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Vermächtnis des Pharao

Vermächtnis des Pharao

Titel: Vermächtnis des Pharao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anton Gill
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gibt’s?«
    »Einer meiner Matrosen. Er kommt heraufgerannt, als wäre Seth hinter ihm her.«
    Wenige Augenblicke später wurde der Mann ins Zimmer geführt; er brachte den Geruch von Flußwasser und Schweiß mit. Amotju erkannte den Bootsmann einer seiner kleineren Barken, die die Herrlichkeit-des-Ra wieder flottmachen sollten. Diese Arbeit mußte schnell erledigt werden, denn unbewacht war die Barke den Plünderungen der Dörfler ausgeliefert. Das Hochwasser in diesem Jahr war kläglich gewesen und die Felder hatten karge Ernte geliefert. So konnten die Bauern der Verlockung einer solchen Prise kaum widerstehen, auch wenn Haremheb im Namen des jungen Pharao für Diebstahl harte Strafen festgelegt hatte.
    »Was gibt’s?« fragte Amotju den Mann.
    »Herr, man hat Ani gefunden.«
    Huy und Amotju wechselten einen Blick. Anis Leichnam war nicht gefunden worden, und beide hatten vermutet, er könnte - unglaublich - ein Komplize der Piraten gewesen sein.
    »Er lebt?«
    »Er ist mehr tot als lebendig, Herr. Dem Gemetzel auf der Barke ist er entkommen, aber eines von Sobeks Kindern hat ihm ein Bein abgerissen, einen Unterschenkel. Bauern haben ihn gefunden und versorgt.«
    »Wo ist er jetzt?«
    »Wir haben ihn mit zurückgebracht. Sie bringen ihn zum Haus der Heilung. Die Wunde ist sauber, aber sie muß von den Ärzten untersucht und verbunden werden.«
    »Aber wie geht es ihm?«
    »Die Bauern haben sich gut um ihn gekümmert. Sie erwarten eine Belohnung, denn sie wissen, wer er ist. Er trug noch dein Siegel um den Hals, und sie müssen es von den Schiffen her kennen.«
    Amotju war Huy einen Blick zu. »Gehen wir. Mal sehen, was er uns erzählen kann.«

    Ani konnte von Glück sagen, daß er nicht zu seinen Ahnen heimgekehrt war und daß die Krokodile genug zu fressen gehabt und ihn deshalb nicht stromabwärts verfolgt hatten. Wenn er nicht gegen eines der Tiere geprallt wäre und damit einen Angriff ausgelöst hätte, wäre er vielleicht unversehrt entkommen. Aber unmittelbar, nachdem die mächtigen Kiefer zugeschnappt und ihm das Bein vom Körper gerissen hatten, daß der überwältigende Schmerz ihn hatte ohnmächtig werden lassen, hatte die Strömung ihn erfaßt. Daß er nicht ertrunken war, hatte er der Strömung zu verdanken, die ihn um die Biegung und auf einen schmalen Uferstreifen getragen hatte, ehe ihm zuviel Wasser in die Lunge gedrungen war. Aber er hatte viel Blut verloren, bevor die Bauern ihn gefunden hatten.
    »Und du bist sicher, daß es Medjays waren?« fragte Huy, nachdem Ani berichtet hatte, was passiert war.
    »Ja. Zumindest trugen sie die Tunika.«
    »Hast du welche erkannt?«
    »In der Hitze des Kampfes konnte ich mich nicht um Einzelheiten kümmern. Aber einer, der ziemlich weit vorn stand, war groß für einen Ägypter und recht breitschultrig. Er fiel mir auf, weil er so regungslos im Sattel saß und zusah, wie wir starben. Er könnte aus Mitanni stammen oder aus Syrien. Er hatte hohe Wangenknochen. Aber ich weiß es nicht genau.« Anis Blick huschte zwischen Huy und Amotju hin und her. Er war erschöpft und konnte ihnen offensichtlich nichts weiter erzählen.
    »Danke. Du bist ein tapferer Mann«, sagte Huy.
    Alle drei schwiegen.
    »Was wird jetzt aus mir?« fragte Ani schließlich zögernd. Seinem Tonfall war anzumerken, wie sehr er die Antwort fürchtete.
    »Du wirst dich ausruhen«, sagte Amotju. »Wenn du gesund bist, übernimmst du wieder dein Kommando. Um ein Schiff zu führen, braucht man keine zwei gesunden Beine.«
    Als sie das Haus der Heilung verließen, dachte Huy, daß sein Freund, früheren Zweifeln zum Trotz, immer noch ein Mann war, für den es sich zu kämpfen lohnte.

    In dieser Nach lag Amotju mit dankbar geschlossenen Augen bei ihr, das Gesicht dicht an ihren warmen Brüsten, und ihre Arme umschlangen ihn sicher, schützend und tröstend.
    »Du bist gut zu mir«, sagte er.
    »Ich erwarte nicht von dir, daß du immer nur herkommst, um etwas zu leisten«, antwortete Mutnofret. »Manchmal ist es besser, zu reden.«
    Seufzend öffnete er die Augen und löste sich lange genug von ihr, um sich Wein einzuschenken und zu trinken. Mutnofret beobachtete ihn. Sie trug ein langes, enges Gewand; sie hatte nicht angeboten, es auszuziehen, und er hatte sie auch nicht darum gebeten; sie war erleichtert, denn sie wollte nicht, daß er die Blutergüsse auf ihrem Rücken und Hintern sah, auch wenn sie schon zurückgegangen waren.
    Rechmire war gewalttätiger gewesen als üblich. Sie hatte sich

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