Vermählt mit einem Fremden
verwirrt von dieser Vision in Seide und Spitzen wie von seinem jähen Wunsch, sie vor dem Gespött der Gesellschaft zu beschützen, brachte er nur eins zuwege: Er ergriff die Hand seiner süßen Schmugglerin und hauchte einen Kuss auf ihre Fingerspitzen, die sachte bebten.
„Miss Lydyard, ich schwöre, eine elegantere Braut fand kein Mann je am Altar vor“, sagte er galant.
„Schöne Worte“, entgegnete sie. „Der Bräutigam ist noch eleganter. Ich zweifelte, ob Sie kommen würden.“
„Kann man auf mein Wort nicht vertrauen?“
„Ich weiß es nicht“, sagte sie, wie stets verheerend freimütig. „Vielleicht hängt es davon ab, wie dringend Sie mein Boot brauchen. Sie sagten mir nicht, was Sie eigentlich in Frankreich zu tun hatten.“
„Miss Lydyard, Sie tun mir Unrecht“, schalt Lucius ein wenig irritiert. Nun gut, seine Motive waren nicht völlig uneigennützig, was seine Braut ihm gerade zielsicher aufs Brot strich. Doch das konnte man wohl kaum in diesem Moment vertiefen. Feierlich legte er ihre Hand auf seinen Arm und sagte: „Welche Zweifel Sie auch hegen mögen, ich werde mein Ihnen gegebenes Versprechen halten.“
Ihr Lächeln strahlte auch in ihren Augen und verschönte ihr Gesicht ganz wunderbar. „Gut, dann gehen wir besser hinein, ehe wir es uns beide anders überlegen. So entkommen wir wenigstens Wallaces albernen Reden über den betrüblichen Zustand meines Rufs.“
„Nun, Mylady, es ist getan.“
„Ja.“
Harriette wunderte sich immer noch. Sie war tatsächlich mit dem Earl of Venmore vermählt, in einer Zeremonie, die nicht länger gedauert hatte, als die Lydyard’s Ghost zum Auslaufen bereit zu machen. Der goldene Ring mit einem Kranz aus Saphiren – ein Hallaston-Erbstück – steckte fest an ihrem Finger. Wallace konnte seinen Triumph kaum unterdrücken, Augusta versuchte es erst gar nicht.
Ihr Bräutigam hatte die notwendigen Worte ruhig und entsprechend feierlich gesprochen, was ihre Aufregung ein wenig dämpfte. Nur einmal spürte sie, wie sein Arm sich anspannte – als der Pfarrer ihren Namen verlas: Harriette Marie-Louise d’Aspré Lydyard. Natürlich hatte er von ihrer französischen Abstammung nichts gewusst, und ihr war nicht der Gedanke gekommen, es ihm zu sagen. Ob er etwas einwenden würde? Aber warum sollte er? Obwohl eine Schmugglerin mit französischem Blut in der derzeitigen politischen Lage vielleicht schwer zu akzeptieren war.
Ansonsten konnte Harriette ihm nichts vorwerfen. Er war ein Muster an Eleganz, und sein gutes Aussehen wurde durch die schlichte, zurückhaltende Vornehmheit seines Anzugs noch betont. Dezent gestreifte seidene Weste unter einem dunkelblauen Frackrock, helle Pantalons, weißes Hemd und makellos gebundenes Krawattentuch. Noch dazu hatte er davon abgesehen, sie mit einem modisch herausgeputzten Gefolge zu überwältigen, auch begleitete ihn niemand aus seiner Familie, was sie erleichtert zur Kenntnis genommen hatte. Gleichzeitig fragte sie sich unwillkürlich, ob er sich ihrer schämte.
Würde je irgendetwas wieder unkompliziert sein?
Schluss damit! Harriette sprach ihr Ehegelöbnis mit klarer, fester Stimme, fast schon herausfordernd. Der Earl musste sie nehmen, wie sie war, und sie würden beide aus diesem zweifelhaften Handel das Beste machen müssen.
Für sie selbst allerdings, fand sie, war es kein schlechter Handel. Im dämmrigen Licht der kleinen Kirche hatte sie verstohlen zu ihm aufgesehen, doch er hatte es gespürt und lächelnd ihren Blick erwidert. Was er in diesem Augenblick empfand, hatte sie in seinen Augen nicht lesen können. Ihre Würde gebot ihr, den Blick zu halten, obwohl sie tief errötete, und unter ihrem ruhigen Äußeren erbebte ihr Herz verlangend. Wie großartig er aussah! Nun, da seine Verletzungen so gut wie abgeheilt waren, bewegte er sich mit geschmeidiger Anmut. Die Blutergüsse waren verblasst, und nur die Schramme auf seiner Wange stach noch scharf hervor, was ihm einen verwegenen Anstrich gab und ihn noch attraktiver machte.
„Dass du französische Verwandtschaft hast, wusste ich nicht“, sagte er, während sie aus der Kirche traten.
„Meine Mutter war Französin. Macht es dir etwas aus?“
„Nein. Nur hattest du es nicht erwähnt.“
„Nicht alle sind so tolerant, jetzt, während der Kriegszeiten. Mein Vater zog es vor, sie aus dem Gedächtnis zu streichen, als sie starb, und mein Bruder verdrängt meine Blutsbande zum Feind lieber ganz und gar.“
„Das tut mir leid.“ Einen
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