«, begann Lutek und schaute seine Geliebte an, die durch Deirdres Untersuchung aus ihrem Dämmerzustand erwacht war. Schwer atmend lauschte sie der beruhigenden Stimme des fuchsroten Liebsten.
»Meine Mutter kannte
Weitere Kostenlose Bücher