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Vermählt mit einem Fremden

Vermählt mit einem Fremden

Titel: Vermählt mit einem Fremden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ANNE O'BRIEN
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und so ungerecht erlebt, außer wenn ein Schmuggeltörn zu scheitern drohte. Und nun warf er ihr Arroganz und Berechnung vor. „Das ist nicht wahr, wie du sehr gut weißt“, erwiderte sie harsch. „Der Titel interessiert mich überhaupt nicht. Wie kannst du das nach all den Jahren, die wir uns kennen, von mir glauben!“
    „Für mich sieht es so aus!“
    „Dann verstehst du mich falsch.“ Ihr ungläubiges Staunen mischte sich mit Zorn. Musste Alex sie nicht gut genug kennen, um sie derart anzuklagen? „Komm, schau mich nicht so düster an. Wir müssen uns nicht auch noch entzweien!“
    Doch sie konnte ihn nicht versöhnen. „Möchte er nicht, dass du mit der Schmuggelei aufhörst?“
    „Das ja.“
    „Und? Wirst du ihm folgen wie ein braves kleines Weibchen?“
    „Er befahl es nicht, er möchte es. Und ich schulde es ihm, aber dazu steht dir keine Äußerung zu.“
    „Er wird es fordern, du wirst schon sehen!“
    „Nein, von Fordern war keine Rede. Komm, Alex, lass uns nicht streiten.“ Bittend blickte sie ihn an, sah seine unnachgiebige Miene, doch dann schien er sich zu fassen.
    „Ich dachte, wir würden zusammen auf Lydyard’s Pride leben, uns dort heimisch einrichten.“
    „Das geht nicht, Alex. Ich weiß, du liebst es genauso sehr wie ich, es war das Erbteil deiner Mutter, die es mir übereignete.“
    Als ob ihm die Worte fehlten, sie zu überreden, umklammerte er krampfhaft ihre Hände, während er ihr forschend in die Augen sah.
    „Alex, du willst mich doch gar nicht heiraten!“, rief sie, ihre Hände fortziehend.
    Er ließ sie los, rieb sich über die Wange und lachte ein wenig. „Verzeih, Harriette, du musst mich für genauso stur halten wie deinen Bruder.“ Er drückte ihr einen brüderlichen Kuss auf die Wange. „Ich werde mich nicht querstellen, tu, wie du magst. Ich wünsche dir Glück. Und vergiss nicht, ich bin dein Freund.“
    Harriette atmete erleichtert auf. Er hatte sie nur retten wollen!
    Alexander ging zu der Fenstertür, und während er ins Freie trat, schaute er sich noch einmal angespannt lächelnd um. „Was er zu bieten hat, sind nur sein Titel und seine Börse.“
    „Ist er denn wirklich so reich?“
    „Natürlich. Wusstest du das nicht? Die Hallastons sind stolz wie der Teufel und reich wie König Midas. Allein mit dem, was sie an Kleingeld mit sich herumtragen, könnten sie Lydyard’s Pride zehnmal erwerben.“
    „Das wusste ich nicht.“
    „Ich wette, Wallace wusste es sehr genau. Warum sonst hätte er sich so beeilt, Venmore für dich einzufangen.“
    Harriette erbleichte.
    „Mach dir nicht draus, Cousinchen. Nur verlier nicht dein Herz an ihn.“
    „Nein, so unklug bin ich nicht.“ Allerdings fürchtete sie – wusste sie –, dass ihr in der Zeitspanne, da er blutend vor ihren Füßen in ihrem Boot gelandet war, bis zu seinen Worten, dass sie nun zu ihm gehöre, eben das schon geschehen war. Der bloße Gedanke daran, mit Lucius Hallaston verheiratet zu sein, von ihm geküsst zu werden, ihm ihren Körper zu überlassen, ließ sie erbeben und trieb ihr die Hitze ins Gesicht.
    „Nun, dann kann ich dir nur noch viel Glück wünschen, Cousine“, sagte Alexander lächelnd.
    Ob sie sich den mangelnden Nachdruck seines Wunsches nur einbildete? Und was die Sache betraf, von Alexander vor Venmore gerettet zu werden – im Grunde ihres Herzen hegte sie nicht das mindeste Verlangen, überhaupt gerettet zu werden.

5. KAPITEL
    Während Lucius, Earl of Venmore, vor der kleinen Kirche in Old Wincomlee wartete, überlegte er, ob Miss Harriette Lydyard wohl zu ihrer Hochzeit erscheinen werde oder ob sie es sich anders überlegt und sich ihrem Bruder widersetzt hatte. Er warf einen Blick auf seine Taschenuhr – die Braut verspätete sich. Zwischen den Wipfeln der Ulmen hinter der Kirche sah man die Dächer von Whitescar Hall hindurchschimmern. Ob er dort ans Tor hämmern und die Dame einfordern sollte?
    Um etwa zu erfahren, dass Captain Harry ihm entwischt war und mit der Lydyard’s Ghost irgendwo vor der französischen Küste kreuzte?
    Sie verspätete sich.
    Missmut – oder sollte es Furcht sein, dass sie ihn tatsächlich vor dem Altar stehen lassen würde? – machte ihn ungeduldig. Um der Wahrheit die Ehre zu geben, hatte er nie zuvor eine so widerspenstige Frau erlebt, und zynisch amüsiert gestand er sich ein, dass es ihn ärgerte.
    Unwillkürlich legte er die Hand auf seine Brust, wo in der Tasche seines Rockes der Brief ruhte, den er zu seinem Erstaunen in der

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