Vermächtnis
sie die Wahl zwischen Fruit Bears ( 92 Prozent Kohlenhydrate, kein Protein) und Teddy Graham’s Bearwich Chocolate Cookies mit Vanillecreme ( 71 Prozent Kohlenhydrate); in den Zutatenlisten beider Produkte war neben Zucker auch Maissirup aufgeführt.
Alle diese Produkte enthalten wenig oder gar keine Ballaststoffe. Im Vergleich zu der Ernährung, an die wir aufgrund unserer Evolutionsvergangenheit angepasst sind, enthalten sie viel mehr Zucker und andere Kohlenhydrate (nämlich 71 bis 95 Prozent anstelle von 15 bis 55 Prozent), aber viel weniger Proteine und Ballaststoffe. Ich erwähne diese Marken nicht deshalb, weil sie besonders ungewöhnlich wären, sondern im Gegenteil gerade weil ihre Zusammensetzung für die verfügbaren Produkte typisch ist. Um das Jahr 1700 nahm jeder Bewohner Englands und der Vereinigten Staaten (die damals noch eine Kolonie waren) nur rund 1800 Gramm Zucker im Jahr zu sich, heute sind es nahezu 70 Kilo. Ein Viertel der heutigen US -Bevölkerung verzehrt im Jahr mehr als 90 Kilo Zucker. Wie sich in einer Studie an amerikanischen Achtklässlern herausstellte, bestand ihre Ernährung zu 40 Prozent aus Zucker und zuckerliefernden Kohlenhydraten. Angesichts der Tatsache, dass in den Supermärkten Lebensmittel wie die gerade erwähnten lauern und sowohl Kinder als auch ihre Eltern in Versuchung führen, ist es nicht verwunderlich, dass die Folgen des Diabetes, der am weitesten verbreiteten Störung des Kohlenhydratstoffwechsels, die Todesursache vieler Leser dieses Buches sein werden. Ebenso ist es kein Wunder, dass wir an Karies leiden, die bei den !Kung sehr selten ist. Als ich in den 1970 er Jahren in Schottland lebte, wo Kuchen und Süßigkeiten in großen Mengen verzehrt wurden, erzählte man mir, manche Schotten hätten bereits als Teenager den größten Teil ihrer Zähne durch Karies verloren.
Die eigentliche Ursache für die vielen Schäden, die der Diabetes in unserem Organismus anrichtet, ist eine hohe Konzentration des Zuckers Glucose (Traubenzucker) im Blut. Sie hat zur Folge, dass die Glucose in den Urin einsickert: Wegen dieses Symptoms lautet der vollständige Name der Krankheit Diabetes mellitus, was wörtlich »Durchfließen von Honig« bedeutet. Diabetes ist nicht ansteckend und führt auch nicht schnell zum Tode; deshalb macht die Krankheit, anders als beispielsweise AIDS , in der Presse keine Schlagzeilen. Dennoch stellt die weltweite Diabetes-Epidemie, was die Zahl der Opfer und das Ausmaß des Leidens angeht, die AIDS -Epidemie bei weitem in den Schatten. Diabetes schädigt die Betroffenen langsam und schränkt ihre Lebensqualität ein. Da alle Zellen unseres Organismus dem Zucker aus dem Blut ausgesetzt sind, kann der Diabetes nahezu alle Organsysteme beeinträchtigen. Aufgrund solcher Sekundärfolgen ist er unter den Erwachsenen in den Vereinigten Staaten die häufigste Ursache von Blindheit, die zweithäufigste Ursache nicht verletzungsbedingter Fuß-Amputationen, die Ursache für ein Drittel aller Fälle von Nierenversagen, ein wichtiger Risikofaktor für Schlaganfall, Herzinfarkt, periphere Gefäßkrankheiten und Nervenverfall, und die Ursache für jährlich mehr als 100 Milliarden Dollar an Gesundheitskosten (das sind 15 Prozent aller krankheitsbedingten Kosten). Oder, um Wilfrid Oakley zu zitieren: »Der Mensch ist vielleicht seines Glückes Schmied, aber er kann auch zum Opfer seines Blutzuckers werden.«
Im Jahr 2010 wurde die Zahl der Diabetiker weltweit auf rund 300 Millionen geschätzt. Diese Zahl dürfte zu niedrig gegriffen sein, denn höchstwahrscheinlich gibt es insbesondere in den medizinisch schlecht versorgten Ländern der Dritten Welt weitere, nicht diagnostizierte Fälle. Die Zahl wächst jedes Jahr um rund 2 , 2 Prozent, nahezu doppelt so schnell wie die erwachsene Weltbevölkerung; der Anteil der Bevölkerung, der an der Zuckerkrankheit leidet, nimmt also zu. Wenn sich in der Welt neben dem Bevölkerungswachstum, der Alterung und den Wanderungsbewegungen in die Städte (die zu einer sesshafteren Lebensweise und damit zu einer größeren Diabeteshäufigkeit beiträgt) nichts ändert, wird die Zahl der Krankheitsfälle im Jahr 2030 den Voraussagen zufolge bei rund 500 Millionen liegen. Damit wäre der Diabetes eine der häufigsten Krankheiten der Welt und auch eines der größten Probleme für das Gesundheitswesen. In Wirklichkeit ist die Prognose sogar noch düsterer, denn auch andere Risikofaktoren für Diabetes
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