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Vermählt mit einem Fremden

Vermählt mit einem Fremden

Titel: Vermählt mit einem Fremden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ANNE O'BRIEN
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Misstrauen machte sich auf dem Gesicht des Mannes breit, aber in seinen Augen glühte ein herausfordernder Funke. „Und Sie, Sir?“
    „Lucius Hallaston.“
    „Nu, Mr. Hallaston, der Captain sagt, das hier ist für Sie.“ Er reichte ihm einen Becher Ale.
    Die Frau, die sich im Zimmer zu schaffen gemacht hatte, stupste George mit dem Tablett zur Seite. „Eins jedenfalls sag’ ich, auch wenn’s mich vielleicht nichts angeht – je eher Sie fort sind, desto besser für uns alle, und besonders für …“
    „Geh doch fort, Meggie“, unterbrach George sie barsch, „lass den Mann in Ruhe trinken.“
    „Ich wollt’ nur sagen, dass …“
    „Reden ist Silber, Schweigen ist Gold“, knurrte George.
    Mit einem dankbaren Lächeln, das Meggie, schon wieder auf ihrem Weg hinaus, übersah, hatte Lucius die Schale entgegengenommen, so gut es trotz des verletzten Armes ging, und begann nun zu löffeln. Es war eine köstliche Hühnerbrühe, und erst jetzt wurde ihm bewusst, wie lange er nichts mehr gegessen hatte.
    Derweilen hatte George sich am Bett niedergelassen; vorgebeugt, seine Arme auf die strammen Schenkel gestützt, schien er auf eine Unterhaltung eingerichtet. Etwa so wie Harry Lydyard zuvor.
    Hungrig aß Lucius und hob schließlich die Schale an den Mund, um sie ganz zu leeren.
    „Und, sind Sie ein Spion, Sir?“
    Lucius stellte die Schale auf seinem Schoß ab und tupfte sich mit der Serviette, die Meggie ebenfalls gebracht hatte, den Mund. „Warum gehen alle davon aus, dass ich ein Spion bin?“, fragte er unwillig. „Nein, ich bin keiner.“ Mehr sagte er nicht dazu, obwohl sich auf Georges wettergegerbtem Gesicht eindeutig Unglaube spiegelte. Schließlich konnte er nicht das Gegenteil beweisen, also war es sinnlos, weiter darauf zu beharren. „Komme ich wohl irgendwie nach Brighton?“
    „Ja, wenn Sie in der Lage sind, Ihre Beine zu gebrauchen.“
    „Das wird wohl gehen. Ich will niemanden mehr behelligen als nötig. Die Magd – Jenny heißt sie? Ich habe ihr zu danken. Ich glaube, sie saß die Nacht über bei mir, als ich fieberte.“
    „Nein, das war nicht Jenny. War wohl der Captain.“
    Spürte er da ein Zögern, einen Hauch von Missbilligung? Hm, und wenn ja, warum sollte es diesen Fischer überhaupt interessieren?
    Aber um darüber nachzudenken, schmerzte ihm der Kopf immer noch zu sehr. „Dann gehört mein Dank dem Captain. Lydyard war sein Name, richtig? Eine alteingesessene Familie?“
    „Aye, Sir. Der Bruder vom Captain hat seinen Besitz auch hier. Sir Wallace.“
    „Dann will ich mich, ehe ich gehe, bei Captain Harry für seine Gastfreundschaft bedanken.“ Vorsichtig stellte Lucius die Suppenschale auf den Nachttisch.
    „Glaub, er ist grad nicht hier. Soll ich Sie rasieren, Sir?“
    War da wieder dieser grimmige Blick? „Nein, danke; wenn Sie nur die Wasserschüssel und das Handtuch nehmen wollen? Das Rasiermesser halte ich schon selbst, mit der rechten Hand. Der linke Arm ist im Augenblick ziemlich nutzlos. Gibt es einen Spiegel?“
    „Aye, Sir“, wiederholte George, während er einen kleinen Spiegel auf seinem Schenkel blank rieb. Schmunzelnd fügte er hinzu: „Ihr Anblick wird Ihnen nicht gefallen.“
    „Himmel! Das ist ja grässlich!“ Entsetzt musterte Lucius sein Spiegelbild, fuhr mit der Hand über seinen Stoppelbart und tastete über die tiefe Schramme auf seiner Wange. Scharf aufkeuchend zuckte er zusammen, so behutsam er auch vorgegangen war. Wenn er so eitel wäre wie sein jüngerer Bruder, der gerade eine Phase ausgeprägten Dandytums durchlief, würde er vermutlich verzweifeln. Dazu die Schwellungen und Blutergüsse an Schläfe und Kinn und das verfilzte Haar, das von weiß Gott was verklebt war. „Ich sehe aus wie ein Verbrecher! Scheußlich!“
    „Hat Captain Harry auch gesagt. Hat es, so gut es ging, gesäubert.“
    „Hm, dann lass uns schauen, was man daraus machen kann.“
    Eine halbe Stunde später fand Lucius, dass er wieder respektabler aussah. Nach dem Rasieren kämpfte er sich in Hosen und Stiefel, beides zum Glück sein Eigentum, wenn auch hoffnungslos verdorben, und in ein geborgtes Leinenhemd von zumindest guter Qualität.
    „Besser ging es nicht“, meinte George entschuldigend, während er ihm in die Stiefel half. „Meggie versucht gerade, Ihnen einen Überrock zu besorgen. Ihrer ist hin, Sir. Na, bis dahin – was halten Sie hiervon?“ Mit breitem Grinsen hielt er eine grell gemusterte Hausjacke in die Höhe.
    Auch Lucius grinste. „Hölle

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