Vermächtnis
landesweiten Kampagnen bei der Verringerung des Salzkonsums zu helfen. Wie dabei jedoch sehr schnell klar wurde, konnten die Staaten dieses Ziel nicht erreichen, ohne sich die Mitarbeit der Lebensmittelindustrie zu sichern und dafür zu sorgen, dass diese ihren verarbeiteten Produkten weniger Salz zusetzte. Die Verringerung erfolgte allmählich: Alle ein bis zwei Jahre werden zehn oder 20 Prozent weniger Salz zugesetzt, ein so geringer Rückgang, dass die Öffentlichkeit ihn nicht bemerkt. Großbritannien, Japan, Finnland und Portugal betreiben solche Kampagnen schon seit 20 bis 40 Jahren; dies führte dazu, dass der Salzkonsum und in der Folge auch die Gesundheitskosten zurückgingen, während sich gleichzeitig in den staatlichen Gesundheitsstatistiken die bereits erwähnten Verbesserungen zeigten.
Sind wir als Bürger der Industriestaaten demnach hilflose Schachfiguren in den Händen der Lebensmittelhersteller, und können wir selbst zur Verringerung von Salzkonsum und Blutdruck kaum etwas tun, außer um eine wirksame staatliche Anti-Salz-Kampagne zu bitten? Nein. Neben dem Vermeiden des Salzstreuers können wir einen anderen großen Schritt in die richtige Richtung tun: Wir können uns gesund mit viel frischen und wenig verarbeiteten Lebensmitteln ernähren – insbesondere mit viel Gemüse, Obst, Ballaststoffen, komplexen Kohlenhydraten, salzarmen Milchprodukten einschließlich des Käses, Vollkornprodukten, Geflügel, Fisch (ja, wir dürfen auch fetten Fisch essen), Pflanzenöl und Nüssen, aber wenig rotem Fleisch, Süßigkeiten, zuckerhaltigen Getränken, Butter, Sahne, Cholesterin und gesättigten Fettsäuren. In kontrollierten Experimenten an Freiwilligen konnte eine solche Ernährung – sie wird nach dem englischen
Dietary Approaches to Stop Hypertension
(Ernährungsbasierter Ansatz zur Verhinderung des Bluthochdrucks) auch als DASH -Ernährung bezeichnet – den Blutdruck deutlich senken.
Manch einer denkt nun vielleicht: Ich werde mich auf keinen Fall mit einer geschmacklosen, fettarmen Ernährung abfinden und mir den Spaß am Essen verderben lassen, nur um zehn Jahre länger zu leben: Lieber genieße ich 70 Jahre lang großartiges Essen und Wein, als 80 Jahre mit fadem, salzarmem Gebäck und Wasser zu leben. In Wirklichkeit wurde die DASH -Ernährung nach der sogenannten Mittelmeer-Ernährung mit ihrem üppigen Fettgehalt von 38 Prozent gestaltet; der Name erinnert daran, dass Italiener, Spanier, Griechen und viele Franzosen sich traditionell so ernähren. (Das Fett in der DASH - und Mittelmeer-Ernährung liegt zum größten Teil in Form sogenannter einfach ungesättigter Fettsäuren vor, die der Gesundheit zuträglich sind.) Diese Menschen essen keine Kekse und trinken kein Wasser: Sie erfreuen sich der besten Küche in der westlichen Zivilisation. Die Italiener, die täglich ihre großartigen Nudeln, Brot, Käse, Olivenöl und andere Triumphe ihrer landestypischen Küche und Landwirtschaft verzehren, gehören im Durchschnitt zu den schlanksten Menschen der westlichen Welt. Gleichzeitig haben wir Amerikaner, deren Ernährung alles andere als mediterran ist, im Durchschnitt den größten Taillenumfang des Westens. Ein Drittel aller erwachsenen US -Amerikaner ist fettsüchtig, ein weiteres Drittel hat »nur« Übergewicht; und dabei haben wir nicht einmal den Trost, dass wir diesen Preis für die Freuden einer italienischen Küche bezahlen. Jeder von uns kann also hervorragendes Essen genießen und gleichzeitig gesund bleiben.
Diabetes
Eine westliche Ernährung mit viel Zucker und zuckerliefernden Kohlenhydraten ist für den Diabetes das, was das Salz für den Bluthochdruck ist. Als meine beiden Söhne – sie sind Zwillinge – so klein waren, dass sie noch nichts über gesunde Ernährung wissen konnten, bedeutete ein Gang in den Supermarkt mit ihnen für meine Frau und mich einen Spießrutenlaufen zwischen den süßen Gefahren. Bei den Lebensmitteln, die zum Frühstück verzehrt wurden, ließen meine Kinder sich durch die Wahl zwischen Apple Cinnamon Cheerios und Fruit Loops verführen, die nach Angaben der Hersteller einen Kohlenhydratgehalt von 85 beziehungsweise 89 Prozent haben, wobei die Hälfte der Kohlenhydrate in Form von Zucker enthalten ist. Schachteln, auf denen die berühmten Schildkröten mit Ninja-Kräften abgebildet waren, verführten die Kinder, uns um Teenage Mutant Ninja Turtles Cheese Pasta Dinner zu bitten, Kohlenhydratgehalt 81 Prozent. Bei den Snacks hatten
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