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Vermächtnis des Pharao

Vermächtnis des Pharao

Titel: Vermächtnis des Pharao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anton Gill
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zwar genug, um ihn zu stürzen, war so schwer wie die Belagerung einer ganzen Stadt.

    Zwei Tage nach diesem Gespräch und fünf, nachdem Aset und Huy sich in der Dämmerung ihres Gartens geliebt hatten, schwamm die Goldbarke Herrlichkeit-des-Ra in der Strommitte und hatte nach sechs Tagen ihrer Reise von Aswan flußabwärts nach Esna die Hälfte hinter sich. An Bord hatte sie eine Ladung nubisches Gold. Jetzt, da die Trockenheit schon so weit fortgeschritten war, regte sich kaum etwas auf den kleinen Bauernhöfen, die sporadisch rechts und links am Flußufer zu sehen waren; ohnehin war dies ein einsamer Abschnitt, in dem nur wenige Menschen wohnten. Wegen der wertvollen Ladung hatte Ani, einer von Amotjus leitenden Schiffsführern, eine Abteilung nubischer Marinesoldaten als Privatgarde an Bord genommen; diese hatten im Bug und am Heck Stellung bezogen, mit Bogen und Lanzen bewaffnet. Der Fluß strömte hier breit und träge, und selbst wenn alle Mann ruderten, konnte die überlastete Herlichkeit-des-Ra einem leichteren, schnelleren Boot kaum entkommen oder ein Schnippchen schlagen. Bis jetzt war die Reise angenehm ereignislos verlaufen; trotzdem musterte Ani mit besorgtem Blick den Horizont voraus und achtern. Schon ein Teil seiner Ladung würde Flußpiraten zu reichen Männern machen, und ein Reiter hätte von Nubien aus die Kunde von seinem Schiff viel schneller zu befördern vermocht, als das Schiff reisen konnte.
    Die Sonne hatte sich vor zwei Stunden über den Horizont erhoben, und allmählich glaubte er, daß sie inzwischen zu weit flußabwärts gekommen waren, um noch einen Überfall befürchten zu müssen. In dem Augenblick meldete der vordere Ausguck ein Segel in Sicht. Ani schaute angestrengt. Hinter ihm blinkte, säuberlich gestapelt im breiten, offenen Laderaum, das Gold. Es war großenteils in rohen, in den Sand gegrabenen Formen zu Barren gegossen worden und noch unrein. Auf beiden Seiten des schmalen Decksstreifen bezog die Besatzung Posten an den verstauten Rudern.
    Einen kurzen Moment war das Licht so grell, daß er das hellbraune Segel, das ihnen da entgegenkam, nicht vom Himmel unterscheiden konnte, aber sowie er es entdeckt hatte, wußte er, daß er sich auf das Schlimmste gefaßt machen mußte. Was ihm den Fluß herauf entgegenkam, war kein Handelsschiff, sondern ein leichtes Handelsboot von der Art, die man ihrer Geschwindigkeit wegen an der öden Küste des Östlichen Meeres, aber auch als Kriegsschiff einsetzte. Da am Mast nicht der Wimpel des Pharao flatterte, war es kein Patrouillenboot der Marine.
    Ein Zusammentreffen war unvermeidbar; deshalb verging die nächste Stunde mit Vorbereitungen. Eine große Segeltuchpersenning wurde über die Ladung gezogen und die Nubier stellten sich im Bug und vorn an beiden Seiten des Schiffes auf; sie hatten ihre Bogen schußbereit und stellten ihre Köcher aufrecht neben sich. Die Matrosen machten die Ruder los - eher, um sie als Waffen zu benutzen und eine Entermannschaft abzuhalten, als um damit zu rudern. Sie fuhren mit dem Strom und das war ein Vorteil; andererseits konnte das leichte Boot, das da herankam, sie umkreisen, wenn es wollte.
    Nach der langen Wartezeit kam der Angriff schließlich überraschend und ohne Vorwarnung. Die beiden Boote waren noch nicht auf gleicher Höhe, als vom Bug des herankommenden Fahrzeugs ein Pfeil geflogen kam und einem der Marinesoldaten den Hals durchbohrte. Ein Glückstreffer. Der Mann fiel wie von der Axt gefällt auf die Plane über dem Laderaum, und sein Blut spritzte im Handumdrehen über das schmutzigweiße Segeltuch. Es blieb keine Zeit zu reagieren, denn auf diesen ersten Schuß folgte ein Hagel von Pfeilen, die mit lautem Rattern von den Flanken der Barke abprallten oder sich mit dumpfem Schlag in das hölzerne Deck bohrten. In dieser ersten Salve fielen noch zwei Matrosen und ein Marinesoldat. Einer hatte einen Pfeil in den Magen bekommen und der Soldat war genau in den Mund getroffen worden. Ein Blutschwall schoß hervor und er starrte ungläubig darauf, bevor sich seine Augen verschleierten. Den anderen Matrosen hatte es an der Schulter erwischt. Er wälzte sich neben seinem toten Kameraden auf der Plane und heulte vor Schmerzen, bis Ani dem Bootsmann befahl, hinunterzuklettern und den Pfeil vollends durch die Schulter und herauszuziehen.
    Als sich der Abstand zwischen den beiden Schiffen verringerte, erwiderte die Herrlichkeit-des-Ra das Feuer. Das Piratenschiff strich jetzt das Segel, um nicht

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